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Umwelt

Autoabgase fördern Frühgeburten

Organische Komponenten des Feinstaubs erhöhen Risiko um bis zu 30 Prozent

Das Risiko für eine Frühgeburt steigt, wenn schwangere Frauen in Gebieten mit hoher verkehrsbedingter Luftverschmutzung leben. Das haben US-amerikanische Forscher bei einer Studie im Ballungsraum Los Angeles in Kalifornien festgestellt. Besonders die in Feinstaub enthaltenen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAH) seien mit einem Anstieg der Frühgeburten um bis zu 30 Prozent verbunden, berichten die Wissenschaftler demnächst im Fachmagazin „Environmental Health“. Hohe Konzentrationen weiterer giftiger Substanzen aus Autoabgasen, wie Benzol und Dieselruß, hätten zu einem Anstieg der Frühgeburtsrate um rund zehn Prozent geführt.

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„Dass es einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und geringem Geburtsgewicht sowie Frühgeburten gibt, ist schon länger bekannt“, sagt Studienleiterin Beate Ritz von der University of California in Los Angeles. Jetzt habe habe man festgestellt, welche Schadstoffe zu dieser Wirkung beitragen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass PAH aus Fahrzeugabgasen, aber auch aus anderen Quellen, von besonderer Bedeutung sind.“

Waren die Frauen gegen Ende der Schwangerschaft hohen Werten von Kohlenmonoxid, Stickoxiden und Feinstaub ausgesetzt, sei ihr Risiko für eine Frühgeburt besonders hoch gewesen, berichten die Forscher. Der Zusammenhang zwischen Luftschadstoffen und Frühgeburten sei auch dann bestehen geblieben, wenn Effekte durch Rauchen oder geringes Einkommen berücksichtigt wurden.

Luftschadstoffe im Ballungsraum Los Angeles ausgewertet

Für ihre Studie hatten die Forscher über 22 Monate lang Schadstoffwerte von sieben in Los Angeles County verteilten staatliche Messstellen ausgewertet, die unter anderem Stickoxide, Ozon, Feinstaub und Kohlenmonoxid registrierten. Zusätzlich nutzten die Wissenschaftler Informationen über giftige Chemikalien der Luftgüteüberwachung des South Coastal Air Quality Management. Als Drittes setzten sie ein Modell des verkehrsbedingten Abgasausstoßes für diese Region ein.

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Informationen über Geburten und den Status der Säuglinge bezogen die Wissenschaftler von der kalifornischen Gesundheitsbehörde. Aus rund 276.000 Geburten seien dabei nur die 110.429 Frauen berücksichtigt worden, die im Umkreis von fünf Kilometern um eine Luftgütemessstelle lebten.

Die Studie habe erstmals auch detailliert die räumlichen und zeitlichen Zusammenhänge von Schadstoffen und Frühgeburten aufgezeigt. Dies sei eine wichtige Voraussetzung, um die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die öffentliche Gesundheit reduzieren zu können.

Schadstoffe wirken entzündungsfördernd und zellschädigend

PAHs und andere Feinstaubkomponenten lösten die Frühgeburten vermutlich aus, indem sie Entzündungen förderten und Reparaturmechanismen des Körpers hemmten, meinen die Forscher. Es sei bekannt, dass organische Komponenten des Feinstaubs Schleimhautzellen dazu anregen, vermehrt Entzündungsstoffe freizusetzen. In den Mitochondrien, den „Kraftwerken“ der Zellen, seien in Laborstudien zudem Schäden durch Feinstaubpartikel festgestellt worden.

Neben PAHs, Benzol und anderen organischen Komponenten habe sich aber auch eine starke Wirkung von Ammoniumnitrat gezeigt, berichten die Wissenschaftler. Diese Substanz entsteht in der Luft durch Reaktion mehrerer Luftschadstoffe miteinander. Lagen die Konzentrationen dieses Stoffs hoch, stieg der Anteil der Frühgeburten um 21 Prozent. „Die Erhöhung des Frühgeburtsrisikos durch Ammoniumnitrat deutet darauf hin, dass auch sekundär entstehende Schadstoffe die Gesundheit der ungeborenen Kinder negativ beeinflussen“, sagt Ritz. (Environmental Health, 2011)

(Environmental Health / dapd, 07.10.2011 – NPO)

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