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Zoologie

Aufsplitterung bedroht Überleben der Orang-Utans auf Sumatra

Eingeschränkter Genaustausch verstärkt Gefährdung der vom Aussterben bedrohten Art

Dieser Orang-Utan mit Jungem gehört zu der auf Sumatra lebenden Unterart (Pongo abelii) dieser Menschenaffen. © Michael Kreutzen, University of Zurich

Geografische Barrieren gefährden das Überleben der letzten Orang-Utans auf Sumatra: Denn unpassierbare Flüsse und ein Vulkankrater behindern den Genaustausch zwischen den vielen kleinen Untergruppen der vom Aussterben bedrohten Menschenaffen. Das hat ein internationales Forscherteam mittels Genanalysen der Sumatra-Orang-Utans festgestellt. Durch die Barrieren seien genetisch isolierte Gruppen von jeweils nur wenigen hundert Tieren entstanden, berichten sie im Fachmagazin „Journal of Heredity“. „In solchen isolierten, kleinen Populationen nimmt die genetische Vielfalt unausweichlich ab und die negativen Folgen von Inzucht mehren sich“, sagt Erstautor Alexander Nater von der Universität Zürich. Dadurch seien die lokalen Gruppen der Sumatra-Orang-Utans in besonders großer Gefahr, auszusterben.

Obwohl die asiatischen Menschenaffen einst über ganz Sumatra verbreitet waren, existieren heute geschätzt nur noch 6.600 Exemplare, wie die Forscher berichten. Ihr Lebensraum sei auf wenige kleine Waldreste am Nordende der Insel beschränkt. Die Abholzung des Regenwalds sei einer der Hauptursachen für den Rückgang dieser großen Menschenaffen. Aus den Genanalysen gehe beispielsweise hervor, dass es an der Westküste Sumatras früher große Populationen von Orang-Utans gegeben haben müsse. Heute sei dieser Bestand auf nur noch 400 Tiere zusammengeschrumpft.

Zentraler Höhenrücken als überlebenswichtige Brücke

Es gebe allerdings auch einen Hoffnungsschimmer, berichten die Forscher. Denn die Genanalysen ergaben, dass es trotz der geografischen Barrieren in einigen Fällen einen Genaustausch zwischen den Gruppen gab. „Einige Männchen können die natürlichen Barrieren überwinden und suchen selbst über große Distanzen hinweg nach Partnerinnen“, erklärt Nater. Diese Orang-Utans nutzten einen Höhenrücken im Zentrum der Insel als Brücke. In diesem bewaldeten Hochland sind die in der Ebene unüberwindlichen Ströme noch klein und schmal. Die Menschenaffen können sie daher passieren.

Der neu entdeckte Verbindungsweg ist nach Angaben der Wissenschaftler für das Überleben der Orang-Utans auf Sumatra entscheidend. Nur wenn dieses Hochland bewaldet bleibe, sei wenigstens ein Mindestmaß an Genaustausch zwischen den lokalen Populationen möglich. Denn im Gegensatz zu anderen Menschenaffen wie Gorillas oder Schimpansen halten sich Orang-Utans fast ausschließlich in den Bäumen auf und schwingen von Ast zu Ast, um ihren Standort zu wechseln. „Unser Ergebnis unterstreicht, wie wichtig es ist, diese Verbindungskorridore zu erhalten, um den genetischen Austausch sicherzustellen“, sagt Nater. Möglicherweise sei es noch nicht zu spät, diese einzigartigen asiatischen Menschenaffen vor dem Aussterben zu retten.

Für ihre Studie hatten die Forscher Kot und Haare von wildlebenden Orang-Utans auf ganz Sumatra gesammelt und die darin enthaltene DNA analysiert. Um den genetischen Austausch zwischen den lokalen Gruppen bewerten zu können, verglichen die Wissenschaftler vor allem zwei Teile des Erbguts: zum einen die nur über die Mütter an ihre Nachkommen weitergegebene DNA der Mitochondrien, der Kraftwerke der Zelle, zum anderen sogenannte Mikrosatelliten, kurze, häufig wiederholte DNA-Abschnitte, die beide Eltern an ihre Nachkommen weitergeben. (doi: 10.1093/jhered/ess065)

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(Journal of Heredity, 17.10.2012 – NPO)

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