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Archäologie

Archäologen entdecken lange gesuchtes Maya-Königreich

Pyramiden-Ruinen, Ballspielplatz und Inschriften markieren Hauptstadt von Sak Tzi

Sak Tzi
In Chiapas haben Archäologen die Hauptstadt des Maya-Königreichs Sak Tzi entdeckt – diese Karte zeigt die bisher identifizierten Bauwerke. © Charles Golden/ Brandeis University

Ruinen auf der Viehweide: Im mexikanischen Chiapas haben Archäologen die Überreste des lange gesuchten Maya-Königreichs Sak Tzi entdeckt – durch Zufall. Inmitten einer Rinderweide stießen sie auf Ruinen von Pyramiden, Residenzen, einem Ballspielplatz und einem Marktplatz. Stelen mit Inschriften belegen, dass es sich dabei um die Hauptstadt des zuvor nur aus Inschriften in anderen Mayastädten bekannten Königreichs Sak Tzi handelt.

Die Maya herrschten mehr als 2.000 Jahre lang über weite Teile Mittelamerikas. Von ihrer Macht zeugen noch heute die Überreste gewaltiger Tempelpyramiden im Regenwald von Mexiko und Guatemala. Neben den großen Machtzentren wie Tikal, Chichen Itza und Palenque gab es im Mayareich aber auch zahlreiche kleinere Stadtstaaten und Königreiche, darunter Uxul, Ceibal oder El Achiotal.

Maya-Tafel
Mit Hieroglyphen beschriftete Steintafel aus der Maya-Stadt Sak Tzi. © Charles Golden/ Brandeis University

Eine Steintafel von der Viehweide

Eines dieser kleineren Königreiche war Sak Tzi, von dessen Existenz Archäologen erstmals im Jahr 1994 durch Inschriften in anderen Maya-Stätten erfuhren. Auch Skulpturen zeugen davon, dass es dieses Königreich und seine Herrscher gab. Doch wo lag Sak Tzi? Lange blieb diese Frage unbeantwortet. Doch 2014 hatte der Archäologiestudent Whittaker Schroder von der Pennsylvania University eine ungewöhnliche Begegnung auf einer Landstraße im mexikanischen Chiapas.

Ein Straßenverkäufer winkte Schroder, den er als Mitglied des Archäologenteams erkannte, zu sich heran und erzählte ihm, er habe auf einer Viehweide eine alte Steintafel mit Hieroglyphen darauf gefunden. Die Hieroglyphen erwiesen sich als Mayaschrift – und die Steintafel verriet, dass sie aus dem lange gesuchten Sak Tzi stammte. Nach mehreren Jahren Kampf um Grabungsgenehmigungen war es 2018 endlich soweit: Schroder, Teamleiter Charles Golden von der Brandeis University und seine Kollegen begannen, auf der Viehweide zu graben.

Pyramiden, Stelen und Paläste

Und sie wurden fündig: Inzwischen haben die Archäologen die Ruinen von 120 Bauten identifiziert, darunter mehrere Tempelpyramiden, einen Ballspielplatz, mehrere Wohngebäude und religiöse Stätten und einen Marktplatz. Mehrere Stelen mit Inschriften belegen, dass es sich hier um die Hauptstadt des Maya-Königreichs Sak Tzi – übersetzt bedeutet dies soviel wie „weißer Hund“ – handelte.

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Im Zentrum der Mayastadt lag die Plaza Muk’ul Ton – der Monumentenplatz, auf dem sich die Menschen für Zeremonien versammelten. Eine breite Treppe führt vom Platz zu einer Plattform, auf der Tempel und Festhallen lagen und wo auch die Herrscher von Sak Tzi Hof hielten. „Reste dieser Treppe sind unter den Trümmern und der Vegetation sichtbar, obwohl wir noch nicht sagen können, wie viele Stufen und Treppenabsätze sie einst besaß oder wie viele Terrassen die Pyramide hatte“, berichten Golden und seine Kollegen.

„Eine Dynastie mit Einfluss“

Aus den Abbildungen und Inschriften auf einigen der Stelen und Steintafeln schließen die Wissenschaftler, dass Sak Tzi zur Zeit der Maya-Präklassik etwa um 750 vor Christus gegründet wurde und dann über mehr als 1.000 Jahre hinweg bewohnt blieb. Die Zahl der Bauten, die Größe der Stadt von mindestens 21 Hektar und die in den Inschriften aufgezählten Herrscher und Würdenträger sprechen zudem dafür, dass Sak Tzi zu den Maya-Reichen mittlerer Größe gehörte, wie die Forscher erklären.

„Der Ort war eindeutig der Sitz einer Dynastie mit größerem Einfluss als andere Herrscher mit dem Ajaw-Titel wie beispielweise in Bonampak oder La Mar“, berichten Golden und sein Team. „Davon zeugt die Zahl der am Hof stehenden Skulpturen, die Arbeit, die für den Bau der Pyramiden und anderer zeremonieller Strukturen nötig war und die Größe der mehreren großen Plazas.“ All das spreche für die politische Bedeutung dieses Orts in der klassischen Mayaperiode.

Feinde und Verbündete

Dass es in dem Maya-Königreich Sak Tzi allerdings nicht nur friedlich zuging, davon zeugen Reste einer Befestigungsmauer im Außenbereich der Stadtruinen. Sie belegt, dass dieses eher kleine Königreich sich häufig gegen Angriffe benachbarter Reiche verteidigen musste – nicht immer erfolgreich, wie die Archäologen berichten. Denn Inschriften auf einer Stele berichten von einer Feuersbrunst, die Teile der Stadt nach einem Angriff zerstörte.

Umgekehrt war aber auch Sak Tzi für seine Nachbarn durchaus eine Bedrohung: „Sak Tzi war ein beeindruckender Feind und ein wichtiger Verbündeter für diese größeren Königreiche“, berichten Golden und seine Kollegen. „Das zeigt sich darin, wie oft Sak Tzi in Texten dieser Reiche vorkommt.“ Gerade diese Mittelposition zwischen den großen, dominierenden Maya-Königreichen und den kleineren Vasallenreichen macht Sak Tzi für die Archäologen besonders interessant.

„Die Frage, was einige Maya-Königreiche in Größe, Macht und Einfluss so groß werden ließ, während andere klein blieben, ist eine zentrale Frage unserer Forschung“, erklären Golden und seine Kollegen. Sie hoffen nun, durch weitere Kartierung und Ausgrabung von Sak Tzi mehr Antworten auf diese Frage zu erhalten. (Journal of Field Archaeology, 2020; doi: 10.1080/00934690.2019.1684748)

Quelle: Brandeis University

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