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Klima

Antilopen im Hitzestress

Klimawandel führt zu fatalen Verhaltensänderungen bei Huftieren

Eine Antilope mit einem Datenhalsband des IZW. © IZW

Der Klimawandel und die steigenden Temperaturen machen auch Antilopen in Südafrika zu schaffen und führen zu fatalen Verhaltensänderungen. Das haben Forscher des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Johannesburg herausgefunden.

Die globale Erwärmung beschäftigt die Wissenschaftler des IZW bereits seit längerem. Innerhalb des BMBF-Projektes „Auseinandersetzung mit Klimawechsel und Habitatveränderung: Ökologie der Erhaltung bedrohter Huftierarten“ haben die Wissenschaftler um Klaus Scheibe und Anne Berger in Zusammenarbeit mit Professor Owen-Smith und Tracy Robinson von der University of the Witwatersrand in Johannesburg untersucht, wie freilebende Huftiere in Europa und Afrika mit steigenden Temperaturen zurechtkommen.

In Europa können sowohl hohe Sommertemperaturen, besonders aber erhöhte Wintertemperaturen Probleme bereiten. Letztere führen beispielsweise zu Störungen der Gewichtsentwicklung bei Przewalskipferden und zu Huferkrankungen, so die Forscher.

In Südafrika bereiten dagegen zunehmende Hitze und Trockenheit im Sommer große Probleme. Forscher vermuten, dass verschiedene Huftiere ihre Aktivität und Nahrungsaufnahme in die Nacht verlegen und dabei einem erhöhten Feinddruck ausgesetzt sind, der zum Aussterben ganzer Populationen führen kann.

Verlagerungen von Aktivität und Nahrungsaufnahme in die kühleren Nachtstunden konnten bereits bei Przewalskipferden und Mufflons in heißen Sommern in einem Brandenburger Reservat gemessen werden. Dabei hatten sich die im IZW entwickelten Ethosys-Halsbänder bewährt. Die Geräte zeichnen über Monate und Jahre hinweg auf, wann Tiere ruhen und wann sie fressen. Die im Halsband gespeicherten Daten können per Funk ausgelesen werden.

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Leichte Beute für Fressfeinde

Es lag nun nahe, dieses Verfahren in Südafrika in einem großen Reservat – Suikerbosrand bei Johannesburg – einzusetzen, um Änderungen von Aktivität und Nahrungsaufnahme langfristig auch dort zu verfolgen.

„Wir hatten in der afrikanischen Landschaft mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, vor allem die größeren Entfernungen zwischen Sender und Empfänger machten uns zu schaffen.“ berichtet Berger. Doch es zeigte sich ein Trend: Die steigende Hitze tagsüber führt tatsächlich dazu, dass die Blesbok-Antilopen eher in den Abend- und Nachtstunden äsen. Damit aber würden sie mit einem Mal leichte Beute für ihre Fressfeinde.

Berger: „Die Beutegreifer sind nachts gegenüber den Antilopen im Vorteil. Während die Antilopen selbst durch ihre Fressgeräusche anschleichende Prädatoren schlechter hören, können Prädatoren ihrerseits die Beute dadurch besser orten. Die Antilopen sehen außerdem nachts die herannahenden Feinde nicht oder erst viel zu spät.“ Erste Ergebnisse bestätigen diese Theorie und sind Teil der Doktorarbeit von Robinson.

(idw – Forschungsverbund Berlin, 12.06.2007 – DLO)

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