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Geowissen

Antarktische Karambolage

Riesiger Eisberg kollidierte mit "Eiszunge"

Kollision zwischen B-15A und Drygalski-Zunge © ESA

In der Antarktis ist es zu einer heftigen Kollision zwischen dem Eisberg B-15A und der „Eiszunge“ Drygalski gekommen. Der Zusammenstoß hat nach Angaben von ESA-Wissenschaftlern zu derart gravierenden Veränderungen geführt, dass der Antarktis-Atlas für diese Region neu geschrieben werden muss.

Während der Eisberg selbst nahezu „unbeschädigt“ blieb, zeigen Radar-Bilder des Umweltsatelliten Envisat, dass am meerseitigen Ende von Drygalski ein etwa fünf Kilometer langer Bereich abgebrochen ist. Die Forscher erwarten noch größere Schäden in den kommenden Tagen.

Seit Tagen hatten Forscher mit Spannung den Kurs des Eisbergs per Radar verfolgt. B-15A ist das größte verbleibende Bruchstück des Eisbergs B-15, der sich im März 2000 vom Ross-Schelfeis gelöst hatte, dem gewaltigsten Schelfeisgebiet der Antarktis.

Der flaschenförmige Eisberg hat eine Länge von 115 Kilometern und eine Fläche von gut 2.500 Quadratkilometern, was der Größe von Luxemburg entspricht. Auf dem Weg in den McMurdo Sund hat der Eisberg erheblich die Meeresströme blockiert. Als Folge bildete sich Treibeis.

Seit Januar dieses Jahres trieb der Eisberg auf die 70 Kilometer lange Drygalski Eiszunge zu, die sich am Ende des McMurdo Sunds befindet. Sie ragt als Ausläufer des David Gletschers ins Meer, der die Berge an der Küste von Victoria Land bedeckt. Im vergangenen Monat haben Strömungen den Eisberg entlang des nördlichen Randes der Eiszunge getrieben. Am 15. April ist es dann zur lang erwarteten Kollision zwischen dem Eisberg und der Eiszunge gekommen.

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Beobachtungen vor Ort unmöglich

Der Beginn des antarktischen Winters macht Beobachtungen vor Ort unmöglich. Daher sind die Forscher auf Satellitenbilder angewiesen. Noch in diesem Jahr soll ein weiterer speziell dafür ausgerüsteter Satellit ins All geschossen werden. CryoSat ist in der Lage, Änderungen in der Stärke des polaren Inland- und Treibeises präzise zu messen.

Der Satellit soll in Verbindung mit den bereits vorhandenen Beobachtungstechniken eine Antwort auf die Frage geben, was die Kalbung von Schelfeis ausgelöst hat, die zur Entstehung von B-15 führte. War es eine Folge des Kräftespiels in der Eisdecke oder waren noch andere Faktoren im Spiel? Generell erhoffen sich die Forscher die Zusammenhänge zwischen der Eisdecke und dem globalen Klima auf der Erde besser verstehen zu können. Vor allem interessiert sie auch die Frage, ob in Zukunft häufiger mit der Bildung solcher Eisberge zu rechnen ist.

(ESA, 20.04.2005 – PJÖ)

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