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Archäologie

Antarktis: Expedition sucht Shackletons „Endurance“

Expedition ins Weddellmeer soll nach dem Wrack des 1915 gesunkenen Schiffs suchen

Endurance
Die "Endurance" im Packeis des antarktischen Wedellmeeres im Jahr 1915 – ihr Wrack wird noch immer gesucht. © Frank Hurley/ historisch

Legendäres Relikt: Am Grund des antarktisches Weddellmeeres liegt das Wrack der „Endurance“ – des Schiffs, das Ernest Shackleton im Jahr 1915 bei seiner berühmte Antarktis-Expedition im Eis zurücklassen musste. In wenigen Monaten soll nun eine Expedition erneut versuchen, das berühmte Schiffswrack zu finden. Wo das Wrack damals sank, weiß man aus den historischen Aufzeichnungen, es unter dem Eis und 3.000 Meter Wasser zu finden, ist jedoch eine Herausforderung.

Die Endurance-Expedition des britischen Polarforschers Sir Ernest Shackleton ging in die Geschichtsbücher ein – obwohl sie völlig anders verlief als geplant. Statt erstmals die Antarktis zu durchqueren, wurden die Männer und ihr Schiff „Endurance“ im Jahr 1914 noch vor Erreichen des antarktischen Festlands im Packeis eingeschlossen. Als der Eisdruck das Schiff nach monatelanger Drift beschädigte, musste das Expeditionsteam die „Endurance“ aufgeben. Die vom Expeditionsfotografen Frank Hurley gemachten Aufnahmen des Dreimasters im Eis gingen später um die Welt.

Route
Driftweg der Endurance (rot), Marschroute von Shackleton und seinem Team (oliv) und Fahrt mit dem Rettungsboot.© Luca Ferrario, DensityDesign Research Lab/ CC-by-sa 4.0

Wo ist die Endurance geblieben?

Am 21. November 1915 sank die Endurance schließlich und Shackleton und seine Mannschaft mussten zu Fuß und mithilfe der zuvor geborgenen Rettungsboote des Schiffs das Packeis überwinden. Wie sie die Widrigkeiten der Antarktis überlebten und schließlich Land erreichten, ohne dass ein einziger Mann starb, gilt bis heute als eine der größten Heldengeschichten der Polarforschung.

Doch das Wrack der „Endurance“ ist seither verschollen – obwohl die Expeditions-Aufzeichnungen ihre letzte Position dokumentierten. Demnach lag sie bei ihrem Sinken auf 69° 05′ südlicher Breite und 51° 30′ westlicher Länge. Das dicke Packeis des Weddellmeeres machte diesen Ort aber bisher unzugänglich. Die letzte Suche nach dem Wrack im Jahr 2019 musste abgebrochen werden, weil das Expeditionsschiff drohte, ebenfalls im Eis eingeschlossen zu werden.

Neue Fahrt ins Eis

Jetzt ist ein neuer Anlauf in Planung: Im Februar 2022 soll eine Gruppe von Unterwasser-Archäologen und Polarforschern im Auftrag des Falklands Maritime Heritage Trust eine neue Suche nach dem Wrack der Endurance starten. Dafür wird das Team mit dem Forschungsschiff „Agulhas II“ von Kapstadt aus ins Weddellmeer aufbrechen. Ziel ist es, das Wrack, das in rund 3.000 Meter Tiefe liegen soll, aufzuspüren, zu kartieren und zu filmen.

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„Der Versuch, das Wrack der Endurance zu finden, ist ein immens aufregende Unterfangen, das lange als unmöglich galt“, erklärt der wissenschaftliche Expeditionsleiter Mensun Bound. „Angesichts der harschen antarktischen Umgebung gibt es auch für uns keine Erfolgsgarantie, aber wir lassen uns durch die großen Entdecker der Antarktis inspirieren.“

Spezielle Tauchroboter als Helfer

Nach Ankunft im Wedellmeer wollen die Forscher spezielle Tauchroboter vom Schiff aus ins Wasser hinablassen. Die hybriden autonomen Unterwasservehikel vom Typ Saab „Sabertooth“ sind mit hochauflösenden Kameras und einem Sidescan-Sonar ausgerüstet. Sie können den Meeresgrund bis in Tiefen von 4.000 Meter autonom absuchen und die gewonnenen Daten in Echtzeit zur Oberfläche übermitteln.

Ist das Eis für den Forschungseisbrecher zu dick, wollen die Wissenschaftler Camps auf dem Eis errichten. Von dort aus sollen die Tauchroboter dann durch Bohrlöcher im Eis ins Wasser gelassen werden. Bound und sein Team gehen davon aus, dass das Schiffswrack die mehr als 100 Jahre am Meeresgrund gut überdauert hat, weil es kaum Erosion oder Rutschungen in diesem Gebiet gab und auch die Sedimentationsrate mit weniger als einem Millimeter pro Jahr gering ist.

„Wir könnten gute Chancen haben“

„Nach zwei Jahren der Planung für diese neue Mission denke ich, dass wir eine gute Chance haben, das Wrack unter dem Eis des Wedellmeeres zu finden“, sagt Expeditionsleiter John Shears, der bereits die Vorgänger-Expedition im Jahr 2019 leitete. „Wenn wir die Endurance dann wirklich finden, wird dies ein fantastischer Moment.“

Sollte die Suche Erfolg haben, wird es eines der Ziele sein, den Zustand des Schiffswracks zu ergründen. Denn bislang ist unklar, ob die „Endurance“ in einem Stück sank oder aber ob sie in zwei Teile zerbrach. Die Forscher hoffen zudem, auch Aufnahmen aus dem Schiffsinneren zu erhalten. Diese könnten beispielsweise zeigen, ob noch einige der 1915 zurückgelassenen Fotoplatten vorhanden sind. Auch ob das Mikroskop und gläserne Probenbehälter des Schiffsbiologen Robert Clark noch erhalten sind, könnte die Expedition zeigen.

Quelle: Falklands Maritime Heritage Trust

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