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Gesellschaft

Am besten in der Schweiz alt werden

Index vergleicht Lebensqualität von Senioren weltweit, Deutschland auf Platz vier

Zufrieden altern ist in Europa leichter als in anderen Teilen der Welt. © Jonas Wresch/ HelpAge International

Gesund und zufrieden alt werden – wo geht das am besten? Die Antwort liefert ein internationaler Vergleich der Lebensqualität von Menschen über 60. Darin ist die Schweiz der Spitzenreiter, Deutschland liegt auf dem vierten Platz – und damit noch immer über dem Durchschnitt der westlichen Industrieländer. Griechenland schneidet dagegen kaum besser ab als viele Entwicklungsländer.

Wir alle werden immer älter: Nicht nur jeder einzelne von uns altert von Tag zu Tag, auch die Lebenserwartung und damit das Durchschnittsalter steigt an. Damit steigt auch der Anteil der Senioren an der gesamten Weltbevölkerung: Bis 2030 werden voraussichtlich 16,5 Prozent der Menschen auf der Erde älter sein als 60 Jahre.

Rente, Gesundheit, altersfreundliches Umfeld

Die Hilfsorganisation HelpAge International hat darum untersucht, wie es um die Lebensqualität der Senioren in verschiedenen Ländern der Erde bestellt ist. In den erstellten Index flossen sowohl wirtschaftliche als auch soziale Faktoren mit ein: Bewertet wurden ein sicheres Einkommen, die Gesundheitsvorsorge, Ausbildung und Arbeitsmöglichkeiten sowie ein seniorenfreundliches Umfeld.

„Dieser Index ist wichtig, um das Leben alter Menschen auf der ganzen Welt wiederzuspiegeln“, sagt Studienleiter Asghar Zaidi von der englischen University of Southampton. „Er lässt uns nicht nur ihre Rente und Gesundheit miteinander vergleichen, sondern auch wie altersfreundlich die Umgebung ist, in der sie leben.“

Insgesamt 96 Staaten sind in der Liste vertreten. In vielen Staaten fehlen noch die nötigen statistischen Daten über den älteren Teil der Bevölkerung, erklärt Zairi, und sieht Nachholbedarf für diese Länder. Die vertretenen Staaten machen jedoch bereits 91 Prozent der über 60jährigen Weltbevölkerung aus, insgesamt etwas über 900 Millionen Menschen.

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Seniorenparadies Nordwest-Europa

Die besten Lebensbedingungen bietet dem Index zufolge die Schweiz. Deutschland belegt immerhin den vierten Platz, hinter Norwegen auf Rang zwei und Schweden auf Rang drei. Hinter Deutschland folgen Kanada, die Niederlande, Island, Japan, die USA und Großbritannien. Auffällig daran ist, dass mit Ausnahme von Japan die Top Ten alle in Nordwest-Europa sowie Nordamerika liegen.

Anteil der Bevölkerung über 60 im Jahr 2015 und 2050 © UNDESA Population Division

Deutschlands vierter Platz liegt vor allem an einem unsicheren Einkommen im Alter: In diesem Einzelbereich liegt Deutschland nur auf Platz 15. Auch bei Gesundheitsvorsorge und altersfreundliches Umfeld erreichen die Deutschen jeweils nur Rang 11. Ausbildung und Arbeitskraft treiben die Platzierung wieder nach oben, hier liegt Deutschland auf Rang drei. In allen vier Einzelkriterien liegt Deutschland jedoch über dem regionalen Durchschnitt für die „westliche Welt“ aus Europa, Nordamerika und Australien.

Geringe Lebenserwartung in Afghanistan

Die schlechtesten Lebensbedingungen für alte Menschen bietet dem Index zufolge Afghanistan. Das zeigt sich zum Beispiel an der Lebenserwartung: In Afghanistan leben 60-Jährige im Schnitt nur noch weitere 16 Jahre. Das sind fünf Jahre weniger als der Durchschnittswert aller Länder im Index, und sogar zehn Jahre weniger als in Japan, dem Spitzenreiter in dieser Disziplin.

Ebenfalls auf den Schlussrängen des Index liegen die afrikanischen Staaten Malawi und Mozambique, die Palästinensischen Autonomiegebiete West Bank und Gaza sowie Pakistan. Die Hälfte der Staaten mit dem unsichersten Einkommen und der schlechtesten Gesundheitsvorsorge liegt in Afrika.

Frauen sind global benachteiligt

Im unteren Viertel der Liste finden sich jedoch Länder aus allen Erdteilen. Griechenland und die Türkei, Venezuela und Honduras, Kambodscha und Laos sowie Nigeria und Zambia liegen beispielsweise in diesem Bereich. Dies zeigt, dass es sich um ein globales Problem handelt und die Lebensqualität alter Menschen auf der ganzen Welt noch verbesserungsbedürftig ist.

Der Altersindex verdeutlicht auch, dass Frauen in vielen Ländern schlechter dastehen als Männer: Im weltweiten Mittel sind weniger als die Hälfte der Frauen im Alter von 55 bis 64 noch erwerbstätig. Bei den Männern sind es fast drei Viertel. Da Frauen im Schnitt auch weniger Gehalt bekommen als Männer, sind sie auch bei der Altersvorsorge stark benachteiligt und daher viel mehr von Altersarmut bedroht.

Nur 35 Jahre Zeit zur Vorsorge

Außerdem belegt die Länderliste, wie effektiv aktives Handeln der Politik zum Wohle der älteren Bevölkerung ist: Länder mit sozialer Altersvorsorge, flexiblen Arbeitszeiten, gut ausgebautem und auf Senioren abgestimmtem Gesundheitswesen sowie lebenslangen Möglichkeiten zur Weiterbildung erzielen in allen Bereichen viele Punkte und erreichen damit Top-Platzierungen im Index. Während dies vor allem Staaten mit hohem Grundeinkommen auszeichnet, zeigen diese Ansätze auch in Schwellenländern wie Chile, Argentinien und Mauritius auf den Plätzen 21, 31 und 42 bereits Wirkung.

Sich rechtzeitig um die alternde Bevölkerung zu kümmern sei eine wichtige Vorbereitung für die Zukunft: „Bis 2050 werden in 46 der 96 Länder im Index mehr als 30 Prozent der Bevölkerung 60 Jahre alt oder älter sein“, verdeutlicht Toby Porter von HelpAge International. „Wir haben nur 35 Jahre, uns darauf vorzubereiten.“

(University of Southampton, 09.09.2015 – AKR)

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