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Geowissen

Ältestes bekanntes Tsunami-Opfer entdeckt

6.000 Jahre alter Schädel aus Papua-Neuguinea zeugt von zerstörerischen Wassermassen

Dieser in Papua-Neuguinea entdeckte Schädel gehörte einem Menschen, der vor 6.000 Jahren von einem Tsunami mitgerissen wurde. © Arthur Durband

Verheerende Fluten: Ein 6.000 Jahre alter Schädel aus Papua-Neuguinea könnte vom weltweit ältesten bisher bekannten Tsunami-Opfer stammen. Denn Sedimente und Mikrofossilien an der Fundstelle belegen, dass dieses Gebiet damals von kilometerweit ins Land hineinrasenden Fluten überschwemmt wurde. Die Wucht der Wassermassen lässt auf einen Tsunami schließen, der wahrscheinlich auch den Besitzer des Schädels mitriss und tötete, so die Forscher im Fachmagazin „PLoS ONE“.

Ob am Mittelmeer, in Japan oder in Südostasien: Tsunamis sind auf unserem Planeten keine Seltenheit. Durch Seebeben, Vulkanausbrüche oder unterseeische Erdrutsche können enorme Wassermassen in Bewegung geraten und als Flutwellen kilometerweit ins Land hineinrasen.

Ein 6.000 Jahre alter Schädel…

Ein ungewöhnliches Zeugnis eine solchen Tsunamis haben nun James Goff von der University of New South Wales in Sydney und seine Kollegen identifiziert. Es handelt sich dabei um einen schon vor 90 Jahren an der Nordküste Papua-Neuguineas entdeckten Schädel. Ursprünglich dachte man, dass dieser von einem Homo erectus stammt, bis dann Datierungen ein Alter von nur 5.000 bis 6.000 Jahren ergaben.

„Dieser Schädel galt dennoch immer als besonders interessant, weil es aus dieser Gegend nur wenige menschliche Überreste gibt“, erklärt Goff. „Aber während die Knochen sehr gut untersucht sind, hat man bisher den Sedimenten, aus denen dieser Schädel stammt, kaum Beachtung geschenkt.“ Deshalb haben die Forscher dies nun nachgeholt und Proben von der Fundstelle detaillierten geologischen und geochemischen Analysen unterzogen.

Fundort des Schädels, rund zwölf Kilometer von der heutigen Küste entfernt © Mark Golitko

…inmitten von Spuren eines Tsunamis

Das überraschende Ergebnis: Im Sediment fanden die Forscher unzählige Fragmente von Kieselalgen, die nur im Meer vorkommen. Dieses liegt jedoch zwölf Kilometer von der Schädel-Fundstelle entfernt. Zudem waren die meisten Schalen dieser Algen zerbrochen – was auf einen eher gewaltsamen Transport hindeutet. Auch die Zusammensetzung des Sediments wies Anzeichen für eine Überschwemmung durch Meerwasser auf.

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Nach Ansicht der Wissenschaftler lässt dies nur einen Schluss zu: Vor 6.000 Jahren muss es an dieser Küste von Papua-Neuguinea einen starken Tsunami gegeben haben. Dieser schwemmte Meerwasser, Algen und Meeressand weit ins Land hinein. Die verheerende Flut könnte dabei auch den Mann, von dem der Schädel stammt, getötet haben. Denn der Fundort seines Schädels lag zur damaligen Zeit näher am Meeresufer als heute.

Der Aitape-Strand in Papua-Neuguinea heute. Vor rund 6.000 Jahren ereignete sich in diesem Küstenbereich ein starker Tsunami. © Tony Pepper/ CC-by-sa 3.0

Von den Wassermassen getötet?

„Auf Basis unserer Belege vermuten wir, dass dieser Mensch entweder direkt durch den Tsunami getötet wurde oder dass er kurz davor begraben wurde und sein Schädel dann von der Flut mitgerissen wurde“, sagt Goff. Auf Basis der Funde und Beobachtungen bei modernen Tsunamis sei allerdings das erste Szenario wahrscheinlicher.

„Dieser Mensch könnte damit das älteste bekannte Tsunami-Opfer der Welt sein“, so die Forscher. Der 6.000 Jahre alte Schädel demonstriere eindrücklich, dass das Leben am Meer auch Gefahren mit sich bringe. „Auch wenn die Schönheit der Küste oft darüber hinwegtäuscht: Dieser Schädel zeugt davon, dass Tsunamis und andere Naturkatastrophen plötzlich und unerwartet eintreffen können und dann alles auf den Kopf stellen“, ergänzt Koautor John Terrell vom Field Museum in Chicago. (PloS ONE, 2017)

(University of New South Wales/ Field Museum, 26.10.2017 – NPO)

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