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Archäologie

Älteste Steinaxt der Menschheitsgeschichte entdeckt?

Beilfragment aus Australien ist knapp 50.000 Jahre alt

Das kleine Beilstück - hier durch ein Mikroskop zu sehen - ist nur so groß wie ein Daumennagel © Australian Archaeology

Erstes Werkzeug seiner Art? Archäologen haben in Australien das Fragment einer 45.000 bis 49.000 Jahre alten Steinaxt entdeckt. Das nur daumennagelgroße Stück des Beils wurde aus Basalt geformt, poliert und sorgfältig geschärft. Wie die Forscher berichten, ist es das älteste bekannte Werkzeug seiner Art. Der Fund könnte damit markieren, wann und wo unsere Jäger-und-Sammler Vorfahren die ersten Äxte erfanden.

Unsere Jäger-und-Sammler Vorfahren aus der Steinzeit begannen schon früh damit, Werkzeuge herzustellen: Sie gestalteten einfache Steinklingen, Faustkeile, Jagdspitzen und sogar Äxte. „Funde belegen, dass solche Beile in Japan vor etwa 35.000 Jahren zum ersten Mal auftauchten. Doch in den meisten Regionen der Welt wurden Äxte erst mit dem Aufkommen der Landwirtschaft hergestellt“, berichten Forscher um Peter Hiscock von der University of Sydney.

Nun haben die Archäologen jedoch ein Stück einer Axt entdeckt, das weitaus älter ist als die frühesten bekannten Exemplare: Das daumennagelgroße Beilfragment entstand vor 45.000 bis 49.000 Jahren und stammt aus der Region Kimberley im Westen Australiens.

Poliertes Werkzeug aus Basalt

Ursprünglich wurde das steinzeitliche Werkzeug bereits in den 1990er Jahren aus der Ausgrabungsstelle Carpenter’s Gap geborgen – gemeinsam mit weiteren Werkzeugen, Schmuckstücken und anderen Artefakten. Erst jetzt allerdings hat das Team um Hiscock die Funde genauer untersucht – und stieß dabei auf das kleine polierte Fragment.

Schnell war klar: Es muss sich um das Stück einer Axt handeln. Weitere Untersuchungen offenbarten, dass Menschen das Werkzeug aus Basalt geformt hatten. „Anschließend wurde das Gestein wahrscheinlich durch Schleifen an einem anderen Stein so lange an den Seiten poliert, bis es sehr glatt war“, berichten die Forscher.

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Das kleine Fundstück stammt Hiscock und seinen Kollegen zufolge von einer dieser polierten Kanten. Sie vermuten, dass es abfiel, als die Axt geschärft wurde. Sein Besitzer habe das Beil vermutlich an einem anderen Ort weiter benutzt und das Fragment zurückgelassen.

Neue Heimat, neue Technik

„Das Fundstück belegt, dass die ersten Australier technische Innovatoren waren“, sagt Hiscock. „Als sie auf dem Kontinent ankamen, begannen sie mit neuen Werkzeugen zu experimentieren, um die Ressourcen, die ihnen die australische Landschaft bot, optimal ausnutzen zu können. Denn dort, wo sie herkamen, hatten sie noch keine Äxte. Das wissen wir.“

Das Artefakt offenbart jedoch nicht nur etwas über die Lebensweise der ersten Australier. Es zeigt auch, wann unsere Vorfahren die ersten Beile entwickelt haben könnten: „Polierte Steinäxte waren für Jäger-und-Sammler Gesellschaften wichtige Werkzeuge“, schließen die Forscher. „Doch wann wurden sie erfunden? Unser Fund beantwortet womöglich diese Frage.“ (Australian Archaeology, 2016; doi: 10.1080/03122417.2016.1164379)

(University of Sydney, 11.05.2016 – DAL)

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