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Umwelt

Abwasser als Ressource

Zum "Tag des Wassers" erinnert uns die UN an die Bedeutung von Abwasseraufbereitung

Der 22. März ist "Tag des Wassers". © UNESCO

Noch immer werden täglich Unmengen Abwasser achtlos in die Umwelt entlassen. Dabei könnte ein Großteil dieses Wassers nach Aufbereitung wiederverwendet werden. Ob zur Bewässerung von Äckern, als Kühlwasser in Fabriken oder sogar als Trinkwasser – der UN- Wasserbericht zum Weltwassertag ruft zu verantwortlicherem Umgang mit der Ressource Abwasser auf.

Die Erdoberfläche ist zu 72 Prozent mit Wasser bedeckt. Doch nur 0,3 Prozent davon steht uns als Trinkwasser zur Verfügung. Dennoch nutzt die Menschheit die wertvolle Ressource bisher verschwenderisch: Abwasser wird vielerorts nicht gereinigt und wiederverwertet, sondern ungeklärt in die Gewässer geleitet. Und selbst bei uns gelangen trotz Abwasserreinigung Mikroplastik, Kontrastmittel und Arzneimittelrückstände in die Gewässer.

Während die Industrienationen etwa 70 Prozent der Abwässer aus Haushalten und Industrie reinigen, beträgt der Anteil in finanzschwachen Ländern nur etwa acht Prozent, so heißt es in dem aktuellen UN-Bericht. Angesichts der stetig wachsenden Bevölkerungszahlen sei die Abwassererzeugung eine der größten Herausforderungen in Entwicklungsländern. Gerade in armen Ländern liegt dies häufig an der fehlenden Infrastruktur. Wassermangel, Umweltverschmutzung und Krankheiten sind dort an der Tagesordnung.

Gefahr für Mensch und Umwelt

In vielen Ballungsräumen ärmerer Länder wie der Millionenmetropole Lagos in Nigeria wird Bakterien- und Dünger-belastetes Abwasser unbehandelt in Seen und Flüsse entlassen und gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung, berichten die UN-Beauftragten. Jeden Tag gelangen allein in Lagos rund 1,5 Millionen Kubikmeter Abwasser in die Lagune vor der Stadt.

Die UN macht auf die Abwasserproblematik aufmerksam. © UNESCO

Krankheitserreger aus unbehandeltem Abwasser verseuchen laut UN-Bericht fast ein Drittel der Flüsse in Lateinamerika, Asien und Afrika. Über 842.000 Tode wurden 2012 mit verseuchtem Wasser und mangelhaften Sanitäranlagen in Verbindung gebracht. Neben der Wasser-Kontamination durch menschliche Exkremente, sind es auch Dünger und industrielle Lösemittel, die zur massiven Belastung der Gewässer beitragen und Tier und Pflanzenwelt ebenso schaden wie dem Mensch.

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Abwasser als Ressource

Doch anstatt Abwasser als Abfall zu betrachten, stellt der UN Bericht dessen potentiellen Wert hervor. Dieser liegt in erster Linie in der Rückführung und Mehrfachnutzung von aufgereinigtem Abwasser. Die Autoren heben positiv hervor, dass über 50 Ländern gesammeltes und aufbereitetes Abwasser zur Bewässerung in der Landwirtschaft verwenden. Damit decken sie zehn Prozent der zu bewirtschaftenden Agrarflächen ab.

Mit dem nötigen Know-How und der entsprechenden Aufreinigung lässt sich sogar wieder sauberes Trinkwasser gewinnen, wie das Beispiel von Windhoek, der Hauptstadt von Namibia, zeigt. Seit 1969 werden dort die Trinkwasservorräte aufgestockt, indem bis zu 35 Prozent des erzeugten Abwassers aufbereitet und den Reserven hinzugefügt werden.

Image-Probleme

Doch auch wenn die Technik funktioniert, scheitert so manches Projekt an der Akzeptanz der Bevölkerung. Der Gedanke, dass die Flüssigkeit in der Trinkflasche mal irgendeiner Toilette entsprungen ist, sorgt für Ablehnung.

Die ISS ist ein Paradebeispiel für nachhaltige Wassernutzung. © NASA / gemeinfrei

Umfangreiche Aufklärungskampagnen seien daher gefragt, um das Bewusstsein der Menschen für die Möglichkeiten und Vorteile der Abwasseraufbereitung zu stärken, so die UNESCO. Als besonders plakatives Erfolgsbeispiel nennt der UN-Bericht die Wassernutzung auf der Internationalen Raumstation ISS, die seit 16 Jahren dasselbe recycelte Wasser in einem Kreislaufsystem verwendet.

Dünger und Energie

Neben der Mehrfachnutzung des Wassers selbst, stellen auch die enthaltenen „Abfallstoffe“ eine noch weitgehend unerschlossene Ressource dar. Aus dem Klärschlamm können beispielsweise bestimmte Inhaltsstoffe wie Phosphate und Nitrate extrahiert werden, die sich zur Herstellung von Düngemitteln eignen.

Schätzungen des UN-Berichtes zufolge ließe sich der weltweite Bedarf an Phosphaten zu 22 Prozent decken, wenn diese flächendeckend aus Urin und Exkrementen des Abwassers zurückgewonnen werden. Die organischen Bestandteile können zudem in Biogasanlagen zur Energieerzeugung dienen, und so die Aufbereitungsanlagen mit Strom versorgen oder gar Überschüsse ins Stromnetz einspeisen.

Kleine Erfolge

Fortschritte in der Abwasseraufbereitung sind heute schon vielerorts erkennbar, nicht nur in den Industrienationen. Lateinamerika beispielsweise hat seit den späten 1990er Jahren den Anteil an aufbereitetem Abwasser auf 20 bis 30 Prozent erhöht und damit nahezu verdoppelt. Anders ausgedrückt bedeutet dies aber, dass weiterhin 70 bis 80 Prozent des Abwassers unbehandelt in die Umwelt entlassen werden.

Es ist also noch ein weiter Weg zu gehen, bis eine nachhaltige Wasseraufbereitung etabliert ist. Das gilt nicht nur für Lateinamerika, sondern weltweit. Vielleicht hilft der UN-Bericht dabei, dass wir lernen, auch Abwasser als wertvolles Gut mehr zu schätzen.

(UNESCO and UN-Water, 22.03.2017 – CLU)

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