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Paläontologie

Zuwachs in der Familie der gehörnten Dinosaurier

Neues Mitglied der Ceratopsia hatte ein ungewöhnlich gezacktes Nackenschild

So könnte Spiclypeus shipporum ausgesehen haben © Mike Skrepnick

Gehörnter Neuling in der Dinofamilie: Paläontologen haben das Fossil eines Dinosauriers entdeckt, der offensichtlich zu einer bisher unbekannten Art gehörte. Den Vertreter der Ceratopsia zeichnen vor allem zwei nach außen gerichtete Hörner über den Augen sowie ein ungewöhnlich gezacktes Nackenschild aus. Wie die Forscher im Fachmagazin „PLOS ONE“ berichten, hatte das gefundene Exemplar zu Lebzeiten wohl erhebliche gesundheitliche Probleme: Es litt unter Arthritis.

Der papageienähnliche Schnabel, mächtige Knochenhöcker am Kopf und das Nackenschild sind typisch für sie: Die pflanzenfressenden Ceratopsia gehörten zu den artenreichsten Gruppen der Dinosaurier und waren in der Kreidezeit vor allem in Ostasien und Nordamerika verbreitet. Die größten und wohl bekanntesten Mitglieder dieser Gruppe waren die Vertreter der Triceratops.

Paläontologen entdecken immer wieder neue Mitglieder der Ceratopsia – und können diese Liste nun erneut ergänzen: Wissenschaftler um Jordan Mallon vom Canadian Museum of Nature haben ein Fossil, das im vergangenen Jahr in den Besitz des Museums überging, als Art einer neuen Gattung identifiziert: Spiclypeus shipporum, genannt „Judith“, durchstreifte Nordamerika vor rund 76 Millionen Jahren.

Ungewöhnlich gezacktes Nackenschild

Studienautor Mallon mit einer Rekonstruktion des Schädels © Martin Lipman

Gefunden wurden seine Überreste in der bekannten Gegend Judith River, die dem Dino seinen Spitznamen gab. In der Region wurden bereits etliche Dinosaurierfossilien entdeckt. Die fossilen Überreste von Spiclypeus shipporum bestehen aus der Hälfte des Schädels sowie Teilen seiner Beine, Hüfte und Wirbelsäule – genug um zu erkennen, dass sich Spiclypeus von anderen gehörnten Dinosauriern wie dem Triceratops deutlich unterschied.

Insbesondere die Position der zwei Hörner über seinen Augen waren Mallons Team zufolge eigentümlich nach außen gerichtet. Ungewöhnlich sei auch die Anordnung der Knochenzacken, die den Außenrand seines Nackenschilds formten: Manche dieser Zacken sind nach vorne eingedreht, andere zeigen nach außen.

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„In diesem Sinne ist Spiclypeus eine Übergangsform zwischen primitiveren Arten, bei denen alle Zacken am hinteren Teil des Nackenschilds nach außen zeigten und Vertretern wie Kosmoceratops, bei dem sie nach vorne eingedreht waren“, sagt Mallon. „Er ist damit ein spektakulärer Neuling in der Familie der gehörnten Dinosaurier und zeigt, wie divers diese Gruppe in der späten Kreidezeit war.“

Humpelnd durchs Leben

Unabhängig von den Hörnern und dem Nackenschild, die Spiclypeus als neue Art enttarnten, erzählen andere Knochenteile die Geschichte eines Lebens, das von Schmerzen gezeichnet war. So fanden die Forscher im linken Vorderbein deutliche Spuren von Arthritis und Osteomyelitis, eine Entzündung des Knochenmarks.

„Wir wissen zwar nicht, wodurch sich der Dino diese Erkrankung zugezogen hat. Doch wir können sicher sein, dass sie ihm jahrelang große Schmerzen bereitet hat“, berichtet Mallon. Vermutlich lief Spiclypeus humpelnd, erreichte dafür aber ein erstaunliches Alter: Als er starb, war er mindestens zehn Jahre alt. (PLOS ONE, 2016; doi: 10.1371/journal.pone.0154218)

(Canadian Museum of Nature, 19.05.2016 – DAL)

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