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Technik

Wurst: Proteine statt Fett

Neues Verfahren ermöglicht gesündere Produkte

In der fettarmen Wurst steckt Fraunhofer Know-how. © Fraunhofer IVV

Fraunhofer-Wissenschaftlern ist es gelungen, schmackhafte Wurstsorten wie saftigen Bierschinken mit nur zwei bis drei Prozent Fettanteil herzustellen. Die nahezu fettfreie Wurst kommt jetzt zunächst in Südbayern ins Kühlregal vieler Supermärkte.

Knackige Wiener und Co. sind sehr beliebt: Etwa 1,5 Millionen Tonnen Wurstwaren essen die Deutschen im Jahr. Zweidrittel davon sind Brüh- und Kochwürste. Doch diese Sorten enthalten meist viel Fett, damit sie die entsprechende Konsistenz haben und gut schmecken. Bisher als fettarme Wurst verkaufte Waren enthalten bis zu 20 Prozent Fett.

Nun hatte der Metzger Josef Pointner aus Mindelheim die Idee zur (fast) fettfreien Wurst. „Bierschinken, Leberkäse oder Weißwurst mit wenig Fett fehlten bisher auf dem Markt. Bei der Herstellung dieser Wurstwaren hatte ich jedoch nur zum Teil Erfolg“, sagt Pointner. Die Fraunhofer-Wissenschaftler konnten helfen. Die Kunst ist es dabei, das Fett in der Wurst durch Proteine zu ersetzen. Damit das gelingt, müssen sich die Proteine des Fleischs stärker vernetzen, also ihre Struktur so auffalten, dass möglichst viel Wasser gebunden wird.

„Dreh- und Angelpunkt ist der Kutter, eine Schüssel, die um scharfe, rotierende Messer kreist. In ihr kommen die Zutaten zusammen: mageres Fleisch, Gewürze und Eis. Bei herkömmlichen Kuttern entstehen an den Messern Temperaturspitzen von bis zu 75 Grad Celsius. Das führt zu einer Denaturierung der Proteine. Sie bilden unerwünschte kleine Klümpchen im Brät und verlieren teilweise die Fähigkeit, Wasser zu binden“, erklärt Peter Eisner vom Fraunhofer-Institut für

Verfahrens- und Verpackungstechnik IVV.

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„VielLeicht“ bald im Handel

In der institutseigenen Wurstküche wurde eine Reihe von Versuchen gefahren, um den idealen Fettgehalt und die richtige Konsistenz des Bräts zu erreichen. „Der Trick ist, die Temperatur zu kontrollieren und Kuttermesser sowie Brät immer wieder zu kühlen. Dabei kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an: Nur einen Moment zu spät, dann werden die Messer heiß“, verrät Eisner. Auf das Herstellungsverfahren halten Fraunhofer und Josef Pointner das Patent. Ab Mitte Januar 2008 ist die fettarme Wurst „VielLeicht“ bei EDEKA Südbayern erhältlich.

Professor Ulrich Buller, Forschungsvorstand der Fraunhofer-Gesellschaft betont: „In der fettarmen Wurst steckt Fraunhofer-Know- how. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen für die Menschen. In diesem Fall entwickelten sie in Kooperation mit einem kleinen Unternehmen magere Wurstprodukte für eine gesundheitsbewusste Ernährung.“

(idw – Fraunhofer-Gesellschaft, 11.01.2008 – DLO)

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