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Neurobiologie

Wörter als Ordnungshilfe

Etiketten helfen bei der Erkennung von Unterschieden

Eine populäre Legende behauptet, dass die Bewohner der arktischen Gegenden mindestens ein Dutzend unterschiedliche Wörter für Schnee haben. Aber welche Rolle spielen die Bezeichnungen für das Erkennen der Schneearten? Erleichtert ein entsprechender Name vielleicht das Merken und Kategorisieren eines Objekts oder Phänomens? Psychologen haben sich dieses Zusammenhangs nun angenommen und ihn in der Fachzeitschrift „Psychological Science“ analysiert.

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Forscher der Carnegie Mellon Universität untersuchten, ob das Lernen von verschiedenen Namen für Objekte es Menschen erleichtert, diese auseinander zu halten. Gary Lupyan und David Rakison und ihr Kollege James McClelland von der Stanford Universität führten mit Freiwilligen eine Reihe von spielerischen Experimenten durch. Die Probanden wurden gebeten sich vorzustellen, sie seien Entdecker auf dem fremden Planeten „Teeb“. Auf einem Bildschirm erschienen daraufhin jeweils einzelne „Aliens“, die sie in freundliche und eher zu vermeidende kategorisieren sollten.

Die Probanden klickten verschiedene Tasten an um anzuzeigen, welche Aliens sie für friedlich hielten und welche sie vermeiden würden. Nach jeder Antwort hörten sie einen Summer oder ein Piepen, das ihnen anzeigte, ob ihre Einschätzung korrekt war. Nach einer Einarbeitungsphase erzählten die Wissenschaftler der einen Gruppe von Versuchspersonen, dass vorherige Besucher dieses Planeten es nützlich gefunden hätten, sich auf die beiden Alien-Gruppen als „grecious“ und „leebish“ zu beziehen. Diese Probanden sahen und hörten daraufhin nach jeder Antwort das entsprechende „Etikett“ der Alien-Kategorie. Die andere Gruppe katalogisierte ohne diese Bezeichnungen.

Wie Europäer Schneearten unterscheiden können

Obwohl alle Teilnehmer die gleiche Übung im Kategorisieren hatte, konnte die Gruppe, die die Namen gelernt hatte, ihre Aufgabe sehr viel schneller und mit weniger Fehlern zu Ende führen. Nach Ansicht der Forscher deutet dies daraufhin, dass unabhängig davon, wie vertraut wir mit bestimmten Dingen sind, eine Zuordnung zur korrekten Kategorie einfacher ist, wenn es verschiedenen Namen dafür gibt. Mit anderen Worten: Ein Mitteleuropäer könnte ohne Probleme auch lernen, ein Dutzend verschiedenen Schneearten zu unterscheiden, wenn er gleichzeitig auch die Bezeichnungen dafür lernt.

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(Association for Psychological Science, 05.12.2007 – NPO)

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