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Neurobiologie

Warum sind gestillte Babys schlauer?

Aufmerksamkeit und Vorlesen macht die Kinder stillender Mütter so klug

Stillende Mütter reagieren sensibel auf die Gefühle ihres Kindes und lesen ihm häufig vor. © Brigham Young University

Aus gestillten Babys werden später schlaue Kinder – aber warum? Den Grund dafür haben US-Forscher jetzt aufgeklärt: Wenn Mütter aufmerksam auf die Gefühle ihrer Babys achten und ihnen dazu auch noch täglich vorlesen, dann ist schon ein großer Schritt zu einem klugen Kind getan. Denn das und nicht etwa das Stillen an sich ist es, das die Kinder schlau macht, wie die Soziologen in der Fachzeitschrift „The Journal of Pediatrics“ berichten.

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Kinder, die gestillt werden, haben später einen höheren IQ und schneiden in der Schule besser ab. Viele Studien belegen das. Warum das so ist, war allerdings bislang unklar. Soziologen von der Brigham Young University wollten es nun genau wissen: Ist es die Zeit der engen Bindung zwischen Mutter und Kind, ist es etwas in der Milch selber oder sind es ganz andere Gründe, die die Kinder so intelligent werden lassen?

7.500 Mütter und ihre Babys im Visier

In einer umfassenden Studie begleiteten die Wissenschaftler 7.500 US-amerikanische Mütter und ihre Babys von der Geburt an bis zum fünften Lebensjahr. Neben dem Stillen interessierten sich die Soziologen vor allem dafür, ab welchem Lebensjahr und wie häufig die Mütter ihren Kindern vorlasen.

Auch filmten sie die Mütter und ihre Kinder bei verschiedenen Aktivitäten. So konnten sie die Aufmerksamkeit der Mütter messen, die sie ihren Kindern etwa beim Lösen einer schwierigen Aufgabe schenkten. Wie gut die Kinder mathematischen Aufgaben gewachsen waren und wie gut sie lesen konnten, testeten die Wissenschaftler dann ab dem vierten Lebensjahr.

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Sensible Antennen und der Griff zum Buch sind das Erfolgsrezept

Die Soziologen beobachteten das bereits Bekannte: Durchgehendes Stillen über drei Monate macht die Kinder schlauer. Jedoch liegt die Begründung hierfür nicht im Stillen an sich. Zwei andere Dinge scheinen viel entscheidender zu sein: Eine sensible Antenne für die Emotionen der Kinder und regelmäßiges Vorlesen. „Stillende Mütter tendieren zu beidem“, erklärt Ben Gibbs den Zusammenhang.

Schenkt man den Gefühlen seines Babys besondere Aufmerksamkeit und liest man ihm täglich ab dem neunten Lebensmonat vor, so kann es im Alter von vier Jahren sogar einen zwei bis drei-monatigen Vorsprung in der Hirnentwicklung haben, wie die Forscher beobachteten. „Es ist in der Tat die Erziehung, die den Unterschied macht“, sagt Gibbs.

Ist Intelligenz der Luxus der Begünstigten?

Einige Kinder tragen ein höheres Risiko als andere, in der Schule nicht mitzukommen. Bei den meisten dieser Kinder liegt dies daran, dass sie in ihrer frühen Kindheit nicht die optimale Erziehung erfahren haben, schätzen die Forscher die Lage ein. So genießen erwerbstätige alleinerziehende Mütter weit weniger Luxus, wenn es darum geht, Zeit mit ihrem Kind zu verbringen, ihm Aufmerksamkeit zu schenken und ihm täglich vorzulesen.

„Das ist der Luxus der Begünstigten“, sagt Renate Forste. „Dadurch wird es ungleich schwieriger, die Bedingungen für Kinder zu verbessern, die in einem benachteiligenden Umfeld aufwachsen. Aber diese Dinge können gelernt werden und sie spielen eine wichtige Rolle. Und sensibel gegenüber den Kleinen zu sein und ihnen vorzulesen, das muss nicht zwingend die Mutter, das können auch andere Personen übernehmen“, mahnt Forste. (The Journal of Pediatrics, 2014; doi: 10.1016/j.jpeds.2013.10.015)

(Brigham Young University, 28.02.2014 – KEL)

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