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Paläontologie

Wales: 200 Millionen Jahre alter Raubsaurier entdeckt

Fossil ist einer der ältesten und vollständigsten Jura-Dinosaurier Europas

So könnte der junge Dracoraptor hanigani ausgesehen haben. © Bob Nicholls

Paläontologen haben in Wales einen seltenen Fund gemacht: Sie entdeckten das Fossil eines jungen Raubsauriers, der aus dem frühen Jura stammt – einer Zeit, aus der in Europa kaum Dinosaurier-Fossilien existieren. Zudem ist das Dinosaurier-Skelett zu gut 40 Prozent erhalten – auch das ist für diese Ära eine rechte Rarität, wie die Forscher im Fachmagazin „PLOS ONE“ berichten. Der Dracoraptor getaufte Raubsaurier war eher klein und wendig, aber noch nicht voll ausgewachsen.

Nach gängiger Theorie erlebten die Theropoden, die zweibeinig laufenden Raubsaurier, mit dem Beginn des Jura-Erdzeitalters ihren großen Aufstieg. Damals müssen in kurzer Zeit viele neue Arten dieser Sauriergruppe entstanden sein. Doch Fossilien aus dieser Zeit sind extrem rar und größtenteils unvollständig. Entsprechend wertvoll sind Funde wie die kürzlich auf der schottischen Insel Skye entdeckten Dinosaurier-Spuren aus dem Jura.

Fund am Kliff

Jetzt berichten David Martill von der University of Portsmouth und seine Kollegen von einem noch selteneren Fund: dem immerhin fast halben Fossil eines jungen Raubsauriers aus der Zeit vor rund 200 Millionen Jahren. Entdeckt wurde das Skelett samt Schädel an der Südostküste von Wales, als ein überhängendes Kliff abrutschte und die Knochen freilegte. Als die Forscher die Knochen und Schädelteile zusammensetzten, bildeten sie immerhin 40 Prozent des gesamten Tieres.

„Dieser Fund repräsentiert einen der vollständigsten Theropoden aus dem frühen Jura in ganz Europa“, betonen die Forscher. Die Untersuchung der Knochen ergab, dass es sich um eine bisher unbekannte Theropoden-Art handelt, die aber noch einige relativ ursprüngliche Merkmale aufweist. Martill und seine Kollegen tauften die neue Art Dracoraptor hanigani – „Drachenräuber“.

Scharf und gebogen: Ein Zahn des Dracoraptor © Martill et al./ PLOS ONE

Jungtier mit scharfen Zähnen

Im Vergleich zu seinen späteren Verwandten wie dem Tyrannosaurus rex erscheint der „Drachenräuber“ auf den ersten Blick eher schmächtig: Der Raubsaurier war nur rund zwei Meter lang und besaß eine Schulterhöhe von rund 70 Zentimetern. Allerdings: Dracoraptor war bei seinem Tod noch nicht ausgewachsen, wie die Knochenenden und nicht vollständig verschmolzene Nähte belegen. Das deutet darauf hin, dass es sich noch um ein Jungtier handelte.

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Die Zähne des Raubsauriers waren allerdings schon gut ausgeprägt – sie ähneln kleinen, gesägten Dolchen. Die Zähne sind gekrümmt, seitlich leicht zusammengedrückt und tragen an ihrer Innenseite eine Reihe von Zacken. Wie für die Theropoden typisch, waren die Vorderbeine des Dracoraptor verkürzt und trugen dreizehige Klauen. Der zierliche Raubsaurier lief auf seinen Hinterbeinen und hielt die Balance mit seinem langen Schwanz.

Woran der junge Dinosaurier starb, ist nicht bekannt. Doch sei Tod und seine Konservierung im urzeitlichen Schlamm liefert den Paläontologen nun wertvolle Einblicke in die frühe Entwicklung der Theropoden. Denn Dracoraptor lebte zu einer Zeit, als er und seine Verwandten gerade erst begannen, ihren Siegeszug über die Erde anzutreten. (PLOS ONE, 2016; doi: 10.1371/journal.pone.0145713)

(PLOS, 21.01.2016 – NPO)

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