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Medizin

Vitamin E schädigt Knochen

Nahrungsergänzungsmittel lässt Knochenmasse von Ratten um 20 Prozent schrumpfen

Cerealien mit Vitaminzusätzen © USDA / MMCD

Das als zellschützend geltende Vitamin E kann die Knochen schädigen: Die Einnahme des Vitamins fördert die vermehrte Produktion von Zellen, die Knochenmaterial abbauen. Das haben japanische Forscher in Versuchen mit Mäusen und Ratten sowie in Zellkulturen festgestellt. Nagetiere, die im Futter eine ähnliche Menge Vitamin E bekamen, wie sie in gängigen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind, hatten nach acht Wochen eine um 20 Prozent reduzierte Knochenmasse. Angesichts der weit verbreiteten Einnahme von Vitamin E-Präparaten könnte dies möglicherweise auch für die menschliche Gesundheit Folgen haben, warnen die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature Medicine“.

„Vitamin E ist eines der beliebtesten Nahrungsergänzungsmittel, allein in den USA nehmen zehn Prozent aller Erwachsenen es täglich zu sich“, schreiben Koji Fujita von der Tokyo Medical and Dental University und seine Kollegen. Das als Antioxidans wirkende Vitamin soll gegen aggressive, zellschädigende Moleküle schützen und so dem Altern und auch Krankheiten wie der Arteriosklerose entgegenwirken. Im Körper liegt das Vitamin E vorwiegend in Form der chemischen Verbindung Alpha-Tocopherol vor.

Frühere Studien hatten vereinzelt Hinweise auf eine leicht positive Wirkung des Alpha-Tocopherols auf das Knochenwachstum ergeben. Für diesen Effekt sollte die zellschützende Wirkung des Vitamins verantwortlich sein. Doch diese Annahme habe man nun in einer umfangreicheren und besser kontrollierten Studie klar widerlegt, sagen die Forscher. Stattdessen fördere ein hoher Gehalt von Vitamin E im Körper die Zerstörung von Knochensubstanz.

Gleichgewicht von Auf- und Abbau des Knochens gestört

Sowohl in Zellkulturen als auch in Versuchen mit Mäusen beobachteten die Wissenschaftler, dass Alpha-Tocopherol die Reifung und Aktivität von Osteoklasten förderte. Osteoklasten sind Zellen, die Knochensubstanz abbauen. Normalerweise stehen sie in einem Gleichgewicht mit ihren Gegenspielern, den Osteoblasten, die wiederum ständig neues Knochenmaterial bilden. Doch Vitamin E verschiebe dieses Gleichgewicht zugunsten des Knochenabbaus.

„Das Alpha-Tocopherol erhöhte den Knochenabbau, indem es zusätzliche, reife Osteoklasten entstehen ließ“, berichten Fujita und seine Kollegen. Das Vitamin fördere zudem die Verschmelzung von Zellen, aus denen dann besonders große Osteoklasten hervorgingen.

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Andere Antioxidanzien fördern den Knochenabbau nicht

Die knochenabbauende Wirkung des Vitamin E sei nicht auf dessen antioxidative Wirkung zurückzuführen. „Mit Ausnahme des Alpha-Tocopherols förderte keines der anderen von uns getesteten Antioxidanzien eine verstärkte Produktion von knochenabbauenden Zellen“, sagen die Forscher. Weder andere chemische Formen des Vitamin E noch das wasserlösliche Vitamin C hätten sich auf das Wachstum von Knochenzellen in Kultur ausgewirkt.

Dass auch die Aufnahme des Vitamin E mit der Nahrung die negativen Folgen hervorruft, wiesen die Forscher in Versuchen sowohl mit Ratten wie auch mit Mäusen nach. „Die den Tieren verfütterte Dosis war vergleichbar der Menge, die üblicherweise in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind“, sagen die Forscher. Deshalb sei es nun wichtig, näher zu untersuchen, ob und in welchem Ausmaß sich gängige Vitamin E-Präparate auf das menschliche Knochenwachstum auswirkten. (Nature Medicine, 2012; doi: 10.1038/nm.2659)

(Nature Medicine / dapd, 05.03.2012 – NPO)

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