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Medizin

Viele Brustkrebs-Fälle vermeidbar

Verzicht auf eine Hormonersatztherapie und mehr Bewegung als Vorbeugung

Etwa 30 Prozent aller Fälle von Brustkrebs nach den Wechseljahren ließen sich durch den Verzicht auf eine Hormonersatztherapie und mehr Bewegung vermeiden. Dies haben jetzt Heidelberger Forscher in einer neuen Studie herausgefunden, über die sie in der Fachzeitschrift „Cancer Epidemiology“ berichten.

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Viele Risikofaktoren für Brustkrebs sind mittlerweile gut dokumentiert und erforscht: So sind sich Wissenschaftler heute sicher, dass beispielsweise eine frühe erste Regelblutung, ein spätes Eintreten der Wechseljahre sowie auch das gehäufte Auftreten von Brustkrebs in der Familie mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko einhergehen.

Jedoch haben weder die einzelne Frau noch die Medizin einen Einfluss darauf, ob weibliche Verwandte an Brustkrebs erkranken oder in welchem Alter die Wechseljahre beginnen – diese Risikofaktoren lassen sich nicht beeinflussen.

58.000 Brustkrebsfälle pro Jahr

Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum um Dr. Karen Steindorf und Professorin Dr. Jenny Chang-Claude haben nun zusammen mit Professor Dr. Dieter Flesch-Janys im Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf nach Risikofaktoren gesucht, die durch Änderungen im Lebensstil und Verhalten beeinflusst werden können.

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„58.000 Frauen erkranken in Deutschland jedes Jahr an Brustkrebs“, sagt Chang-Claude. „Da stellt sich die zentrale Frage, ob und welche Verhaltensänderungen dazu beitragen können, die Erkrankungsrate zu senken. Mit unserer Studie wollten wir herausfinden, welchen Anteil an der Zahl der Erkrankungsfälle diese beeinflussbaren Faktoren haben.“

Lebensstilfaktoren untersucht

Die Forscher konzentrierten sich auf Aspekte wie die Einnahme von Hormonen zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden – Hormonersatztherapie -, auf körperliche Aktivität, Übergewicht und Alkoholkonsum. All diese Lebensstilelemente galten aufgrund vorangegangener Untersuchungen als mögliche Risikofaktoren für die Entstehung von Brustkrebs.

In der von der Deutschen Krebshilfe geförderten MARIE-Studie untersuchten die Epidemiologen 6.386 weibliche Kontrollpersonen sowie 3.074 Patientinnen, die nach dem Eintritt der Wechseljahre an Brustkrebs erkrankt waren. Anhand dieser Daten wurde der Anteil an Krebsfällen berechnet, die sich auf einen bestimmten Risikofaktor oder auf eine bestimmte Kombination mehrerer Risikofaktoren zurückführen lassen.

Hormoneinnahme und Bewegungsmangel als Hauptrisikofaktoren

Ergebnis: Von den veränderbaren Lebensstilfaktoren steigerten vor allem die Einnahme von Hormonen und mangelnde körperliche Aktivität das Erkrankungsrisiko für Brustkrebs. Alkoholkonsum und Übergewicht zeigten dagegen einen geringeren Einfluss auf die Brustkrebsgefahr.

Laut den Ergebnissen der Wissenschaftler sind 19,4 Prozent der Fälle von invasivem Brustkrebs nach den Wechseljahren auf Hormonpräparate zurückzuführen, 12,8 Prozent auf den Mangel an körperlicher Aktivität. Beide Faktoren zusammengenommen sind für erstaunliche 29,8 Prozent der Krebsfälle verantwortlich.

Ergebnisse spiegeln Situation in Deutschland wider

Betrachteten die Forscher gesondert die Gruppe der Patientinnen mit Tumoren, die Rezeptoren für Geschlechtshormone ausbilden – so genannter rezeptorpositiver Brustkrebs -, so liegt dieser Wert sogar bei 37,9 Prozent. Die Ergebnisse, so betonen die Wissenschaftler, spiegeln die Situation in Deutschland mit unseren typischen Lebensgewohnheiten wider und könnten in Ländern mit anderen Lebensstilen von den hier ermittelten Werten abweichen.

Mehr Bewegung, weniger Hormone – wenn möglich

Die nicht zu beeinflussenden Faktoren wie Familiengeschichte oder der Zeitpunkt der ersten und der letzten Regelblutung bedingen zusammen 37,2 Prozent aller Fälle von bösartigem Brustkrebs nach den Wechseljahren.

„Das heißt, dass zwei Faktoren, die jede Frau selbst in der Hand hat, für vergleichbar viele Fälle von Brustkrebs nach den Wechseljahren verantwortlich sind wie die nicht-beeinflussbaren Faktoren“, sagt Steindorf. „Ließen sich in diesen beiden Bereichen Verhaltensänderungen herbeiführen, könnten fast 30 Prozent aller Fälle von Brustkrebs nach den Wechseljahren verhindert werden.“

Die DKFZ-Forscherinnen raten den Frauen daher zu mehr Bewegung und einen Verzicht auf Hormonersatztherapie, wo sie nicht unbedingt nötig ist. (Cancer Epidemiology 2010, doi:10.1016/j.canep.2010.11.003)

(Deutsches Krebsforschungszentrum, 19.01.2011 – DLO)

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