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Ökologie

Verführerischer Duft sichert Samenausbreitung

Affen erkennen reife Früchte am Geruch

Auffällige Farbe oder attraktiver Duft: Pflanzen locken tierische Samenverbreiter mit unterschiedlichen Strategien © Christoph Schnabel/ Freeimages

Duftende Strategie: Damit ihre Samen von Tieren verbreitet werden, verfolgen Pflanzen eine ausgeklügelte Taktik. Ihre Lockmittel passen sie dabei gezielt an die Tierart an, auf deren Dienst sie angewiesen sind, wie Forscher berichten. Für Affen signalisieren Pflanzen den Reifegrad ihrer Früchte erfolgreich über den Duft. Bei Pflanzen, deren Samen von Vögeln verbreitet werden, duften die Früchte hingegen nicht. Sie locken die visuell orientierten Tiere stattdessen mit attraktiven Farben.

Die erfolgreiche Samenverbreitung ist für Pflanzen von wesentlicher Bedeutung. Während manche Arten daraufsetzen, dass ihre Samen vom Wind fortgetragen und über weite Distanzen verteilt werden, verfolgen andere eine alternative Strategie: Sie nutzen Tiere als Spediteure. Affen, Vögel oder Fledermäuse sollen die in saftigen Früchten versteckten Samen fressen – und sie anschließend mit ihrem Kot an einem anderen Ort wieder ausscheiden.

Es ist daher von Vorteil für die Pflanze, wenn ihre reifen Früchte möglichst attraktiv wirken und von den Tieren leicht erkannt werden. Im Laufe der Evolution haben die Früchte deshalb nicht nur ein nahrhaftes Fruchtfleisch entwickelt, sondern locken darüber hinaus mit auffälligen Farben. Auch ihr Geruch könnte auf manche Tiere eine wichtige Anziehungskraft ausüben.

Duft als Lockmittel

Welche Bedeutung das Fruchtaroma für eine erfolgreiche Samenausbreitung hat, haben nun Forscher um Omer Nevo von der Universität Göttingen genauer untersucht. Insbesondere wollten sie wissen: Macht es einen Unterschied, welche Tierart für die Verbreitung der Samen zuständig ist?

Um das zu überprüfen, maßen die Wissenschaftler zunächst den Geruch, der von reifen und unreifen Früchten ausgeht. Dazu sammelten sie im peruanischen Amazonasregenwald Früchte von vier verschiedenen Pflanzenarten und nahmen entsprechende Duftproben.

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Es stellte sich heraus: Bei den Pflanzen, deren Samen von Affen verbreitet werden, unterscheidet sich der Geruch von reifen und unreifen Früchten deutlich. Bei den Pflanzen, die auf Vögel als Samenspediteure angewiesen sind, gibt es hingegen keinen Unterschied. Der Geruch der Früchte ist unabhängig von ihrem Reifegrad.

Gezielt an Samenverbreiter angepasst

Tamarine fressen die Früchte des Leonia-Baumes und breiten so die Samen der Pflanze aus. © Adrian Reinehr

Offensichtlich haben sich die Pflanzen demnach gezielt an ihre jeweiligen Samenverbreiter angepasst. Denn in der Tat verfügten Affen über einen gut entwickelten Geruchssinn und könnten reife Früchte theoretisch am Duft erkennen, schreiben die Forscher. Vögel hingegen seien vor allem visuell orientiert. Bei ihnen würde ein unterschiedlicher Duft deshalb keinen Vorteil für die Pflanze bringen.

Doch funktioniert diese Strategie der Pflanzen wirklich? Das testete das Team um Nevo mit einer zweiten Studie: Sie untersuchten, ob Klammeraffen reife und unreife Früchte auch tatsächlich zuverlässig am Geruch unterscheiden können. Diese Tiere sind dafür bekannt, sich vornehmlich von reifen Früchten zu ernähren.

Kommunikation zwischen Affe und Pflanze

Für die Untersuchung stellten die Wissenschaftler Duftmischungen her, die den Geruch von Früchten verschiedener Reifegrade imitieren. Wie verführerisch würden diese auf die Affen wirken? Tatsächlich reagierten die Affen unterschiedlich auf die jeweiligen Gerüche, wie die Forscher berichten. Sie waren in der Lage, unreife, teilreife und reife Früchte zuverlässig am Geruch zu unterscheiden.

„Damit ist der Geruch ein verlässliches Signal für Klammeraffen, um reife Früchte zu erkennen,“ so das Team. „Unsere Studien zeigen, dass der angenehme Geruch, den viele reife Früchte ausströmen, eine wichtige ökologische Funktion hat: Er dient der Kommunikation zwischen Pflanze und Affe.“ (Journal of Chemical Ecology, 2016; doi: 10.1007/s10886-016-0687-x; Scientific Reports, 2015; ; doi: 10.1038/srep14895)

(Leibniz-Institut für Primatenforschung, 13.04.2016 – DAL)

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