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Ökologie

Vampir-Atem verrät Speiseplan

Forscher spüren Nahrungswechsel bei Fledermäusen auf

Vampirfledermäuse in Costa Rica stillen ihren Hunger neuerdings an Weidevieh statt an Regenwaldtieren. Dies hat jetzt ein internationales Wissenschaftlerteam herausgefunden. Auf die Spur des Phänomens brachte die Forscher ein ungewöhnliches Hilfsmittel: der Atem der Fledermäuse.

Die Biologen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung und Kollegen von der Freien Universität Berlin, der Humboldt Universität zu Berlin sowie der Universität Aberdeen berichten über ihre Ergebnisse im Journal of Comparative Physiology B.

Bauern in Costa Rica beobachten immer wieder, dass Vampire sich von Weidevieh ernähren, anstatt ihre ursprünglichen Beutetiere anzufallen. Um diesen Verhaltenswechsel zu dokumentieren, analysierten Christian Voigt und seine Kollegen das Verhältnis an stabilen Kohlenstoffisotopen im ausgeatmeten CO2 von Vampirfledermäusen. Im Labor fütterten sie Vampire mit Blut, welches mit nicht-radioaktiven 13C-Isotopen angereichert war, und verfolgten dann, wann die Isotope im Atem der Vampire wieder auftauchten.

„Die Vampirfledermäuse nutzten das frisch verzehrte Blut relativ schnell, um ihren Stoffwechsel zu betreiben. Nach weniger als einer Stunde glich das Isotopenverhältnis im Atem demjenigen der letzten Blutmahlzeit“ erklärt Voigt.

Isotopenverhältnis gibt Aufschluss

Danach sammelten die Forscher den Atem von wilden Vampirfledermäusen in Costa Rica und analysierten dessen Kohlenstoffisotopenverhältnis. „Die potenziellen Beutetiere von Vampiren in Costa Rica sind entweder Weidevieh oder Regenwaldtiere, wie zum Beispiel Tapire oder Wildschweine. Weidevieh und Regenwaldtiere ernähren sich von Pflanzen mit einem sehr unterschiedlichen Kohlenstoffisotopenverhältnis, nämlich von Gras im Fall des Weideviehs und von Regendwaldpflanzen im Falle der Tapire oder Wildschweine.

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Deshalb erwarteten wir, dass wir das letzte Opfer eines Vampirs am Isotopenverhältnis seines Atems identifizieren können“ erklärt Voigt. Ihr Atem verriet die Vampire als Spezialisten für Weidevieh, obwohl Regenwaldtiere als Alternative vorhanden waren.

Blut als Leibspeise

Die Forscher argumentieren, dass Vampirfledermäuse nicht notwendigerweise Blut von Weidevieh bevorzugen. Da Kühe auf eingezäunten und offenen Weiden gehalten werden, sind sie für Vampirfledermäuse sehr viel einfacher zu finden als Regenwaldtiere, die sich in dichter Vegetation verstecken können. Die großflächige Umwandlung von Regenwald in Agrarland wirkt sich üblicherweise negativ auf die ursprünglichen Wildtiere Lateinamerikas aus. Vampirfledermäuse scheinen jedoch im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren Lateinamerikas von der menschlichen Aktivität zu profitieren.

Altruismus auch bei Vampiren

Vampirfledermäuse leben nur in Zentral- und Südamerika und wiegen ungefähr 30 – 40 Gramm. Unverwandte Vampire einer Kolonie teilen sich das Futter untereinander. Dieses Verhalten, auch als reziproker Altruismus in der Wissenschaft beschrieben, haben sie mit dem Menschen gemeinsam.

(idw – Forschungsverbund Berlin, 16.08.2007 – DLO)

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