Anzeige
Paläontologie

Urahn heutiger Kängurus entdeckt

Forscher identifizieren Ur-Känguru anhand winziger Backenzähne aus dem Museum

Der Urahn des Kängurus lebte vor 24 Millionen Jahren und war so groß wie ein Kaninchen. © shellgrit / iStock.com

Fast vergessene Backenzähne: Forscher haben möglicherweise den Urahn aller heutigen Kängurus entdeckt – in einer Museumssammlung. Schon vor 30 Jahren hatten Paläontologen die Fossilien gefunden, jetzt ordneten Forscher die zwölf winzigen Backenzähne neu ein. Das Ur-Känguru lebte vor 24 Millionen Jahren und war so groß wie ein Kaninchen.

Das Känguru ist wohl Australiens berühmtestes Beuteltier und einzigartig für die Fauna des kleinen Kontinents. Innerhalb der Tierfamilie existiert eine enorme Vielfalt, die von den kleinen Rattenkängurus über kletternde Baumkängurus bis zu den zwei Meter großen Roten Riesenkängurus reicht. Der Ursprung dieser Beuteltiere liegt jedoch zum großen Teil noch im Dunkeln.

Bedeutende Fossilien blieben kaum beachtet

Doch ein fast vergessener Fossilfund bringt nun etwas Licht ins Dunkel: Paläontologen hatten bereits in den 1980er Jahren zwölf nur wenige Millimeter große Backenzähne rund um einen ausgetrockneten Salzsee in Zentralaustralien ausgegraben. Die Forscher nannten die neue Spezies Palaeopotorous priscus. Der Fund blieb aber lange Zeit kaum beachtet und brachte es nur zu einigen Erwähnungen in der Fachliteratur.

Wendy den Boer und Benjamin Kaer von der Universität Uppsala in Schweden haben nun mit modernen Computeranalysen die Bedeutung dieser uralten Zähne entdeckt . „Schon damals vermutete man, dass Palaeopotorous den ursprünglichsten Verwandten der gesamten modernen Känguru-Familie repräsentiert“, sagt den Boer. Niemand hatte diese Behauptungen aber bisher überprüft und die Fossilien im Detail untersucht. Die Forscher verglichen deshalb die Morphologie der zwölf Backenzähne mit Vertretern des gesamten Känguru-Stammbaums.

Ur-Känguru war so groß wie ein Kaninchen

„Unsere Ergebnisse zeigten, dass Palaeopotorous am ehesten heute lebenden Ratten-Kängurus und anderen ausgestorbenen Känguru-Verwandten gleicht“, sagt den Boer. DNA-Analysen und der Vergleich mit Fossilien wiesen darauf hin, dass Palaeoptorous vor etwa 24 Millionen Jahren lebte und wahrscheinlich tatsächlich der ursprünglichste Vorfahr aller bekannten Kängurus und Ratten-Kängurus ist.

Anzeige

Die Fossilien verrieten den Forschern aber auch viel über das Aussehen und die Lebensweise des Ur-Kängurus. „Es war etwa so groß wie ein kleines Kaninchen, aber hoppelte wohl nicht, sondern sprang mit allen vier Beinen“, sagt den Boer. „Einige Knochen an derselben Fundstelle in Zentralaustralien lassen jedoch vermuten, dass die frühesten Kängurus bereits ein paar essentielle Anpassungen an einen hoppelnden Gang besaßen.“

Fossilien lassen Raum für Spekulationen

Das Ur-Känguru lebte zu einer Zeit als Australien noch weitaus feuchter und grüner war als heute. Seine Zähne wurden im Lehm eines ehemaligen Flussbetts gefunden, weshalb die Forscher vermuten, dass Palaeopotorous in der ufernahen Vegetation nach Nahrung suchte.

Die zwölf Zähne der Ausgrabungsexpedition waren sich zwar morphologisch sehr ähnlich. Die Forscher sind sich aber nicht sicher, ob sie alle vom Ur-Känguru stammten. „Die Fossilien wurden nicht zusammen gefunden, so dass es immer noch unklar ist, ob wir es mit einer oder mehreren Spezies zu tun haben“, erklärt Seniorautor Benjamin Kear von der Universität Uppsala. (Journal of Vertebrate Paleontology, 2018; doi: 10.1080/02724634.2017.1428196)

(Schwedischer Forschungsrat, 17.04.2018 – YBR)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

NAchglühen von GRB 221009A

Rekord-Ausbruch überrascht Astronomen

Neue fossile Riesenschlange entdeckt

Warum Chinas Großstädte absinken

Landschaft unter dem Thwaites-Gletscher kartiert

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Im Fokus: Paläontologie - Spurensuche in der Urzeit Von Nadja Podbregar und Dieter Lohmann

Die Vielfalt des Lebens - Wie hoch, wie komplex, warum? Von Erwin Beck

Im Fokus: Strategien der Evolution - Geniale Anpassungen und folgenreiche Fehltritte von Nadja Podbregar und Dieter Lohmann

Gipfel des Unwahrscheinlichen - Wunder der Evolution von Richard Dawkins

Top-Clicks der Woche