Testosteron gilt als Inbegriff männlicher Stärke, als Potenzhormon und als Kraftspender – nicht nur bei den Olympischen Spielen. Um von den positiven Wirkungen des Geschlechtshormons zu profitieren, muss jedoch keine Dopingpille her: Mäßiges Kraft- oder Ausdauertraining sind optimal für den Testosteronwert, berichten Urologen.
In den Hoden produziert, und in weit geringeren Mengen bei Frauen in den Eierstöcken und der Nebennierenrinde hergestellt, ist Testosteron im männlichen Organismus unter anderem zuständig für die Ausbildung der Geschlechtsorgane, Behaarung und Muskelmasse. In der Urologie wird es unter anderem eingesetzt, um Problemen des alternden Mannes zu begegnen.
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Warnung vor Testosteron-Doping
In der Sportszene dagegen ist Testosteron eine wahre Modedroge geworden. Rund zehn bis zwölf Prozent aller Freizeitsportler dopen, um besser auszusehen, schätzen Experten. Sie warnen vor allem vor dem Testosteron aus dem Internetversandhandel. „Wer seiner Leistung und Virilität nachhelfen will und sich künstlich Testosteron zuführt, hat deutlich größere Chancen, seinem Körper zu schaden als auf dem Siegertreppchen zu landen“, erklärt Frank Sommer, Professor für Männergesundheit am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Weil der Körper sich daran gewöhnt, Testosteron zugeführt zu bekommen, wird die Eigenproduktion überflüssig und bleibt aus.
„Wenn das Mittel abgesetzt wird, hat der Körper Schwierigkeiten, die Produktion wieder anzuregen“, so der Hamburger Urologe. „Doping mit Testosteron kann bei manchen Menschen ganz schnell zu Lebererkrankungen führen. Langfristig wird das ganze System gestört und kann sich nicht wieder regenerieren. Bei Frauen kann das sogar so weit gehen, dass sich die Klitoris in einen kleinen Penis umformt.“
Ausdauertraining gut, Marathon kontraproduktiv
Um die Leistung zu steigern, empfiehlt er, bei niedrigen Werten den Testosteronspiegel auf natürlich Weise zu stimulieren: durch Sport. „Alle Ausdauersportarten um die 45 Minuten sind perfekt, um den Hormonhaushalt anzukurbeln“, erklärt Sommer.
„Doch gerade weil der Körper auf Aktivität reagiert und die Hormonproduktion durch Sport angeregt wird, können lange Ausdauersportarten wie Marathonlaufen für die Athleten gesundheitsschädlich werden“, erklärt der Experte, der aus seiner eigenen Praxis Fälle kennt, in denen Langstreckenläufer sich ihren Hormonhaushalt „kaputtgerannt“ haben. Das Ergebnis bei einem seiner Patienten: eine hervorragende Platzierung beim Marathon, aber ansonsten Müdigkeit, Abgeschlagenheit und eine geminderte Libido.
Durch Training in den „grünen Bereich“
Ausdauersportler sollten deshalb ein- bis zweimal pro Jahr ihren Testosteronwert kontrollieren lassen, empfiehlt Sommer. Sollten die Werte zu niedrig sein – normal sind zwischen 3,5 und 8,6 Nanogramm pro Milliliter Blut -, könnte eine Umstellung des Trainingsprogramms erforderlich sein, um den Körper wieder in den „grünen Bereich“ zu bringen.
Dieser „grüne Bereich“ mag keinen Medaillenregen bringen, aber auf Dauer gesehen ist er ein größerer Sieg. „Männer, die regelmäßig ein nicht übermäßig langes Kraft- oder Ausdauertraining machen, haben einen guten Testosteronwert. Das Ergebnis: Sie sind frischer, dynamischer, schlafen besser – und die Libido profitiert auch.“
(Deutsche Gesellschaft für Urologie, 15.08.2008 – NPO)