Weibchen von Kugeltausendfüßern lassen eine Paarung erst dann zu, wenn die Männchen einen bestimmten Ton erzeugen. Wie die Weibchen allerdings diese durch Reiben der Beine erzeugten Töne wahrnehmen, war bisher unklar. Denn die Kugeltausendfüßer besitzen keine Hörorgane. Jetzt haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die Weibchen offenbar auf die bei den einzelnen Arten jeweils unterschiedlichen Vibrationsmuster der Töne reagieren. Wie sie in der Fachzeitschrift „Naturwissenschaften“ berichten, ermöglichen es diese „good vibrations“ den Weibchen, den jeweils arteigenen Partner zu identifizieren.
Die Gruppe der Kugeltausendfüßer kann sich bei Störung ähnlich einem Gürteltier zu einer festen Kugel zusammenrollen. Dieser Mechanismus hilft vor allem gegen potentielle Fressfeinde, ist aber ein Problem, wenn sich die Tiere paaren wollen. Da die Tiere sich bei Störungen sehr fest zusammenrollen, ist es für das Männchen unmöglich ein Weibchen dazu zu bringen sich wieder zu öffnen, wenn es nicht ein eindeutiges Erkennungssignal gibt. Daher erzeugen die Männchen einiger Arten durch Reiben ihres letzten Beinpaares an dem Körperpanzer ein Geräusch, ähnlich der Heuschreckengesänge, die sich dann auf die Weibchen übertragen. Nur wenn das Weibchen erkennt, dass es sich um ein Männchen der gleichen Art handelt, rollt sich wieder auf und die Paarung kann beginnen.
Den komplexen Mechanismus, mit dem die Weibchen ihre Männchen erkennenm, hat nun ein Forscherteam aus Bonn, Darmstadt, Frankfurt und Tervuren aufgeklärt. Dabei stellten die Wissenschaftler nicht nur fest, wie die Tiere die Laute erzeugen. Sie konnten auch demonstrieren, dass die produzierten Laute bei jede der neun untersuchten Riesenkugler-Arten anders sind. Verwechslungen zwischen Arten sind somit ausgeschlossen. Bemerkenswert ist zudem, dass Kugeltausendfüßer gar nicht hören können. Das Signal, welches das Weibchen zur Paarung veranlasst ist daher allein das artspezifische Muster der Vibrationen – ‚good vibrations‘ eben. (Naturwissenschaften 98 (11): 967–975)
(Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig, 24.10.2011 – NPO)