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Psychologie

Skurril: „Spiderman“ hilft bei Spinnenangst

Szenen aus Superheldenfilm reduzieren Phobie-Symptome

Spinne
Objekt der Angst: Schätzungsweise jede dritte Frau und jeder fünfte Mann leidet unter einer Spinnenphobie. © Christina Prinn/ iStock.com

Superheld als Therapeut: Die Spiderman-Filme aus dem Marvel-Universum sind nicht nur unterhaltsam – sie eignen sich womöglich auch zur Behandlung von Phobien. Wie eine Studie nahelegt, kann die Konfrontation mit kurzen Spinnenszenen aus „Spiderman“ die Angstsymptome von Spinnenphobikern lindern. Ähnliches gilt für Menschen, die Angst vor Ameisen haben: Ihnen hilft den Forschern zufolge eine unterhaltsame Expositionstherapie mit dem Superhelden „Ant-Man“.

Krabbeltiere auf acht Beinen lösen bei vielen Menschen lähmende Angstzustände aus: Schätzungsweise jede dritte Frau und jeder fünfte Mann hat krankhafte Angst vor Spinnen. Betroffene mit dieser Phobie verspüren beim Anblick der Gliederfüßer nicht nur ein wenig Unwohlsein, sondern regelrechte Panik, Grusel und Ekel. Sogar die Vorstellung, einer Spinne zu begegnen, kann bei Spinnenphobikern schon ein Angstgefühl hervorrufen.

Therapie mit Superheldenfilmen?

Doch es gibt Wege, diese Angst zu bekämpfen: Bei der sogenannten Expositionstherapie werden Personen mit Spinnenphobie wiederholt dem angstauslösenden Objekt ausgesetzt. Ziel ist es, einen Lernprozess in Gang zu setzen, der den Betroffenen schließlich verdeutlicht, dass die Situation harmlos ist.

Psychologen um Yaakov Hoffman von der Bar-Ilan-Universität in Israel haben in diesem Zusammenhang nun einen alternativen Ansatz getestet: Könnten auch positive Erlebnisse mit Spinnen aus der Fantasiewelt gegen Phobie-Symptome helfen – zum Beispiel in Form von Spiderman-Filmen?

„Spiderman“ nimmt die Angst

Diese Idee untersuchte das Team mit 424 Patienten, die entweder unter einer Spinnenphobie litten oder Angst vor Insekten wie Ameisen hatten. Diesen Probanden zeigten die Wissenschaftler abhängig vom Krankheitsbild jeweils sieben Sekunden lange Ausschnitte aus dem Film „Spiderman 2“ oder aus „Ant-Man“.

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Das Ergebnis: Die Exposition mit den angstauslösenden Tieren im Kontext dieser Filme führte zu einer deutlichen Milderung der Angst. So sanken die Phobie-Symptome der Teilnehmer nach dem Schauen der Filmszenen im Schnitt um 20 Prozent im Vergleich zum Ergebnis vor der Intervention. Bei einer Kontrollgruppe, die eine neutrale Eröffnungsszene sah, die in allen Marvel-Filmen vorkommt, zeigte sich diese Verbesserung dagegen nicht.

Leichter umsetzbar

Dies legt Hoffman und seinen Kollegen zufolge nahe, dass eine unterhaltsame Expositionstherapie mithilfe von Superheldenfilmen bei Spinnenangst und ähnlichen Phobien helfen könnte. Der große Vorteil: Auf einen solchen Spinnenkontakt dürften sich viele Patienten eher einlassen als auf eine Therapiesitzung mit einem lebenden Objekt. Außerdem könne diese Form der Behandlung besser zuhause umgesetzt werden, erklären die Forscher – „Hausaufgaben“ sind ein wesentlicher Bestandteil von Verhaltenstherapien.

Weitere Studien müssen nun zeigen, wie gut Spiderman und Co Betroffenen tatsächlich die Angst nehmen können und wie groß die Vorteile gegenüber etablierten Therapieansätzen sind. Marvel-Fan Hoffmann hat derweil schon die nächste Patientengruppe im Visier: Er will künftig untersuchen, ob Superheldenfilme auch Menschen mit posttraumatischem Belastungssyndrom helfen könnten. (Frontiers in Psychiatry, 2019; doi: 10.3389/fpsyt.2019.00309)

Quelle: Bar-Ilan-Universität

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