Surren statt Quaken: In Brasilien haben Biologen zwei sehr ungewöhnliche neue Froscharten entdeckt. Denn die Rufe der nur rund zwölf Millimeter kleinen Amphibien klingen wie das Surren eines kleinen Motors. Sie sind besonders langanhaltend und rattern und surren auf fast mechanische Weise, wie die Forscher berichten. Trotz dieses auffallenden Rufs und obwohl diese Winzlinge in ihrem Lebensraum durchaus häufig sind, waren sie bisher komplett unbekannt.
Unter den Fröschen haben Forscher schon häufiger ziemlich ungewöhnliche Gesellen entdeckt. So graben sich Tanzfrosch-Kaulquappen wie Würmer durch den Sand, der südamerikanische Schmuckhornfrosch schlingt andere Frösche im Ganzen hinunter und ein Regenfrosch aus Panama färbt ab. Ziemlich vielseitig ist auch die Kommunikation dieser Amphibien: Sie quaken, zirpen und knurren – und einige Frösche haben sogar gelernt, menschengemachte Kanäle als Schallverstärker zu nutzen.
Anhaltendes Schnurren wie ein Motor
Besonders skurril aber sind die Lautäußerungen von zwei jetzt in Brasilien neu entdeckten Froscharten: Die nur rund zwölf Millimeter kleinen Männchen dieser Amphibien klingen wie ein gut geölter Motor. „Der sehr mechanische, stereotypische und vor allem lang anhaltende Ruf der Frösche erinnert an ein Motorengeräusch“, berichtet Martin Jansen vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt.
Aufgrund dieser ungewöhnlichen Rufe tauften die Forscher eine der beiden neuen Froscharten Pseudopaludicola motorzhino – der Artname bedeutet so viel wie „kleiner Motor“. Entdeckt wurden die froschigen Winzlinge während einer Exkursion im Jahr 2010 in einem Naturschutzgebiet im Westen Brasiliens. Dabei zeichnete das südamerikanisch-deutsche Team mehr als 2.000 Aufnahmen von Froschrufen auf und wertete sowohl genetische als auch morphologische Merkmale der gesammelten Frösche.
Aufgeblähter Kehlsack
„So konnten wir zwei bisher unbekannte Arten der Gattung Pseudopaludicola beschreiben“, sagt Jansen. Die kleinen Amphibien sind bräunlich gefärbt, tragen aber einen auffallenden farbigen Längsstreifen auf Kopf und Rücken. Wenn die Männchen ihre „Motorrufe“ absetzen, blähen sie ihren hellen Kehlsack auf. Meist dienen diese Rufe bei den Fröschen dazu, Weibchen anzulocken oder Reviere zu markieren.
Trotz ihres typischen Quakens und der hohen Anzahl der Frösche dieser Arten in den Untersuchungsgebieten waren sie bisher unbekannt. „Ein weiteres Indiz, dass wir die Artenvielfalt in Südamerika noch lange nicht erfasst haben“, resümiert der Forscher. (Herpetologica, 2016; doi: 10.1655/Herpetologica-D-14-00047.1)
(Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 10.10.2016 – NPO)