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Neurobiologie

Skandinavier sind weltweit am vertrauensvollsten

Länderübergreifende Rangliste findet Unterschiede auch innerhalb Deutschlands

Vertrauen © SXC

Die Menschen in Skandinavien haben mehr Vertrauen in ihre Mitmenschen als irgendwo sonst auf der Welt. Am misstrauischsten sind dagegen die Einwohner der Türkei, Ruandas und von Trinidad & Tobago. Das zeigt eine mehr als 50 Länder umfassende Studie eines deutsch-britischen Forscherteams. Innerhalb Deutschlands gebe es deutliche Unterschiede im Vertrauen zwischen alten und neuen Bundesländern, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „American Sociological Review“: Westdeutschland liege im Ländervergleich auf Rang sieben, Ostdeutschland dagegen nur auf Rang elf.

Würden Sie einem flüchtigen Bekannten einen kleinen Geldbetrag leihen? Gehen Sie ganz unbefangen mit Fremden um, die Sie nach dem Weg fragen? Wenn ja, dann gehören Sie zu den Menschen, die generelles Vertrauen in ihre Mitmenschen haben. Diese Art von Vertrauen gilt Sozialwissenschaftlern und Ökonomen als besonders wertvolle Ressource für ein florierendes Gemeinwesen. Um herauszufinden, wo dieser Wesenszug am weitesten verbreitet ist, werteten die Forscher Umfragedaten von mehr als 60.000 Befragten in 50 Ländern aus.

„Der Clou unserer Studie ist, dass wir erstmals konkret den Radius des Vertrauens bestimmen konnten“, erläutert Jan Delhey von der Jacobs University Bremen. Dieser Radius zeige, ob jemand nur seinem engeren Verwandten- und Bekanntenkreis vertraue, oder aber auch Menschen anderer Herkunft und Kultur. Diesen festzustellen sei möglich gewesen, indem man genauer erfragt habe, wie sehr die Befragten einerseits Familienmitgliedern und Freunden vertrauen, andererseits Menschen anderer Religion und Nationalität. In vorhergehenden Studien sei meist nur nach dem Vertrauen gegenüber „den meisten Menschen“ gefragt worden. Dies habe man nun präzisieren können.

Starke länderbedingte Unterschiede festgestellt

„Insbesondere Asiaten haben einen engen Vertrauensradius, allen voran Südkoreaner, Thailänder und Chinesen“, sagt Christian Welzel von der Leuphana Universität Lüneburg, einer der Autoren der Studie. Ihr Vertrauen beschränke sich überwiegend auf Familie und Freunde. Allgemein sei das Vertrauen in ärmeren, nicht-westlichen Ländern geringer als in den reicheren westlichen Gesellschaften.

Der Radius des Vertrauens variiere von Land zu Land stark, berichten die Forscher. Am meisten Vertrauen hatten ihren Ergebnissen zufolge die Schweden, Schweizer und Norweger, am wenigsten die Menschen in der Türkei, Ruanda sowie Trinidad und Tobago. In Asien habe es viel weniger generelles Vertrauen gegeben, als man bislang annahm, sagen die Wissenschaftler. Die meisten westlichen Gesellschaften hatten dagegen einen relativ weiten Vertrauensradius.

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Auch der gesellschaftliche Nutzen, den Vertrauen stifte, hänge stark vom Vertrauensradius ab, sagen die Forscher. In Ländern mit einem weiten Radius engagierten sich die Menschen stärker in Vereinen, seien toleranter und unterstützten stärker demokratische Prinzipien. (DOI: 10.1177/0003122411420817)

(Jacobs University Bremen, 29.09.2011 – NPO)

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