Anzeige
Biologie

Seife macht uns anziehender für Mücken

Inhaltsstoffe gängiger Seifen machen unseren Körpergeruch für Moskitos attraktiver

Stechmücken werden von Duftkomponenten unseres Körpergeruchs angezogen, aber auch Seife kann unsere Anziehungskraft für Mücken verstärken. © CDC/ James Gathany

Überraschender Effekt: Ob ein Mensch ständig von Mücken gestochen wird oder nicht, hängt auch von der benutzten Seife ab. Denn einige Seifen verstärken die Ausdünstung potenziell anziehender Lockstoffe, wie eine Studie enthüllt. Dieser Effekt kann bei einigen Seifen so stark sein, dass sie die Blutsauger trotz vermeintlich mückenabwehrender Duftstoffe verstärkt anlocken. Es gibt aber auch Seifen mit Inhaltsstoffen, die die Moskitos eher fernhalten. Drei dieser potenziellen Repellents hat das Team identifiziert.

Manche Menschen werden ständig von Mücken gestochen, andere dagegen fast nie – aber warum? Klar scheint, dass die blutsaugenden Stechmücken-Weibchen von unserem individuellen Körpergeruch und dem von uns ausgeatmeten Kohlendioxid angezogen werden. Ihre speziell angepassten Riechsensoren können mehr als 100 Komponenten unseres Körpergeruchs detektieren. Welche chemischen Bestandteile aber besonders anziehend wirken und welche nicht, ist bisher erst in Teilen geklärt.

So deuten Studien darauf hin, dass die genetische Veranlagung, das Alter und der Gehalt von Carbonsäuren in unserem Hauttalg unseren persönlichen Geruch und damit die Attraktivität für Moskitos beeinflussen. Aber auch die auf unserer Haut lebenden Mikroben und ihre Ausscheidungen könnten beteiligt sein. Außerdem scheint die Ausdünstung von Aldehyden, die auch bei Malaria verstärkt freigesetzt werden, unsere Anziehung auf Mücken zu verstärken.

Welchen Einfluss hat die Körperwäsche?

Doch es gibt noch einen weiteren Einflussfaktor, wie Morgen VanderGiessen vom Virginia Polytechnic Institute und ihre Kollegen herausgefunden haben: die bei der Körperpflege benutzte Seife. In diesen Mitteln sind neben waschaktiven Substanzen auch viele Duftstoffe enthalten – darunter auch viele, die in der Natur vorkommen. Die Forschenden haben deshalb untersucht, welche flüchtigen Inhaltsstoffe gängige Seifen enthalten und wie sie in Kombination mit dem menschlichen Körpergeruch das Mückenverhalten beeinflussen.

„Seife verändert unseren Körpergeruch drastisch. Sie fügt nicht nur Chemikalien hinzu, sondern bewirkt auch Veränderungen in der Emission der Substanzen, die wir von Natur aus ausdünsten“, erklärt Koautorin Chloé Lahondère von der Virginia Tech. „Aber selbst nach der Nutzung von Seife riecht jeder Mensch anders. Unser physiologischer Zustand, die Lebensweise, die Ernährung und der Aufenthaltsort – all dies beeinflusst unseren individuellen Körpergeruch.“

Anzeige

Vier Seifen im Duft- und Stichtest

Für ihr Experiment ließen die Forschenden ihre Testpersonen zunächst im ungewaschenen Zustand längere Zeit ein Tuch auf der Haut tragen, um den Körpergeruch zu übertragen. Die Duftproben wurden anschließend luftdicht aufbewahrt. Dann wuschen sich die Probanden mit einer von vier gängigen Seifen und übertrugen erneut ihren Körpergeruch auf ein Testtuch. Dadurch gab es schließlich von jeder Testperson Duftproben, die den Körpergeruch pur sowie unter Einfluss von jeder der vier Seifen enthielten.

Mit diesen Duftproben führten VanderGiessen und ihr Team dann zunächst eine chemische Analyse mittels Gaschromatografie-Massenspektrometrie durch, um die Inhaltsstoffe und deren Anteile in den individuellen Körpergeruchs-Mischungen zu ermitteln. Parallel dazu ermittelten sie, wie attraktiv diese Duftproben auf Stechmücken der Art Aedes aegypti wirkten. Dafür erhielten die Moskitos zum einen die Wahl zwischen einem unbedufteten Kontrolltuch und den Testtüchern, zum andern zwischen dem ungewaschenen Geruch der Testperson im Vergleich zu dem von den Seifen beeinflussten.

Chemische Veränderungen
Verschiebung der chemischen Bestandteile im Körpergeruch von ungewaschenen und mit verschiedenen Seifen gewaschenen Probanden. © Name /CC-by-nc-nd 4.0

Stärkere Lockwirkung nach dem Waschen

Das überraschende Ergebnis: Anders als man vermuten würde, verringerte das Waschen mit Seife die Attraktivität des Körpergeruchs für die Blutsauger nicht – eher im Gegenteil. Bei drei der vier getesteten Seifen machte die seifige Körperpflege die menschliche Duftmischung sogar noch anziehender. Vor die Wahl gestellt, strebten die Mücken zielsicher auf die nach dem Waschen entnommene Geruchsprobe zu.

„Es ist bemerkenswert, dass ein ungewaschen für Mücken sehr attraktiver Mensch durch die Wäsche mit einer bestimmten Seife sogar noch verlockender werden kann“, sagt Seniorautor Clément Vinauger von der Virginia Tech. „Derselbe Mensch wird aber für die Stechmücken abstoßend oder zumindest weniger anziehend, wenn er sich mit einer anderen Seife wäscht.“ Die Mischung der individuellen Duftnote mit den Inhaltsstoffen der Seife hat demnach eine deutliche Wirkung auf das Mückenverhalten.

Mehr flüchtige Substanzen, mehr Limonen

Aber warum? Näheren Aufschluss lieferten die chemischen Analysen der Seifen und Körpergeruchs-Proben. Dabei zeigte sich, dass nach der Seifenwäsche sehr viel mehr flüchtige Substanzen im Körpergeruch präsent sind. „Die Menge der Aldehyde erhöhte sich um das 4,1-Fache gegenüber dem ungewaschenen Zustand und die absolute Konzentration der Ketone und Ester um das rund 12,8-Fache“, berichten die Forschenden. Insgesamt stieg die Emissionsrate flüchtiger Substanzen nach dem Waschen um gut das 30-Fache.

Diese Verstärkung könnte es den Stechmücken demnach erleichtern, uns aufzuspüren. Überraschend dabei: „Alle Seifen enthielten die Substanz Limonen, die als Mücken-Repellent bekannt ist“, berichtet Vinauger. „Aber obwohl das Limonen in allen vier Seifen die Hauptkomponente war, erhöhten drei der vier Seifen die Attraktivität für die Moskitos.“ Demnach musste eine der Seifen noch andere Inhaltsstoffe enthalten, die für ihre eher mückenabschreckende Wirkung verantwortlich waren.

„Was für die Mücken zählt ist nicht die am stärksten vertretenen Chemikalie, sondern die spezifische Kombination der verschiedenen Duftkomponenten in der Seife, aber auch in unserem individuellen Körpergeruch“, erklärt Vinauger.

Vier Lockstoffe, drei Repellents

Es zeigte sich: Es gibt vier Chemikalien, deren Präsenz in der Mischung lockend auf Mücken wirkt. Dazu gehören das Aldehyd Lilial, das von Blüten und bei bakterieller Fermentation freigesetzte Alpha-Isomethyl-Ionone, der Ananas-Duftstoff Allyl-Heptanoat und der oft in Parfums eingesetzt Duftstoff 4-tert-Butylcyclohexyl-Acetat. Diese Duftstoffe waren in den beiden besonders anziehend wirkenden Seifen unter den zehn häufigsten Inhaltsstoffen vertreten, wie das Team berichtet.

Eher abschreckend auf die Blutsauger scheint dagegen die Beimischung von drei anderen Chemikalien zu wirken. Dazu gehören das im Blumenduft und in Läusemitteln enthaltene Benzylbenzoat, der nach Kokos riechende Duftstoff Nonalacton und das nach Mandeln duftende Benzaldehyd. In ergänzenden Tests wirkte diese Dreiermischung sogar abschreckender als der ebenfalls von Moskitos gemiedene Mineralölgeruch.

Kokosduft wirkt eher abschreckend

„Wenn ich meine Anziehung für Mücken verringern wollte, würde ich daher Seife wählen, die nach Kokos duftet“, sagt Vinauger. Er und sein Team planen bereits Tests mit weiteren Seifen, um noch mehr potenziell Mücken-abschreckende Substanzen zu finden. Außerdem wollen sie untersuchen, wie lange der Einfluss der Seife auf den Körpergeruch anhält. „Wir möchten beispielsweise wissen, ob die morgendliche Dusche selbst am Abend noch das Mückenverhalten beeinflussen kann“, so der Forscher. (iScience, 2023; doi: 10.1016/j.isci.2023.106667)

Quelle: Cell Press

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Blutsauger - Zecken, Mücken und Co.: Kleiner Stich mit bösen Folgen

Duft - Von der Nase ins Gehirn

News des Tages

Feldhase

Genom des "Osterhasen" entschlüsselt

Erstes Bild der Magnetfelder ums Schwarze Loch

Ägypten: Wandbilder aus der Totenstadt

Wie das Klima den antarktischen Zirkumpolarstrom beeinflusst

Bücher zum Thema

Top-Clicks der Woche