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Medizin

Schweinepest breitet sich aus

Tierseuche könnte mit Fleischabfällen auch nach Deutschland gelangen

In Osteuropa hat die Schweinepest bereits zahlreiche Hausschweine infiziert. © T-lorien/ iStock.com

Exotischer Erreger: Die Afrikanische Schweinepest breitet sich immer mehr in Europa aus. In osteuropäischen Ländern hat das hochansteckende Virus bereits zahlreiche Wild- und Hausschweine infiziert. Auch nach Deutschland könnte der Erreger bald eingeschleppt werden – am wahrscheinlichsten über illegal eingeführte Fleischabfälle. Zwar ist die Seuche für den Menschen ungefährlich. Tiere gehen an der Erkrankung jedoch häufig zugrunde.

Von Osten kommend breitet sich die Afrikanische Schweinepest immer mehr in Europa aus. Die hochansteckende Tierseuche hat in Polen und Tschechien bereits zahlreiche Wildschweine infiziert, in der Ukraine, Weißrussland und dem Baltikum sind zusätzlich auch Hausschweinbestände betroffen – ein seltener Fall.

„Das Virus ist seit vielen Jahrzehnten bekannt und kommt in den Warzenschweinpopulationen in Südafrika vor. Dort wird es zwischen den Schweinen und an ihnen saugenden Lederzecken übertragen. Es kam in der Vergangenheit nur sporadisch zu Übertragungen auf Hausschweine und noch seltener zu einer Verbreitung des Virus in andere Regionen der Welt“, sagt der Veterinärmediziner Uwe Truyen von der Universität Leipzig.

Für Menschen ungefährlich

Menschen kann der exotische Erreger zwar nicht gefährlich werden. Für Schweine bedeutet eine Infektion jedoch oft das Todesurteil. Sie können sich nicht nur über Zecken, sondern auch durch den direkten Kontakt mit infizierten Artgenossen oder deren Ausscheidungen anstecken. Auch auf indirektem Weg kann das Virus weitergegeben werden: durch Produkte, die aus infiziertem Schweinefleisch hergestellt wurden.

Denn der Erreger ist so stabil, dass er in Lebensmitteln lange infektiös bleibt und beispielsweise den Herstellungsvorgang von Rohwürsten wie Salami übersteht. Werden nicht erhitzte Fleischprodukte in Form von unachtsam entsorgten Speiseabfällen an Schweine verfüttert oder von Wildschweinen aufgenommen, kann das Virus in neue Populationen verschleppt werden.

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Milliarden Verluste befürchtet

Einen Impfstoff gegen die Seuche gibt es nicht. Um eine Verbreitung zu verhindern, gibt es daher nur eine Lösung: die Tötung infizierter Bestände, die Einrichtung von Schutzzonen und die Verhängung drastischer Handelsbeschränkungen. „Eine Einschleppung nach Deutschland würde den Export von Schweinen und Schweinefleisch in Drittländer massiv beeinträchtigen und große wirtschaftliche Einbußen verursachen“, sagt Truyen.

Der Deutsche Bauernverband geht von zwei bis drei Milliarden Euro Umsatzeinbußen bei einem Ausbruch der Krankheit in Deutschland aus. Kein Wunder also, dass Landwirte schon jetzt Alarm schlagen – obwohl bei uns bisher noch keine Fälle von Afrikanischer Schweinepest bekannt sind. Viele Bauern, aber auch etliche Landesregierungen rufen zur präventiven Jagd auf Wildschweine auf. Sandra Franz von der Tierschutzorganisation Animal Rights Watch kritisiert dieses Vorgehen als „hilflosen und tödlichen Aktionismus“.

Risiko Fleischabfälle

Tatsächlich ist fraglich, wie zielführend das Erschießen der Wildtiere ist. So kommt das Friedrich-Löffler-Institut in einer aktuellen Risikobewertung zu dem Schluss, dass eine Einschleppung der Seuche nach Deutschland durch kontaminiertes Schweinefleisch am wahrscheinlichsten ist. Da für die Schweinehaltung in den EU-Mitgliedsstaaten ein striktes Verfütterungsverbot von Speise- und Küchenabfällen besteht, sei eine direkte Einschleppung in Hausschweinbestände auf legalem Wege zwar unwahrscheinlich.

Durch die illegale Einfuhr und das Entsorgen von Speiseabfällen – insbesondere entlang des Fernstraßennetzes – könnte es der Erreger jedoch durchaus leicht in die Bundesrepublik schaffen. Sinnvoller als Millionen Tiere zu erschießen sei deshalb, Maßnahmen zur sicheren Müllentsorgung an Raststätten zu ergreifen und den Import von Fleisch, Schlachtprodukten, Sperma oder Gülle aus bereits betroffenen Regionen zu unterbinden, konstatiert Franz.

(Universität Leipzig/ Bundesinstitut für Risikobewertung/ Animal Rights Watch e.V., 18.01.2018 – DAL)

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