Sollte man sich gegen die „Schweinegrippe“ impfen lassen oder nicht? Diese Frage stellen sich in Deutschland im Moment viele. Jetzt hat die Impfkommission (STIKO) ihre offiziellen Impfempfehlungen für die Influenza des neuen Typs A H1N1 herausgegeben. Sie empfiehlt diese Impfung zunächst für Medizinpersonal, chronisch Kranke und Schwangere und entspricht damit den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO.
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Im Durchschnitt sterben jeden Winter in Deutschland geschätzte 8.000 bis 11.000 Menschen an der „normalen“ saisonalen Grippe, überwiegend ältere kranke Menschen. Für chronisch Kranke und Personen über 60 ist die Impfung gegen die saisonale Influenza daher seit langem empfohlen, ebenso für medizinisches Personal und Menschen mit viel Kontakt zu anderen. Was aber ist mit der „Schweinegrippe“, die Influenza A (H1N1)? Impfen oder nicht?
Immerhin haben sich in Deutschland inzwischen mehr als 22.000 Menschen mit der neuen Grippe angesteckt, fast jeden Tag kommen hunderte neuer Fälle dazu. Bisher war der Verlauf der Erkrankung zwar meist sehr mild, aber immerhin hat es Ende September und Anfang Oktober zwei Todesfälle gegeben. Ein fünfjähriger Junge starb in einer Münchener Klinik an einer schweren Lungenentzündung, eine erwachsene Patientin in Essen.
Ansteckender als die saisonale Grippe
Nach Ansicht der Ständigen Impfkommission (STIKO) spricht einiges dafür, dass sich zumindest ein Teil der Bevölkerung impfen lässt, sobald der Impfstoff verfügbar ist. Denn das neue Virus ist ansteckender als die saisonalen Influenzaviren, und es könnte daher eine größere Zahl von Menschen als in einer saisonalen Welle betreffen. So könnten sich auch vergleichsweise geringe Anteile schwerer Erkrankungen zu einer großen Zahl schwerer Erkrankungen summieren.
Vor allem Personen aus den so genannten Risikogruppen, wie beispielsweise Personen mit chronischen Grundkrankheiten (z.B. der Atemwege) und Schwangere, haben ein mehrfach erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf gegenüber Personen ohne derartige Risikofaktoren. Daher sehen die Experten ihre Impfung als vordringlich an.
Keine Hinweise auf deutlich stärkere Nebenwirkungen
Die Immunisierung von medizinischem Personal und anderen Berufsgruppen mit Patientenkontakt schütze zudem Personen, die aufgrund ihrer Tätigkeit einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt sind und engen Kontakt zu gefährdeten Gruppen haben. Bisherige Daten und Analogieschlüsse sprechen laut Angaben des Robert-Koch-Instituts gegen eine besondere Nebenwirkungsträchtigkeit der neuen Impfstoffe. Aber wie vor anderen Impfungen sollte auch bei der neuen Influenza-Impfung eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenommen werden. Das gelte insbesondere für Schwangere.
Erste Meldungen über Resistenzen
Eine Impfung gegen die Neue Influenza sehen die Experten auch wegen der möglichen Resistenzentwicklungen gegen antivirale Medikamente als wichtige Maßnahme an. Seit Ende Juni 2009 gab es aus mehreren Staaten Meldungen über einzelne Resistenzen gegen Oseltamivir. Das neue Virus hat auch das Potenzial, durch genetische Veränderungen seine krankmachende Wirkung zu verstärken.
(Robert Koch-Institut, 09.10.2009 – NPO)