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Medizin

Schlafstörungen nehmen deutlich zu

80 Prozent der deutschen Erwerbstätigen schlafen schlecht

Chronischer Schlafmangel ist ein großes Gesundheitsrisiko. © OcusFocus/ iStock.com

Unruhige Nächte: Schlafstörungen werden bei Berufstätigen in Deutschland zu einem immer größeren Problem. Eine Studie der DAK-Gesundheit zeigt: Heute schlafen deutlich mehr Arbeitnehmer schlecht als noch 2010. 80 Prozent fühlen sich demnach regelmäßig von Ein- und Durchschlafproblemen betroffen. Das spiegelt sich auch bei den Krankmeldungen wider. Schuld an der Schlaflosigkeit könnten unter anderem stressige Arbeitsbedingungen sein.

Sich nachts im Bett hin und her drehen und trotz Müdigkeit einfach nicht einschlafen können – das hat sicher jeder schon einmal durchgemacht. Eine aktuelle Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit zeigt nun jedoch, dass sich Schlaflosigkeit in Deutschland zu einem echten Problem auswächst. Immer mehr Menschen erleben demnach nicht nur gelegentlich einmal eine unruhige Nacht. Sie leiden regelmäßig unter echten Schlafstörungen.

Für ihre Untersuchung hat die DAK-Gesundheit die Daten von 2,6 Millionen erwerbstätigen Versicherten analysiert. Außerdem führte sie eine repräsentative Umfrage unter rund 5.200 erwerbstätigen Frauen und Männern durch. Dabei interessierte sie vor allem, wer sich wegen Schlafstörungen in ärztlicher Behandlungen befand und wie viele krankheitsbedingte Ausfalltage es gab. Die Daten wurden schließlich mit einer DAK-Studie aus dem Jahr 2010 verglichen.

Müde und abgeschlagen: Tagsüber macht sich der Schlafmangel bemerkbar. © Getty Images/ iStock.com

Anstieg um 66 Prozent

Das alarmierende Ergebnis: Seit 2010 sind Schlafstörungen bei Berufstätigen im Alter zwischen 35 und 65 Jahren um 66 Prozent angestiegen. Insgesamt fühlen sich derzeit 80 Prozent der Arbeitnehmer von Ein- und Durchschlafproblemen betroffen. Hochgerechnet auf die Bevölkerung sind das etwa 34 Millionen Menschen.

Immerhin jeder zehnte Arbeitnehmer leidet sogar unter einer besonders schweren Form von Schlafstörungen, der sogenannten Insomnie. Sie zeichnet sich durch extreme Ein- und Durchschlafprobleme, schlechte Schlafqualität, Tagesmüdigkeit und Erschöpfung aus. Frauen sind davon etwas häufiger betroffen als Männer.

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Schlafmangel macht krank

Der chronische Schlafmangel kann schwere Folgen für die Gesundheit haben: Fehlt unserem Gehirn diese wichtige Ruhepause zum Entgiften, leiden sowohl unsere Laune als auch unser Gedächtnis. Im Extremfall nimmt das Gehirn sogar bleibenden Schaden. Zu den eingeschränkten kognitiven Leistungen können zudem hormonelles Ungleichgewicht und eine höhere Anfälligkeit für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselstörungen sowie psychische Erkrankungen hinzukommen.

Tatsächlich zeigt die Analyse, dass sich die Schlaflosigkeit der Deutschen auch auf die Krankmeldungen auswirkt. So stiegen die Fehltage aufgrund von Schlafstörungen um rund 70 Prozent auf jetzt 3,86 Tage je 100 Versicherte. Eine Krankschreibung dauerte im Schnitt 10,9 Tage. Die Mehrheit der Betroffenen versucht jedoch alleine mit den Beschwerden klar zu kommen und greift zur Selbstmedikation: Im Vergleich zu 2010 schlucken heute fast doppelt so viele Erwerbstätige Schlafmittel.

Wer sich abends noch lange mit dem Smartphone beschäftigt, schläft später schlechter ein. © DAK

Stress und Smartphone als Ursachen

Als Ursache für die Schlafprobleme sieht der DAK-Bericht unter anderem die Arbeitsbedingungen. Wer zum Beispiel häufig an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit arbeitet, steigert sein Risiko, die schwere Schlafstörung Insomnie zu entwickeln. Auch starker Termin- und Leistungsdruck, Überstunden sowie Nachtschichten und ständige Erreichbarkeit nach Feierabend gelten in diesem Zusammenhang als wichtige Risikofaktoren.

Viele Arbeitnehmer sorgen aber auch selbst für einen schlechten Schlaf. 83 Prozent der Erwerbstätigen schauen der Studie zufolge vor dem Einschlafen Filme und Serien, 68 Prozent erledigen abends private Angelegenheiten an Laptop oder Smartphone. Etwa jeder Achte kümmert sich noch um dienstliche Dinge wie E-Mails oder die Planung des nächsten Arbeitstages.

Die Batterien sind leer

„Diese Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie unsere Gesellschaft das Thema Schlaf in eine Nebenrolle drängt“, sagt Ingo Fietze, Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums an der Berliner Charité. „Der Körper braucht aber Zeit, um nach einem stressigen Tag abzuschalten und sich auf den Schlaf einzustellen. Diese Zeit müssen wir ihm gönnen.“

„Die zunehmenden Schlafstörungen in der Bevölkerung sollten uns wachrütteln“, schließt Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. „Viele Menschen kümmern sich nachts um volle Akkus bei ihren Smartphones, aber sie können ihre eigenen Batterien nicht mehr aufladen.“ Dieses Problem müsse ernst genommen werden.

(DAK, 16.03.2017 – DAL)

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