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Zoologie

Schimpansen erkennen Fehlentscheidungen

Studie: Auch Menschenaffen haben metakognitive Fähigkeiten

Forscher haben erstmals gezeigt, dass Menschenaffen – Orang-Utans, Schimpansen, Bonobos und Gorillas – durchaus erkennen, ob eine getroffene Auswahl möglicherweise falsch war. Über die neue Studie, die belegt, dass auch Tiere metakognitive Fähigkeiten besitzen, berichtet das Springer-Journal „Animal Cognition“.

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Im Wolfgang-Köhler-Primaten-Forschungszentrum am Leipziger Zoo haben Wissenschaftler in drei Experimenten sieben Gorillas, acht Schimpansen, vier Bonobos und sieben Orang-Utans mit zwei Röhren konfrontiert, von denen eine mit einer leckeren Belohnung versehen war, die andere nicht. Bei ihrem Versuch, die Belohnung zu finden, wurden die Affen dann von Forschern um Josep Call vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig beobachtet.

Drei Experimente

Im ersten Experiment konnten die Affen zwar nicht sehen, wie die Belohnung in der Röhre platziert wurde, durch Schütteln der Röhren bekamen sie aber akustische Informationen zu deren Lage. Call wollte herausfinden, ob die Affen in der Lage wären, mithilfe von ausschließlich akustischen Informationen ihre Abhängigkeit von der visuellen Suche zu reduzieren.

Im zweiten Experiment zeigte man den Affen, wo die Leckerei versteckt war. Mit unterschiedlicher zeitlicher Verzögerung wurden sie dann zur Suche angehalten – dies sollte Aufschluss darüber geben, ob die Affen genauer suchen würden, wenn sie die Lage der Belohnung vergessen hätten.

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Im letzten Experiment schließlich wurden die Reaktionen der Affen mit sichtbarer und versteckter Belohnung verglichen, allerdings bei unterschiedlicher Beliebtheit der Leckerei. Call ging davon aus, dass die Affen genauer prüfen würden, wenn es sich um eine besonders beliebte Belohnung handelte, egal ob sie gesehen hatten, wo sie platziert worden war, oder nicht.

Tiere besitzen metakognitive Fähigkeiten

Hatten die Affen das Platzieren der Belohnung beobachtet, fanden sie sie auch zielsicher wieder. Der Forscher stellte allerdings fest, dass sie die Röhre vor der Auswahl genauer überprüften, wenn es sich um eine besonders beliebte Leckerei handelte. Dies war auch der Fall, wenn zwischen Auslegen und Suche der Belohnung eine längere Zeit vergangen war. Hatten die Affen dagegen akustische Informationen zur Lage der Leckerei bekommen, trafen sie schneller ihre Wahl. Für Call war all dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich die Affen durchaus einer möglichen Fehlentscheidung bewusst waren.

„Unsere Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Vorgehensweise offensichtlich von drei Faktoren beeinflusst wird: der Mühe, in die Röhren zu schauen, dem Wert der Belohnung und dem Stand der Informationen. Die Kombination aus diesen drei Faktoren schafft ein Informationsverarbeitungssystem, das Komplexität, Flexibilität und Kontrolle besitzt, drei der Merkmale der Metakognition. Auch Tiere könnten demnach metakognitive Fähigkeiten besitzen“, so das Fazit von Call.

(Springer/Animal Cognition, 14.04.2010 – DLO)

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