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Biologie

Saurer Boden lässt Misteln sprießen

Forscher untersuchen Empfänglichkeit von Eichen für Misteln

Analyse von Schwermetallen in Misteln © FAL-PB

Warum sind Eichen an manchen Standorten für Misteln empfänglicher als anderen? Diese Frage haben jetzt Wissenschaftler der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in einer neuen Studie beantwortet. Wichtig für das Mistelwachstum sind demnach saure Böden mit viel Mangan.

Den alten Germanen war die Mistel heilig, weil sie zwischen Himmel und Erde lebend und auch im Winter grün, die Kontinuität des Lebens und der Fruchtbarkeit symbolisierte. Aus diesem Glauben geblieben ist der Brauch zu Weihnachten und zum Jahreswechsel, unter dem Mistelzweig Küsse zu tauschen.

Die Mistel ist nicht nur Stoff für Mythen, sondern auch Inhalt wertvoller Medikamente. Als Heilmittel gegen die „Fallsucht“ (Epilepsie) kennt man die Mistel schon ein halbes Jahrtausend vor Christi Geburt.

Schon vor 100 Jahren erkannte der Geisteswissenschaftler Rudolf Steiner die Bedeutung der Misteln für die Krebstherapie und heute sind Mistelpräparate als Naturheilmittel gegen Krebserkrankungen anerkannt. Für die Herstellung der Krebspräparate werden bevorzugt Misteln von Eichen genommen, die aber sind selten, und die Stellen, an denen sie wachsen, wie schon zu Zeiten der Druiden sozusagen ein „Betriebsgeheimnis“.

Aus welchem Grund Eichen an bestimmten Standorten häufiger von Misteln bewohnt werden, untersuchte Hartmut Ramm vom Institut HISCIA im schweizerischen Arlesheim und Gastwissenschaftler am Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig.

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Natürliche Vorkommen von Eichenmisteln gibt es nur in Frankreich und auch dort zählen sie nur wenige hundert Exemplare. Die Ergebnisse der Wissenschaftler zeigen, dass auf diesen Standorten die Böden saurer sind und einen wesentlich höheren Gehalt an verfügbarem Mangan haben.

Mistel reichert Mangan an

Eine gute Mangan-Versorgung ist aber ein wichtiger Faktor für die Vitalität von Eichen. Die daraus resultierende Tendenz zu vermehrtem Sprosswachstum – längere Internodien, größere Blätter, häufigerer Knospenaustrieb im Vegetationsjahr – wird mit einer Verringerung der passiven Abwehrmechanismen wie beispielsweise dichtere Textur verkürzter Zweige in Zusammenhang gebracht, wodurch der Halbschmarotzer in der Wirtsrinde auf weniger Widerstand trifft.

Nach 7-jährigem Wachstum in einem Gefäßversuch wuchsen Misteln in der sauren Bodenvariante auf 42 Prozent, auf der alkalischen Bodenvariante hingegen nur auf acht Prozent der jungen Eichen. Die Erkenntnisse seiner Arbeit hat Ramm bereits erfolgreich in die Praxis umgesetzt: die Anzahl der bei HISCIA kultivierten Misteleichen hat mit rund 350 Bäumen fast die Zahl der bekannten natürlichen Misteleichen in Frankreich erreicht.

Die Vorliebe der Mistel, Schwermetalle anzureichern, betrifft bevorzugt Mangan. Für die aus Misteln gewonnenen Medikamente bedeutet dies einen weiteren Vorteil, denn bei der physiologischen Wirkung der Mistelpräparate gegen Krebs hat Mangan über die Bindung an das Enzym Superoxid-Dismutase (Mn-SOD) eine wichtige fördernde Funktion.

(idw – Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), 21.12.2005 – DLO)

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