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Medizin

Salmonellen im Fleisch: Hälfte ist resistent

Alarmierende Anteile multiresistenter Keime in Fleisch und Nutztieren

Resistenzraten von Salmonella spp. in Lebensmitteln © BfR

Immer mehr Krankheitserreger in Fleisch und anderen Lebensmitteln sind resistent gegenüber gängigen Antibiotika. Das bestätigen jetzt gleich zwei Berichte des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Demnach sind 48 Prozent der Salmonellen in Nutztieren und Fleisch bereits resistent gegen mindestens eine Antibiotikaklasse, viele sogar gegen mehrere. Der Anteil der selbst gegen so genannte Notfall-Antibiotika resistenten Stämme nimmt dabei zu, ebenso der Anteil auch anderer resistenter Erreger wie Escherichia coli und Campylobacter.

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Salmonellen gehören zu den häufigsten Auslösern von Lebensmittelinfektionen beim Menschen. Die sogenannte Salmonellose äußert sich meist in Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen. Gesunde Menschen überstehen dies in der Regel innerhalb einiger Tage, doch bei Abwehr geschwächten Patienten, Älteren und Kindern kann die Infektion auch einen schweren Verlauf nehmen. Dann kann eine Behandlung mit Antibiotika notwendig werden. Problematisch wird dies jedoch, wenn die Erreger gegen gängige Antibiotika resistent sind, wie in letzter Zeit zunehmend häufig der Fall.

„Resistenzen bei Krankheitserregern in Tieren und auf Lebensmitteln sind ein gravierendes Problem im gesundheitlichen Verbraucherschutz“, erklärt Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Infektionen mit resistenten Erregern können beim Menschen den Verlauf von Erkrankungen verlängern und erschweren, Krankenhausaufenthalte erforderlich machen und in bestimmten Fällen auch lebensbedrohlich werden. Um das Ausmaß der Resistenzen zu überwachen, analysiert das BfR seit dem Jahr 2000 regelmäßig diagnostische Einsendungen von Salmonellen und anderen Erregern auf Antibiotikaresistenz. Die Isolate stammten vor allem von Tieren und aus Lebensmitteln, aber auch aus Futtermitteln und aus der Umwelt.

Hälfte der Erreger mindestens einfach- resistent

Das Ergebnis ist alles andere als beruhigend: Von den 33.625 Isolaten waren 48 Prozent resistent gegen mindestens eine Antibiotikaklasse, 35 Prozent sogar gegen mehr zwei oder mehr. Darunter sind nicht nur die Antibiotika, die in der Human- und Tiermedizin schon seit langem eingesetzt werden, wie Tetrazykline und Aminopenicilline. Auch Resistenzen gegen Antibiotika, die von der WHO als besonders wichtig für die Humanmedizin eingestuft wurden, konnten die Forscher in Salmonellen unterschiedlicher Herkünfte nachweisen. So waren Salmonellen aus Hühnerfleisch und Putenfleisch gegenüber der Gruppe der Chinolone und Fluorochinolone zu 60 bis 85 Prozent resistent.

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Eine erneute Studie aus dem Jahr 2009 bestätigt nun diese Resistenzraten bei Salmonellen und zeigt, dass auch andere Bakterien von Tieren und aus Lebensmitteln bereits resistent geworden sind. So fanden die Wissenschaftler bei bis zu zwei Dritteln der Escherichia coli und Campylobacterstämme aus Hähnchen und Mastkälbern Resistenzen gegen Fluorochinolone. Resistenzen gegenüber Cephalosporinen der dritten Generation wurden in über fünf Prozent der Escherichia coli-Isolate von Masthähnchen nachgewiesen, aber auch vereinzelt bei Isolaten vom Mastkalb beobachtet.

Infektion über die Lebensmittelkette wahrscheinlich

Problematisch sind nicht nur die resistenten Erreger selbst, sondern auch, dass sie die Resistenzen an andere Krankheitserreger weitergeben können. Dadurch wird der Resistenzpool erweitert und das Risiko für Mensch und Tier vergrößert. N ach Angaben der Forscher unterstreichen die vergleichbaren Resistenzmuster von Isolaten von Tieren und aus dem Fleisch der Tiere die Wahrscheinlichkeit, dass die Erreger bei der Fleischgewinnung auf das Fleisch gelangen können. Mit dem Fleisch können die resistenten Keime wiederum zu den Verbrauchern gelangen. Diese können einer Infektion mit den üblichen Küchenhygienemaßnahmen vorbeugen.

Um eine weitere Zunahme der Resistenzen zu verhindern, sollte der Antibiotika-Einsatz nach Auffassung des BfR sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin auf das unbedingt notwendige Maß begrenzt werden.Die Überwachung der Resistenzentwicklung bei Krankheitserregern und bei Bakterien der Darmflora ist Voraussetzung für die Risikobewertung von Antibiotikaresistenzen.

(Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), 14.12.2010 – NPO)

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