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Botanik

Rosskastanie „Baum des Jahres“ 2005

Kastanie in Europa in der Existenz bedroht

Die Rosskastanie ist der Baum des Jahres 2005. Diese Entscheidung hat jetzt das Kuratorium „Baum des Jahres“ bekannt gegeben. Damit steht eine der schönsten, bekanntesten, aber auch gefährdetsten Baumarten in den nächsten zwölf Monaten im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.

Die Umweltorganisation Robin Wood begrüßte die Wahl. Nach Meinung der Naturschützer wird die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Alleen gelenkt, deren Bestand durch den Straßenverkehr bedroht ist. Außerdem ist die Existenz der Kastanie in Europa gefährdet, weil seit 15 Jahren Motten die Bäume befallen und ihre Blätter zerstören.

Die Rosskastanie ist erst im 16. Jahrhundert in Mitteleuropa eingeführt worden. Heute ist dieser Baum mit seinen unverwechselbaren Blättern, seinen mahagonibraunen Samen und seinen fast orchideenhaften Blütenständen ein allseits vertrauter und beliebter Baum, der vor allem in Parks, auf Plätzen und an Straßen angepflanzt wird. Die Rosskastanie ist nicht mit der Ess- oder Edelkastanie zu verwechseln – deren Früchte, die Maronen, sind für Menschen essbar, die Früchte der Rosskastanie aber nicht.

Im 17. Jahrhundert wurde die Rosskastanie zunächst zu einem beim Adel beliebten Alleebaum, der die Wege in den Schlossparks beschattete. Später pflanzte man sie dann auch außerhalb der fürstlichen Gärten entlang der Landstraßen an. Doch dort wird ihr nach Angaben von Robin Wood das Leben heute schwer gemacht: Gegen das auch auf Landstraßen immer häufiger ausgebrachte Tausalz ist die Rosskastanie sehr empfindlich. Ihre Blätter sterben vom Blattrand her ab. Außerdem sehen viele in den Straßenbäumen – und damit auch in der Rosskastanie – schlicht ein Verkehrshindernis.

Laut Robin Wood fordern insbesondere Vertreter der Versicherungswirtschaft Alleen abzuschaffen. „Es wird höchste Zeit, dass Minister Stolpe sich klar und unmissverständlich dafür ausspricht, Alleen zu erhalten und sie nicht der Raserei auf unseren Straßen zu opfern“, fordert Rudolf Fenner, Waldreferent bei Robin Wood.

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Gefahr droht der Rosskastanie zudem noch von ganz anderer Seite. In den letzten 15 Jahren hat sich ein bis dahin unbekanntes Schadinsekt, die nur fünf Millimeter große Kastanien-Miniermotte, epidemieartig über fast ganz Europa ausgebreitet. Kaum eine Kastanie in Deutschland ist von ihr verschont geblieben. Viele Kastanienbäume stehen bereits im August mit braunen Kronen da, weil sich die Mottenlarven durch das Blattgewebe fressen. Dieser vermutlich aus einem anderen Kontinent eingeschleppte Klein-Schmetterling hat hier keine natürlichen Feinde. „Um dem erschreckend starken Befall entgegen zu wirken, sollte“, so Fenner, „das Herbstlaub, in dem die Mottenlarven überwintern, verbrannt oder bei der Stadtreinigung abgegeben werden.“

(Robin Wood, Kuratorium „Baum des Jahres“, 15.11.2004 – DLO)

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