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Medizin

Rauchen erhöht Selbstmordrisiko

Risiko für suizidales Verhalten bereits bei gemäßigten Rauchern um das Vierfache erhöht

Dass Rauchen gesundheitsschädlich ist, ist nichts Neues. Wohl aber, dass Raucher auch ein höheres Risiko besitzen, Selbstmordgedanken zu entwickeln und sogar einen Selbstmordversuch zu unternehmen. Klingt gewagt, ist aber das Ergebnis einer jetzt im „Journal of Affective Disorders“ veröffentlichten Studie. Danach erhöht sich das Risiko bei Rauchern mit regelmäßigem Konsum sogar um das Vierfache.

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Von 100 Jugendlichen und jungen Erwachsenen unternehmen je nach Studie zwei bis sieben einmal im Leben einen Selbstmordversuch. Eine in Deutschland erstellte Untersuchung berichtet, dass 37 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen in Alter von 17 bis 79 Jahren innerhalb von zwölf Monaten regelmäßig rauchen. Thomas Bronisch und seine Kollegen vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München untersuchten nun, ob es zwischen den beiden Verhaltensweisen einen möglichen Zusammenhang gibt.

Mit Hilfe von Adressen des Einwohnermeldeamtes München und Umgebung wurden 3021 Personen im Alter von 14 bis 24 Jahren ermittelt und befragt. Dabei untersuchten die Wissenschaftler das Selbstmordthema mit Fragen wie zum Beispiel: Gab es eine Periode von mindestens zwei Wochen oder mehr, in der Sie Gedanken zum Tod hatten? Oder: Haben Sie sich jemals so schlecht gefühlt, dass Sie über Selbstmord nachgedacht haben? Und: Haben Sie je einen Selbstmordversuch unternommen?

Risiko steigt bereits nach wenigen Jahren des Rauchens

Der Vergleich der Antworten der einzelnen Gruppen von Nichtrauchern, Gelegenheitsrauchern, nicht-abhängigen Rauchern und abhängigen Rauchern ergab, dass Selbstmordgedanken und Selbstmordversuche mit stärkerem Tabakkonsum zunehmen. So erhöht sich das Risiko zum Selbstmordversuch für abhängige Raucher auf das Vierfache.

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Die Forscher betonen dabei, dass die Neigung zur Suizidaltität bei Rauchern unabhängig ist von möglichem Missbrauchsverhalten zu Alkohol oder anderen Drogen und auch nicht mit einer zusätzlich bestehenden Depression in Zusammenhang steht. Von besonderem Interesse ist, dass Raucher mit ursprünglich nicht vorhandener Selbstmordneigung in einer vier Jahre später erfolgten erneuten Befragung nun von Selbstmordgedanken und Selbstmordversuchen berichten.

Beeinflussung des Serotonin-Haushalts als mögliche Ursache

Doch während ein Zusammenhang zwischen Nikotinwirkung und der Entwicklung von Suizidalität besteht, gilt es nicht in umgekehrter Weise. Menschen mit Selbstmordtendenzen beginnen das Rauchen nicht häufiger als Menschen ohne Selbstmordneigung.

Über die ursächlichen biologischen Mechanismen, die Rauchen und Suizidalität verbinden, kann bisher nur spekuliert werden, so die Wissenschaftler. Es sei jedoch bekannt, dass Nikotin auf die Konzentration des Neurotransmitters Serotonin im Gehirn wirkt. Serotonin vermittelt neuronale Aktivität in Hirnregionen, welche unter anderem auch depressives und impulsives Verhalten auslösen. Die jetzt entdeckten Zusammenhänge eröffnen sowohl neue Wege für die Forschung als auch die Prävention von Suizidalität.

(MPG, 18.01.2008 – NPO)

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