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Zoologie

Quietschende Fische: Schon die Kleinsten hören mit

Neue Erkenntnisse über das Hörvermögen von Fiederbartwelsen vorgelegt

Ausgewachsenes Männchen von S. schoutedeni © Oliver Drescher

Viele Fische sind in der Lage, Laute zu produzieren und so mit ihren Artgenossen zu kommunizieren. Bis jetzt dachte man allerdings, dass dies Jungfischen aufgrund ihres schlechteren Hörvermögens nicht möglich wäre. Ein Wiener Wissenschaftlerteam hat jetzt die Entwicklung des Hörvermögens und der Lautbildung an einem kleinen afrikanischen Wels untersucht und eindrucksvolle Ergebnisse gefunden: Fiederbartwelse aller Altersstufen können miteinander kommunizieren.

Fiederbartwelse erzeugen durch Reiben von Brustflossenstacheln in Gelenkspfannen des Schultergürtels knarrende oder quietschende Laute, weshalb sie im Englischen „Squeaker“ – Quietscher – genannt werden. Sie produzieren diese Laute, wenn sie von Räubern angegriffen werden und auch bei innerartlichen Auseinandersetzungen um Weibchen oder Verstecke.

Fiederbartwelse als Quietscher

Dieses Verhalten untersuchte Walter Lechner zusammen mit Lidia Eva Wysocki und Friedrich Ladich vom Department für Verhaltensbiologie der Universität Wien anhand des marmorierten Fiederbartwelses Synodontis schoutedeni, vom kaum 2,5 Zentimeter (cm) langen Baby bis zum über 15 cm langen ausgewachsenen Fisch.

In schallisolierten Räumen wurden die Laute der Tiere aller Größenstufen mittels hochempfindlicher Hydrophone – Unterwassermikrofone – aufgezeichnet und das Hörvermögen durch die Ableitung akustisch evozierte Potentiale (AEP-Methode) vom Kopf gemessen. Die AEP-Methode funktioniert ähnlich den EEG-Ableitungen bei Menschenm, die Tiere nehmen dabei keinen Schaden.

Circa zehn Zentimeter langer Synodontis schoutedeni. © Oliver Drescher

Hörvermögen verändert sich

Die Analysen dieser Daten brachten überraschende Ergebnisse. So konnten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „BMC Biology“ zeigen, dass sich das Hörvermögen der Fiederbartwelse im Laufe der Individualentwicklung ändert.

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„Im tiefen und mittleren Frequenzbereich verbessert es sich mit zunehmender Größe, im hohen Frequenzbereich hören allerdings überraschenderweise die kleinsten Tiere am besten. Dies steht im Gegensatz zu bisherigen Forschungen über die nahverwandten Goldfische und Zebrafische“, erklärt Lechner, und weiter: „Bei diesen beiden Arten, die keine Laute produzieren, konnte keine Änderung des Hörvermögens im Laufe der Individualentwicklung festgestellt werden. Für uns ist neu, dass die jüngsten Tiere im höheren Frequenzbereich besser hören als ihre älteren und größeren Verwandten.“

Jungtier von S. schoutedeni. Totallänge etwa 2,5 Zentimeter. © Oliver Drescher

Alle Altersstufen kommunizieren miteinander

Bei dem Fiederbartwels Synodontis schoutedeni nimmt mit dem Heranwachsen der Schalldruckpegel der produzierten Laute ebenso wie die Dauer der Einzellaute zu. Die Laute größerer Tiere sind auch tieffrequenter als die ihrer kleineren Artgenossen. Dies steht im Einklang mit den Ergebnissen der Entwicklung der Lautproduktion bei anderen Fischarten, allerdings konnten bei allen bisher untersuchten Fischen die Kleinsten niemals ihre arteigenen Laute wahrnehmen.

Die Verhaltensbiologen der Universität Wien konnten somit das erste Mal an einer Fischart nachweisen, dass alle Altersstufen miteinander kommunizieren können. Gründe hierfür sind sicherlich das exzellente Hörvermögen der Fiederbartwelse, aber auch der relativ hohe Schalldruckpegel der von ihnen produzierten Laute.

Lärm in Gewässern – bisher kaum erforscht

Die Ergebnisse all dieser Studien tragen nach Angaben der Wissenschaftler zum Verständnis eines bis jetzt relativ wenig beachteten Problems bei, nämlich des Lärms in Gewässern. Inwieweit sich vom Menschen verursachter Lärm – Schiffslärm, Erhöhung des Lärmpegels der Gewässer durch Flussbegradigungen, Freizeitlärm – auf die Kommunikation und das Verhalten der Fische auswirkt und ob Lärm mit ein Grund für das Verschwinden bestimmter Arten aus manchen Gewässern ist, ist sehr wenig untersucht. All das sind Bereiche, in denen es für die Bioakustiker noch viele Fragen zu klären gibt.

(idw – Universität Wien, 02.02.2010 – DLO)

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