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Biologie

Prachtfinken finden nur mit dem rechten Auge die richtige Partnerin

Linke Hirnhälfte ist zuständig für die Beurteilung von Weibchen

Gouldamadine (Chloebia gouldiae, auch Erythrura gouldiae) © Dana Sibera / CC BY-SA 2.5

Für Prachtfinken gilt: Schönheit liegt im rechten Auge des Betrachters. Denn nur wenn ein Finkenmännchen potenzielle Partnerinnen mit diesem Auge sieht, ist es in der Lage, eine passende Gefährtin auszuwählen. Beäugt es die Damen dagegen mit links, erscheint ihm offenbar eine wie die andere: Jegliche Vorliebe für bestimmte Färbungen oder andere Merkmale verschwindet, wie australische und US-amerikanische Forscher nachgewiesen haben. Verantwortlich für diesen etwas skurril anmutenden Effekt ist die strikte Arbeitsteilung zwischen den beiden Hälften des Vogelgehirns, erläutern die Biologen: Für die Partnerwahl ist ausschließlich die linke Hirnhälfte zuständig – und die steuert, ähnlich wie beim Menschen, das rechte Auge. Über ihre Arbeit berichten Jennifer Templeton vom Knox College in Galesburg, Illinois, und ihre Kollegen im Fachblatt „Biology Letters“ der britischen Royal Society.

Für die Gouldamadinen, die vor allem im Norden Australiens leben, ist die Wahl des richtigen Partners noch etwas schwieriger als für andere Vögel. Denn diese Prachtfinken kommen in drei verschiedenen Varianten vor, die sich durch die Färbung der Federn am Kopf unterscheiden: Es gibt rote, schwarze und gelbe Exemplare. Zwar können sie sich untereinander paaren, laut den Forschern empfiehlt es sich für die Tiere jedoch, innerhalb ihrer eigenen Untergruppe zu bleiben. Tun sie das nicht, kann es zu genetischen Inkompatibilitäten kommen. Die Folgen sind weniger Nachwuchs oder eine eingeschränkte Fitness bei den Jungtieren.

Zebrafinken verlassen sich eher auf ihr rechtes Auge

Für die männlichen Vögel ist es demnach entscheidend, sich bei der Balz auf die richtigen Weibchen zu konzentrieren. Wie das Gehirn der Tiere allerdings die entsprechende Vorliebe steuert, war bislang unklar. Es gab lediglich Hinweise darauf, dass nicht beide Hirnhälften gleich viel bei der Partnerwahl zu sagen haben, erläutern die Wissenschaftler. So wurde etwa bei einigen Vogelarten die Tendenz beobachtet, einen potenziellen Partner hauptsächlich mit einem einzigen Auge anzuvisieren. Besonders ausgeprägt ist das bei Zebrafinkenmännchen, berichten Templeton und ihre Kollegen. Und selbst wenn die Vögel mit beiden Augen hinschauen, ist es vordringlich ihre linke Hirnhälfte, die während der Balz aktiv wird. Offenbar spielen sich also entscheidende Prozesse bei der Partnerwahl in der linken Hälfte des Gehirns ab, die wiederum mit der rechten Körperseite verdrahtet ist.

Daraus leiteten die Wissenschaftler die These ab, dass wohl auch die Vorliebe für besondere Merkmale von der linken Hirnhälfte gesteuert wird. Um das zu testen, klebten sie 16 Gouldamadinen-Männchen mit einer schwarzen Kopffärbung kleine Kordelstückchen mit Wimpernkleber kreisförmig um beide Augen. Bei Bedarf ließen sich daran Wattestückchen befestigen. Auf diese Weise konnten die Forscher jeweils ein Auge verdecken, ohne die Vögel in ihrem natürlichen Verhalten zu stören. Sie setzten die Tiere anschließend in einen Käfig, von dem aus sie jeweils ein schwarzköpfiges Männchen, ein schwarzköpfiges Weibchen und ein Weibchen mit rotem Kopf sehen konnten.

Keine Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften

Tatsächlich zeigten die Männchen eine klare Vorliebe für die Weibchen mit dem schwarzen Kopf – solange sie ihr rechtes Auge benutzen konnten: Sie sahen sie länger an und richteten auch häufiger verführerische Gesänge an sie. Konnten sie dagegen nur mit links sehen, verschwand diese Neigung komplett. In diesem Fall wurde das Männchen genauso lange anvisiert wie die beiden Weibchen, und in den Genuss des Gesangs kam das rotköpfige Weibchen ebenso häufig wie das mit dem schwarzen Kopf.

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Zusammenfassend könne man also sagen, dass für die Partnerwahl praktisch ausschließlich die linke Hirnhälfte zuständig zu sein scheint, schreiben die Forscher. Da bei Vögeln zudem keine anatomische Verbindung existiert, die es den beiden Hirnhälften erlaubt, miteinander zu kommunizieren, ist die Arbeitsteilung in ihrem Gehirn noch strikter als bei anderen Tieren. Die Partnerwahl müsse damit ebenfalls auf die Liste der bereits bekannten Verhaltensweisen gesetzt werden, bei denen eine solche Arbeitsteilung genutzt wird. (doi: 10.1098/rsbl.2012.0830)

(Biology Letters, 04.10.2012 – ILB)

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