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Biologie

Pilze mit geheimem Sex-Leben

Genstudie an Aspergillus enthüllt Fähigkeit zur sexuellen Reproduktion

Aspergillus fumigatus © NIAID/NIH

Bisher galt der Pilz Aspergillus fumigatus, der beim Menschen Asthma auslösen kann, als asexuell. Wissenschaftler gingen davon aus, dass er sich ausschließlich durch Knospung vermehrt. Doch jetzt sind britische Forscher mithilfe der Genforschung dem „geheimen Sexleben“ dieser Pilzart auf die Schliche gekommen.

Aspergillus fumigatus kann beim Menschen lebensbedrohliche Erkrankungen auslösen, rund 5.000 Fälle treten allein in Großbritannien jedes Jahr auf. Die Frage nach einer sexuellen Vermehrung bei diesem Pilz ist daher auch aus medizinischen Gründen von Bedeutung. „Sie beeinflusst die Art und Weise, wie wir diese Infektionen bekämpfen können“, erklärt David Denning von der Universität von Manchester. „Wenn sich dieser Pilz sexuell fortpflanzt, dann könnte es noch schneller Resistenzen auf antifungale Mittel entwickeln. Sex könnte zudem neue Stämme mit verbesserter Infektionsfähigkeit und stärkerer Pathogenität erzeugen.“

Denning hat gemeinsam mit Paul Dyer von der Universität von Nottingham die genetische Zusammensetzung von 290 Proben des Pilzes aus der ganzen Welt analysiert. Dabei stellten die Forscher fest, dass diese Pilzart keineswegs nur ein Geschlecht besitzt, sondern zu nahezu gleichen Anteilen aus zwei verschiedenen Geschlechtern oder „Paarungstypen“ zusammensetzt. Der Pilz besitzt offensichtlich die genetische Voraussetzung dafür, um sich zu paaren. Aber tut er dies auch?

Weitere Forschungen in Europa und Amerika zeigten, dass einige der Gene tatsächlich zwischen verschiedenen Individuen des Pilzes ausgetauscht worden waren. Zudem waren auch einige der Gene im Pilz aktiv, die normalerweise nur für das finden eines Partners gebraucht werden.

„Im Großen und Ganzen gesehen deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der Pilz eine aktuelle evolutionäre Geschichte der sexuellen Aktivität hat und sogar auch jetzt noch Sex haben könnte – für die menschlichen Augen unsichtbar“, erklärt Dyer. “Der Fortpflanzungszyklus könnte ein nützliches genetisches Werkzeug für Wissenschaftler sein, um herauszufinden, wie der Pilzkrankheiten verursacht.“ Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, ob der Pilz sich tatsächlich auf sexuellem Wege fortpflanzen kann. „Der Pilz ist in Komposthaufen sehr häufig zu finden – also könnten diese geradezu ein Paradies für Pilz-Sex sein.“

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(University of Manchester, 19.07.2005 – NPO)

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