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Medizin

Peptide gegen Blutvergiftung

Synthetische Peptide binden und beseitigen Schlüsselfaktoren der Sepsis

Wunden können eine Blutvergiftung auslösen, wenn sie gefährlichen Erregern eine EIntrittspforte bieten. © gemeinfrei

Eine Blutvergiftung verläuft in 30 bis 50 Prozent aller Fälle tödlich, Medikamente wie Antibiotika helfen bisher nur bedingt, da sie zwar die Erreger bekämpfen, nicht aber die tödliche Entzündungsreaktion des Körpers unterbinden. Jetzt hat ein Forscherteam Wirkstoffe auf der Basis synthetischer Peptide entwickelt, die genau an diesem Punkt ansetzen und Hoffnung auf eine wirksame Behandlung der Sepsis machen.

Jährlich erkranken in Deutschland 154.000 Menschen an Blutvergiftung, fast 70.000 sterben daran. Eine Blutvergiftung – oder Sepsis – entwickelt sich, wenn unser Immunsystem in Reaktion auf eine bakterielle Infektion außer Kontrolle gerät. Es reagiert sehr stark und setzt große Mengen an Botenstoffen frei, die den gesamten Körper alarmieren und überall Entzündungen auslösen. Sobald lebenswichtige Organe wie die Lunge betroffen sind, können die Patienten sterben. Schlüsselfiguren beim Ausbruch der Sepsis sind so genannte Lipopolysaccharide (LPS), die bei der Zellteilung der Bakterien, bei Angriffen auf das Immunsystem oder bei der Behandlung mit Antibiotika freigesetzt werden. Unser Körper sieht in ihnen einen Feind, gegen den er sofort Gegenmaßnahmen einleitet.

Antibiotika helfen nicht gegen Entzündungs

Bei einer Sepsis ist die LPS-Konzentration so hoch, dass der Körper eine verheerende Entzündungsreaktion in Gang setzt, die in 30 bis 50 Porzent der Fälle zum Tode des Patienten führt. „Ein großes Problem ist, dass Medikamente wie Antibiotika bei der Bekämpfung der Bakterien die LPS erst freisetzen, sie aber nicht binden können“, erklärt der Biophysiker Klaus Brandenburg vom Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften. Synthetische Peptide, also kleine Proteine aus 20 bis 50 verknüpften Aminosäuren, können diese Bindefunktion jedoch übernehmen.

Künstliche Peptide als LPS-„Fänger“

Brandenburg und seinem Team ist es jetzt gelungen, Peptide künstlich herzustellen, bei denen ein Peptid-LPS-Verhältnis von 10:1 bereits ausreicht, um die Entzündung zu hemmen. Diese Peptide können darüber hinaus auch bei Vireninfektionen das Immunsystem stärken. Die Wirksamkeit der Peptide bei LPS haben die Forscher sowohl im Reagenzglas als auch in lebenden Organismen erfolgreich nachgewiesen. Nun müssen die Peptide auf mögliche Nebenwirkungen getestet werden.

Brandenburg möchte nach der laufenden vorklinischen Testphase Anfang 2011 mit der klinischen Phase beginnen. Ehe die Zulassung beantragt wird, muss das Arzneimittel an einer großen Anzahl von Patienten getestet werden. Die Marktchancen sind gewaltig: Allein in den USA schätzt man die Ausgaben für die Behandlung von Sepsis auf jährlich 17 Milliarden Dollar, in Deutschland auf 1,77 Milliarden Dollar. „Wir werden uns um die Schutzrechte in Europa, Amerika und Japan bemühen“, so Brandenburg.

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(Leibniz-Gemeinschaft, 11.05.2010 – NPO)

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