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Biotechnologie

Neue Zellen für das Herz

Forschungsprojekt sucht nach Stammzellen für regenerative Medizin

In einem neuen dreijährigen Forschungsprojekt wollen Wissenschaftler gezielt nach Möglichkeiten suchen, Herzerkrankungen wie den Herzinfarkt mithilfe von Stamzellen zu behandeln. Ziel der Forschungsarbeiten ist es, Zellen einer erwachsenen Maus, so genannte somatische Zellen, mittels Fusion mit embryonalen Stammzellen der Maus so zu verjüngen, dass eine Zelllinie entsteht, aus der wiederum Zellen für die Therapie gewonnen werden können.

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Diese neue Zelllinie soll „pluripotent“ sein, sich also zu jedem Zelltyp des Organismus weiterentwickeln können. Dieser Prozess der „Reprogrammierung“ führt zu Zellen mit dem doppelten Gehalt an Erbinformationen (Chromosomensätzen), die sich zum Teil wieder in Zellen mit einfachem Chromosomensatz aufteilen. Im Verbund mit ausgewiesenen Stammzellexperten wird nun untersucht, inwieweit sich die aus den verjüngten Zellen abgeleiteten neuen Zellenlinien für eine Transplantation ins Herz eignen.

Herzerkrankungen wurden als Schwerpunkt dieses Arbeiten auf dem Gebiet der zellbasierten regenerativen Medizin gewählt, weil bereits klinische Erfahrungen mit der Transplantation von Zellen aus dem Knochenmark bei ischämischen Herzerkrankungen, beispielsweise nach einem Herzinfarkt, bestehen. Der therapeutische Nutzen der bisher getesteten Verfahren ist bislang allerdings umstritten, so dass eine Erforschung anderer Zellen als Therapeutikum nötig ist.

Die Koordination des vom BMBF mit rund 1.4 Millionen Euro geförderten Forschungsvorhabens liegt in den Händen von Professor Hans Schöler, Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster, an welchem die grundlegenden zellbiologischen Arbeiten durchgeführt werden.

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Herz-Kreislauf-Erkrankungen Todesursache Nummer 1

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bereits heute für die meisten Todesfälle in den industrieländern verantwortlich – mit steigender Tendenz. Durch den demographischen Wandel und die gesteigerte Lebenserwartung in den westlichen Ländern könnte sich diese Entwicklung noch dramatisch verschärfen. Schätzungen für das US-amerikanische Gesundheitssystem gehen schon jetzt von jährlichen Kosten von rund 18 Milliarden US-Dollar allein für die Behandlung der Über-65-jährigen aus.

Der Forschungsverbund um Prof. Hans Schöler soll deshalb auf der Basis neuester Erkenntnisse eine zelltherapeutische Behandlungsstrategie entwickeln, die für Patienten mittelfristig eine verbesserte Therapie ermöglichen wird, und die in der Folge auch die sozioökonomischen Konsequenzen ischämischer Herzerkrankungen günstig beeinflussen soll.

Kooperation mehrerer Hochschulen und Forschungseinrichtungen

Wissenschaftler der Universität Köln unter Leitung von Prof. Jürgen Hescheler werden dabei die Zellen mittels elektrophysiologischer und immunologischer Methoden detailliert charakterisieren. Forscher der Universität Bonn um Prof. Bernd Fleischmann werden sich mit Fragen der funktionellen Integration (engraftment) sowie der Abstoßungs-Immunologie der transplantierten Zellen und mit Sicherheitsaspekten etwa einer möglichen Tumorentwicklung (Teratome) beschäftigen.

Prof. Martin Zenke vom Uniklinikum Aachen, leitet eine mit allen Arbeitsgruppen vernetzte Plattform zur Genexpressionsanalyse der unterschiedlichen Zell-Typen. Um die gesamte Technologie-Pattform auch für präklinische Studien an Schweinen anwenden zu können, beschäftigt sich Prof. Heiner Niemann, Leiter des Forschungsbereichs Biotechnologie am Institut für Tierzucht (FAL) in Mariensee bei Hannover mit der Übertragung der Fusions-Technologie auf Schweinezellen und mit der Züchtung transgener Schweine, die geeignete Marker zur Verfolgung der transplantierten Zellen tragen.

(MPG, 29.09.2005 – NPO)

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