Anzeige
Biologie

Neue Tierart in der Nordsee entdeckt

DNA-Tests bestätigen Flohkrebs Epimeria frankei als eigene Art

Bei Analysen des Flohkrebses Epimeria cornigera entpuppten sich einige Exemplare als eigene Art. © Alfred-Wegener-Institut / Jan Beermann

Versteckt vor aller Augen: Forscher haben in der Nordsee eine neue Tierart entdeckt – ein seltenes Ereignis. Denn der Flohkrebs Epimeria frankei ist nicht etwa neu eingewandert, sondern war bisher schlicht übersehen worden. Erst DNA-Tests und eine genauere Untersuchung enthüllten, dass der rötliche, bis zu drei Zentimeter große Krebs sich von einer ähnlich aussehenden Schwesterart unterscheidet.

Die Nordsee ist eines der am besten untersuchten Meeresgebiete der Welt – eigentlich. Doch selbst dieser vermeintlich vertraute Teil des Ozeans ist alles andere als komplett erkundet. Immer wieder stoßen Forscher auf unbekannte Phänomene oder neue Tier- und Pflanzenarten. Einige davon sind durch Schiffe eingeschleppt, wie die Asiatische Strandkrabbe, andere jedoch leben schon lange in der Nordsee, wurden aber bisher schlicht übersehen.

Entdeckung durch Zufall

Ein solcher Fall ist auch der Flohkrebs Epimeria frankei. Diese rotgebänderte, bis zu drei Zentimeter große Krebsart ist eigentlich relativ auffallend. Doch weil in der Nordsee die sehr ähnlich aussehende Spezies Epimeria cornigera vorkommt, blieb die wahre Identität dieser Krebse verborgen. „Man rechnet nicht unbedingt damit, in der Nordsee noch auf unbekannte Arten zu stoßen“, sagt Jan Beermann vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.

Entdeckt wurde die Art erst jetzt – durch reinen Zufall: Ursprünglich wollten Beermann und seine Kollegen nur die DNA-Barcodes für verschiedene Nordsee-Krebsarten sammeln und in einer Bibliothek zusammenfassen. Das soll künftig Artzuordnungen erleichtern. Doch bei der Analyse von DNA-Sequenzen der rotgefärbten Epimeria-Flohkrebse stießen sie auf genetische Diskrepanzen.

Die neuentdeckte Flohkrebsart Epimeria frankei(unten) und die Schwesterart Epimeria cornigera © Alfred-Wegener-Institut / Hermann Neumann, Senckenberg am Meer

„Als wir dann genauer hinschauten bemerkten wir, dass einige Tiere beispielsweise spitzere Beinplatten als andere hatten, auch wenn diese subtilen Unterschiede nicht leicht zu erkennen sind“, berichtet Beermann. Von der ersten Vermutung bis zur Bestätigung, dass es sich um eine andere, noch unentdeckte Flohkrebsart handelt, dauerte es allerding noch gut sechs Jahre der intensiven Vergleichsanalysen.

Anzeige

Überlappung in der Nordsee

Jetzt jedoch ist klar: Die Forscher hatten eine neue heimische Flohkrebsart entdeckt. „Der Moment, in dem einem klar wird, dass man eine neue Art entdeckt hat, ist unglaublich spannend und faszinierend“, schildert Beermann. Die Entdeckung mache deutlich, dass die marine Biodiversität auch heute noch unterschätzt werde. Mit E. frankei hat sich die Zahl der bekannten Epimeria-Spezies im nord-östlichen Atlantik auf insgesamt fünf erhöht.

Die Identifizierung der neuen Krebsart erklärt auch, warum diese Krebse zuvor ein vermeintlich ungewöhnlich großes Verbreitungsgebiet hatten: Biologen vermuteten bisher, dass sie vom Mittelmeer bis Island zu finden sind. „Jetzt wissen wir, dass die neue Art, Epimera frankei, vom Mittelmeer bis in die Nordsee reicht, während die alte Art, Epimeria cornigera, eher im nördlichen Nordatlantik zu finden ist“, erklärt Beermann. „Nur in der Nordsee gibt es ein kleines Überlappungsgebiet.“ (Scientific Reports, 2018; doi: 10.1038/s41598-018-25225-x)

(Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, 03.05.2018 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Klima und Wirtschaft

Klimawandel: So teuer wird es

Neue Fossilien vom größten Meeressaurier

Wie schmeckte der Wein der Römer?

Wie Nagetiere ihre Schneidezähne schützen

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Wunderwelt Ozean - Zehn Jahre Volkszählung im Meer - „Census of Marine Life“

Bücher zum Thema

Im Fokus: Meereswelten - Reise in die unbekannten Tiefen der Ozeane Von Nadja Podbregar und Dieter Lohmann

Die Vielfalt des Lebens - Wie hoch, wie komplex, warum? Von Erwin Beck

Das Wattenmeer - Kulturlandschaft vor und hinter den Deichen von Ludwig Fischer, Thomas Steensen, Harm Tjalling Waterbolk

Nachrichten aus einem unbekannten Universum - Eine Zeitreise durch die Meere

Top-Clicks der Woche