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Biologie

Neue Gefahr für Wildbienen

Parasitische Varroa-Milbe fördert Übertragung tödlicher Viren auf Hummel und Co

Hinigbiene und Hummel
Akute Ansteckungsgefahr: Beim Futtersammeln auf derselben Blüte kann die Honigbiene das tödliche Flügeldeformationsvirus auf die Hummel übertragen. © Vincent Doublet

Fatale Nachbarschaft: Wenn Honigbienen in einem Stock stark mit der blutsaugenden Varroa-Milbe befallen sind, dann wird es auch für Hummeln und anderer Wildbienen gefährlich. Zwar sind diese gegen die Milbe immun, nicht aber gegen das tödliche Flügeldeformationsvirus (BWV). Dieses wird verstärkt auf Wildbienen übertragen, wenn Honigbienen mit Varroa befallen sind, wie Forscher nun nachgewiesen haben.

Weltweit kämpfen Bienenvölker um ihr Überleben. Von Nahrungsmangel, Pestiziden und dem Klimawandel geschwächt, werden Honigbienen immer häufiger von der blutsaugenden Varroa-Milbe befallen. Diese wiederum kann das tödliche Flügeldeformationsvirus (DWV) auf ihre Wirte übertragen – ein Virus, das Bienenlarven sterben lässt und bei erwachsenen Bienen verkrüppelte Flügel verursacht.

Gefahr auch für Wildbienen?

Doch wie gefährlich sind diese Honigbienen-Krankheiten für Wildbienen? Zumindest die Varroa-Milbe ist bisher auf Honigbienen spezialisiert und scheint Hummeln und Co nicht als Wirte anzunehmen, wie Beobachtungen zeigen. Anders aber ist dies mit den Flügeldeformationsvirus. Nachdem dieser Erreger ebenfalls lange als spezifisch für die Honigbienen galt, stießen Forscher 2014 auf erste Indizien für eine Übertragung des Virus von Honigbienen zu Wildbienen.

Jetzt hat sich dieser Verdacht erhärtet. Robyn Manley von der University of Exeter und ihr Team haben herausgefunden, dass Honigbienen Hummeln mit dem Flügeldeformationsvirus anstecken können – und dass die Varroa-Milbe dafür eine entscheidende Rolle spielt. Für ihre Studie hatten die Forscher den Milben- und Virenbefall von Honigbienen und Wildbienen auf mehreren Inseln im Ärmelkanal untersucht.

Wo Milben sind, befällt das Virus mehr Hummeln

Es zeigte sich: Auf den Inseln, auf denen es keine Varroa-Milben gab, waren fast nur Honigbienen mit dem Flügeldeformationsvirus befallen. Die Virenlast innerhalb der Populationen blieb aber relativ gering. Anders war dies dagegen auf den Inseln, auf denen die Varroa-Milbe bereits eingeschleppt worden war. Dort waren die Honigbienen nicht nur von diesen Parasiten befallen, sie litten auch verstärkt unter dem Virus.

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„Unsere Ergebnisse zeigen klar, dass die Varroa-Milbe die Prävalenz und die Virenlast des Flügeldeformationsvirus in ihrem Wirt, der Honigbiene, erhöht“, berichten die Forscher. Das Bedenkliche jedoch: In diesen Gebieten waren auch Hummeln vermehrt von dem tödlichen Virus befallen. „Obwohl die Milbe nur Honigbienen befällt, führte ihre Präsenz zu einem stärkeren Befall der Hummeln mit dem Virus“, so Manley und ihr Team.

Ansteckung auf der Blüte

Wie aber kommt das Virus von der Honigbiene zur Hummel? „“Die Milbe fungiert als Virus-Taxi nur innerhalb einer Wirtsart. Für den Sprung auf den anderen Wirt wählt das Virus einen anderen Weg und springt direkt von Wirtstier zu Wirtstier“, erklärt Manley. „Honig- und Wildbienen teilen sich gemeinsame Lebensräume und nutzen dieselben Pflanzen. Dabei kommt es wohl zur Übertragung von der einen Wirtsart auf die andere.“

Diese direkte Ansteckung bestätigen auch DNA-Analysen, bei denen die Forscher das Erbgut der Viren in Hummeln und Honigbienen verglichen. „Es findet eindeutig eine zwischenartliche Übertragung statt, weil die gleichen Genotypen der Viren in allen Bienenarten gefunden werden“, schlussfolgern Manley und ihr Team aus ihren Ergebnissen.

Kampf gegen Milben schützt auch Wildbienen

Nach Ansicht der Forscher unterstreicht dies, wie wichtig der Kampf gegen die Varroa-Milbe in Bienenstöcken ist. Denn wenn der Milbenbefall eingedämmt wird, werden nicht nur weniger Honigbiene von den tödlichen Flügeldeformationsvirus befallen, sondern auch weniger Wildbienen. „Daher ist es auch ökologisch von großer Bedeutung, die Honigbienenvölker milbenfrei zu halten“, betonen die Wissenschaftler. (Ecology Letters, 2019; doi: 10.1111/ele.13323)

Quelle: Universität Ulm

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