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Biologie

Neue exotische Mückenart in Deutschland

Nachweis der Stechmücke Aedes koreicus in Hessen spricht für Ausbreitung der Art

Aedes koreicus
Weibchen der ostasiatischen Mückenart Aedes koreicus – diese Spezies kommt jetzt auch in Deutschland vor. © Dorian D. Dörge/ Senckenberg & Goethe-Universität

Stechende Einwanderer: Nach der Asiatischen Tigermücke und der Asiatischen Buschmücke breitet sich nun eine dritte exotische Mückenart in Deutschland aus. Darauf deuten Funde von gleich vier Exemplaren nebst Eiern und Larven in Hessen hin. Es handelt sich um die ursprünglich aus Asien stammende Mückenart Aedes koreicus, die wie die anderen Aedes-Arten krankmachende Viren übertragen kann. Forscher vermuten, dass die neuen Funde Vorboten einer flächendeckenden Ausbreitung sind.

Mit dem milder werdenden Klima kommen auch neue Mückenarten nach Deutschland – Spezies, die ursprünglich nur in wärmeren Gefilden wie dem Mittelmeerraum oder Asien heimisch waren. Bereits vor einigen Jahren wiesen Forscher die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) in Deutschland nach. 2015 belegten dann Funde von Eiern und Puppen der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus), dass auch diese ursprünglich aus den Tropen stammende Mückenart inzwischen bei uns überwintern kann und sich etabliert hat.

Das Bedenkliche daran: Gerade die Stechmücken der Aedes-Gattung sind häufige Überträger krankmachender Viren, darunter das West-Nil-Virus, das Zika-Virus, das Chikungunya-Virus oder das Dengue-Virus.

Erst Bayern, jetzt Hessen

Jetzt gibt es Anzeichen dafür, dass auch eine dritte Aedes-Mücke nach Deutschland eingewandert ist. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt haben bei einem Mücken-Monitoring in Hessen gleich vier Exemplare der Art Aedes koreicus identifiziert. Diese Mückenart stammt aus Ostasien und ist eigentlich in Korea, Japan, China und Teilen Russlands zu Hause.

Nach nur einem Einzelfund bei Augsburg im Jahr 2015 ist dies der erste Beleg dafür, dass sich diese Mückenart inzwischen weiter in Deutschland verbreitet haben könnte. „Darüber hinaus konnten wir bei Beprobungen im Mai und Juli 2018 an derselben Stelle erneut Larven und Puppen dieser Mückenart nachweisen. Es ist daher wahrscheinlich, dass in Hessen eine ganze Population überwintert hat und diese Mücke langsam anfängt, sich in Deutschland auszubreiten“, erklärt Klimpel.

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Ausbreitung wahrscheinlich

Die Stechmücke Aedes koreicus wurde erst vor relativ kurzer Zeit erstmals in Europa nachgewiesen. Zuerst gemeldet wurde sie 2008 in Belgien, inzwischen könnte sie auch in Italien, der Schweiz und in Ungarn bereits etabliert sein. „Eine Ausbreitung in Deutschland wäre demnach neu, liegt aber nahe, denn das Ausbreitungspotential und die klimatischen Vorlieben ähneln denen der bereits in Deutschland heimischen Asiatischen Tigermücke und Asiatischen Buschmücke“, erklärt Klimpels Kollegin Antje Steinbrink.

Ob sich die Ausbreitung der neuen Mückenart in Deutschland noch verhindern lässt, ist offen: „Wenn sich bislang nur eine kleine Population einer neuen Mückenart in Deutschland angesiedelt hat, kann man diese gegebenenfalls zurückdrängen. Haben sich die Mücken erst großflächig ausgebreitet, ist diese Chance jedoch vertan“, sagt Klimpel.

Potenzieller Überträger von Chikungunya und Japan-Enzephalitis

Ähnlich wie die beiden anderen bisher neu in Deutschland etablierten Aedes-Arten kann auch Aedes koreicus Krankheitserreger beherbergen und beim Stich auf Menschen übertragen. „Aedes koreicus kann nachgewiesenermaßen das Virus der Japanischen Enzephalitis übertragen und Laborversuche haben belegt, dass die Mücken das Chikungunya-Virus verbreiten können. Darüber hinaus können die Mücken Menschen mit Fadenwürmern (Dirofilarien) infizieren“, berichtet Steinbrink.

Nicht zuletzt deswegen werden die Wissenschaftler die neue Population genau im Auge behalten. (Parasitology Research, 2019; doi: 10.1007/s00436-019-06232-x)

Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

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