Wissenschaftler haben im menschlichen Mund eine neue Bakterienart entdeckt. Wie die Forscher berichten, ist sie nur eine von vielen noch unbekannten Mikroben in und auf unserer Mundschleimhaut. Die Erforschung und Identifizierung dieser sehr speziellen Lebenswelt kann dazu beitragen, auch Krankheiten wie Karies und Paradontose besser zu verstehen.
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„Der Mund eines gesunden Menschen ist Heimat einer unglaubliche Vielfalt von Mikroben, darunter Viren, Pilzen, Protozoen und Bakterien”, erklärt Zahnmediziner William Wade vom King’s College in London, der die Studie leitete. „Die Bakterien sind die zahlreichsten: Es gibt 100 Millionen davon in jedem Milliliter Speichel und mehr als 600 verschiedenen Arten. Die Hälfte von ihnen muss erst noch bestimmt werden.“ Veränderungen des sensiblen Gleichgewichts dieser Mundflora tragen vermutlich zur Entstehung von oralen Erkrankungen wie Karies und Paradontose bei.
Die Wissenschaftler untersuchten in ihrer Studie sowohl gesunde Mundschleimhaut als auch Tumoren des Mundbereichs und entdeckten dabei drei Stämme der Gattung Pevotella, die zuvor nicht bekannt waren. Bakterien dieser Gattung sind Teil der normalen mikrobiellen Flora, stehen aber zum Teil auch mit verschiedenen oralen Krankheiten und Infektionen anderer Körperbereiche in Zusammenhang.
“Interessanterweise wurde diese Art sowohl bei gesunder Schleimhaut als auch bei Tumoren aus dem Inneren oraler Gewebe isoliert“, so Wade. „Das bestätigt andere Studien, die zeigten, dass orale Bakterien sowohl in Gewebe als auch in Zellen eindringen können.“ Die Forscher tauften die neue Art
Prevotella histicola, wobei histicola „Gewebebewohner” bedeutet.
(Society for General Microbiology, 12.08.2008 – NPO)