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Genetik

Mutationen bringen Herz aus dem Takt

Neue Erkenntnisse zu angeborenen Herzrhythmusstörungen

Neue Erkenntnisse zu den molekularen Ursachen von angeborenen Herzrhythmusstörungen hat eine internationale Forschergruppe vorgelegt. Bei Patienten die an diesem so genannten "lange QT-Syndrom" leiden, ist die Funktion von bestimmten Ionenkanälen genetisch bedingt gestört. Den Wissenschaftlern konnten nun bisher unbekannte Mutationen im Kaliumkanalgen HERG aufdecken.

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Die Forscher um Dr. Dirk Isbrandt vom Zentrum für Molekulare Neurobiologie (ZMNH) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sowie ihre Kollegen aus Münster, Italien, Frankreich und den USA berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Human Molecular Genetics".

Das "lange QT-Syndrom" tritt in einer Häufigkeit von etwa eins zu 7.000 bis 10.000 auf und ist durch plötzlich auftretende, unter Umständen tödlich verlaufende Herzrhythmusstörungen gekennzeichnet.

Für die Ausprägung dieser Krankheit sind unter anderem Mutationen in einem Natrium- oder zwei Kaliumkanalgenen verantwortlich. Den Forschern um Isbrandt gelang es nun, bisher nicht beschriebene Mutationen im Kaliumkanalgen HERG zu identifizieren.

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Beim gesunden Menschen führt emotionale Belastung oder körperliche Anstrengung zur erhöhten Aktivität der Ionenkanäle und zu einer Zunahme der Herzfrequenz, also zum beschleunigten Zusammenziehen und Entspannen des Herzens. Hierbei ist insbesondere der HERG-Kanal für die Entspannung des Herzmuskels verantwortlich. Bei Patienten mit HERG-Mutationen treten dagegen unter Stress häufig Herzrhythmusstörungen auf.

Therapie mit Beta-Blockern besonders effektiv

Die Forscher fanden heraus, dass die veränderten HERG-Kanäle nicht auf das "Stress-Signal" reagieren. Dies liegt an der gestörten Interaktion mit einem bestimmten Protein, das beim gesunden Menschen durch die Bindung an den HERG-Kanalkomplex zu dessen erhöhter Aktivität führt. Weil die veränderten HERG-Kanäle nicht aktiviert werden, während gleichzeitig alle anderen Kanäle auf das Stress-Signal reagieren, kommt es zu Herzrhythmusstörungen.

Dies erklärt auch, warum bei Patienten mit Mutationen im HERG-Kanal die Therapie mit so genannten Beta-Blockern besonders effektiv ist: Da Beta-Blocker die Aktivierung erregend wirkender Kanäle unter Stress reduzieren, kommt es nicht zu einem Ungleichgewicht zwischen der Aktivierung der HERG- und derjenigen der anderen Kanäle.

(idw – Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 20.11.2006 – DLO)

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