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Neurobiologie

Musik verändert das Gehirn

Schon 20 Minuten üben lässt neue Nervenverbindungen wachsen

Musizieren verändert das Gehirn: Durch das Spiel auf der Geige etwa entstehen neue Nervenverbindungen, die nach und nach ein feines Netzwerk im Gehirn bilden. Dadurch die Regionen für Gehör und Fingerfertigkeit wachsen. Aktuelle Untersuchungen zu diesen plastischen Anpassungsvorgängen des Gehirns haben Wissenschaftler nun auf dem 80. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Berlin vorgestellt.

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Ein Musiker beginnt schon als Kind, sein Gehör zu formen: Durchschnittlich zehn Jahre mit 10.000 Übungsstunden liegen heute hinter einem 18-jährigen Bewerber einer Musikhochschule. „Musikwahrnehmung und aktives Musizieren auf hohem Niveau gehören zu den anspruchsvollsten menschlichen Tätigkeiten“, erläutert Professor Eckart Altenmüller von der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. „Das Nervensystem geht hier an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit“, erklärt der Neurologe, der am Institut für Musikphysiologie und Musikermedizin forscht. Denn Musiker müssen sehr komplexe Bewegungsabläufe ausüben, die das Gehör in Echtzeit einer strengen Kontrolle unterzieht. Dabei wächst die Präzision des Gehörs ständig und mit ihr die Hörregionen im Gehirn.

Schon 20 Minuten reichen für eine Veränderung

Die enorme Wandlungsfähigkeit des Gehirns bleibt ein Leben lang erhalten, das zeigen Versuche mit erwachsenen Klavieranfängern. Schon nach 20-minütigem Üben lassen sich bei den frisch gebackenen Pianisten neue Nervenverbindungen nachweisen: Großhirnbereiche für Hören, Sinneswahrnehmung und Bewegung verknüpfen sich verstärkt. Nach fünf Wochen zeigt sich eine weitere Anpassung an das neue Hobby: Beim Hören von Musik werden nun Regionen im Großhirn aktiv, die für die Steuerung der Hand zuständig sind. Umgekehrt aktiviert das Spielen auf einer „stummen Klaviertastatur“ die für das Hören zuständigen Regionen.

Spezialisierung auf Instrument

Bei Spitzenmusikern ist das Gehirn sogar auf verschiedene Instrumente spezialisiert: Bei Trompetern etwa reagieren bestimmte Nervenzellen stärker auf Trompetentöne als auf den Klang einer Geige. Bei Geigern ist es genau umgekehrt, berichtet Professor Altenmüller im Vorfeld des DGN-Kongresses. Für die Musiker haben diese Erkenntnisse der Forscher auch praktische Bedeutung: Sie üben nicht nur durch eigenes Musizieren, sondern auch durch Zuhören und sorgfältiges Beobachten anderer Musiker.

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(Deutschen Gesellschaft für Neurologie, 05.09.2007 – NPO)

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