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Zoologie

Mit GPS auf „Luchsjagd“

Neue Technik liefert Erkenntnisse über das Revierverhalten

Luchs mit GPS-Halsband © Bayerisches Umweltministerium

Bayerns wilde Luchse pirschen mit Sieben-Meilen-Stiefeln durchs Revier. Innerhalb von sechs Wochen legen sie mehr als 260 Kilometer zurück und durchstreifen dabei ein Gebiet von 33.000 Hektar. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse eines neuen Projekts bei dem Wissenschaftler erstmals mithilfe von GPS-Halsbändern das Revierverhalten der Räuber untersuchten.

„Der Luchs ist ein wahrer Marathonläufer“, kommentierte Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf die Untersuchungsergebnisse. Der Luchs hat in den letzten Jahren Bayern als Lebensraum zurück „erobert“. Neben seiner „neuen Heimat“ im Bayerischen Wald ist er auch schon im Fichtelgebirge, im Frankenwald, im Altmühltal und in der Fränkischen Schweiz gesichtet worden. Nachdem inzwischen auch Wölfe das bayerisch-böhmische Grenzgebirge durchstreifen, hat Schnappauf jetzt veranlasst, dass eine Arbeitsgruppe „Große Beutegreifer“ eingerichtet wird, um mit allen beteiligten Interessensgruppen ein akzeptiertes und langfristiges Miteinander von Mensch und Tier zu erreichen.

Im Nationalpark Bayerischer Wald wurde am 8. März ein wilder Luchs gefangen, mit einem GPS-Halsband versehen und wieder freigelassen. Seitdem erhalten die Luchs-Forscher zwei- bis viermal täglich die aktuellen Aufenthaltsorte des Luchses per SMS mit einer Genauigkeit von zirka zehn Metern. Bis zu 20 Kilometer legte der Luchs an einem Stück zurück, und das nicht nur nachts wie ursprünglich vermutet, sondern auch tagsüber. Der Luchs und seine Verbreitung sowie seine Rolle im Bergwaldökosystem beiderseits der Grenze soll in den nächsten Jahren einen Forschungsschwerpunkt des Nationalparks Bayerischer Wald bilden. Hierzu werden in einer Testphase zunächst zwei Luchse mit einem satellitengestützten Senderhalsband (GPS-Empfänger) versehen. Ist die Testphase erfolgreich, erhalten bis zu sechs Luchse und zehn Rehe einen Sender, um die Interaktion zwischen Jäger und Beute zu erforschen.

Ziel des parkübergreifenden Projektes ist, den Luchsbestand möglichst genau zu erfassen und eventuelle Populationstrends zu ermitteln sowie die Menschen vor Ort sachlich und fachlich fundiert zu informieren. Der Naturpark verwaltet auch den im Jahr 1997 von Landesjagdverband, Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz beim Symposium von Deggendorf eingerichteten Luchsfonds zur Entschädigung von Haustierrissen. Desweiteren wurden inzwischen über 100 Luchsberater vom Naturpark zusammen mit dem Landesjagdverband geschult. Luchsberater sind regionale Ansprechpartner, die vor Ort möglichen Luchshinweisen nachgehen. Sie begutachten Risse an Nutz- und Wildtieren und informieren und beraten die Bevölkerung in Sachen Luchs.

Der Luchs ist inzwischen in Bayern, Sachsen, Thüringen, Tschechien und Österreich verbreitet. Deshalb komme dem bayerischen Umweltministerium die Rolle einer Luchs-Schaltzentrale zu, um die zahlreichen Aktivitäten der verschiedenen Interessensgruppen zu koordinieren, so der Minister. Derzeit erstellt das Landesamt für Umweltschutz eine Luchsdatenbank, in der die Daten aller Interessensgruppen und Institutionen zentral zusammen laufen, und erarbeitet ein „Luchskonzept“ für Bayern, das die biologischen und tiergeographischen Grundlagen zusammenträgt. Darüber hinaus soll in der Arbeitsgruppe „Große Beutegreifer“ mit allen beteiligten Interessensgruppen einheitliches Vorgehen abgestimmt werden.

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(Bayerisches Umweltministerium, 22.04.2005 – DLO)

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