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Paläontologie

Missing Link im Krokodilstammbaum entdeckt

Urzeitkrokodil war gepanzert, besaß aber eine Schwanzflosse

So könnte Magyarosuchus fitosi ausgesehen haben. © Marton Szabo

Als die Krokodile Flossen bekamen: Forscher haben ein Fossil entdeckt, das eine Lücke im Krokodilstammbaum füllt. Die 180 Millionen Jahre alten Knochen gehören demnach zu einer Echse, die über den von heutigen Krokodilen bekannten Panzer verfügte – gleichzeitig aber eine Schwanzflosse hatte. Damit stellt der Fund ein wichtiges Bindeglied aus der Phase dar, als sich im Jura-Zeitalter Delfin-ähnliche Formen von Krokodilen zu entwickeln begannen.

Krokodile gehören zu den ältesten heute lebenden Tieren auf dieser Erde. Sie bevölkerten unseren Planeten bereits in der Ära der Dinosaurier – und überlebten jenes große Massenaussterben, das diese einst so erfolgreichen Wesen vor 66 Millionen Jahren völlig auslöschte. Wir kennen Krokodile als gepanzerte Echsen mit kurzen Beinen und abgeflachtem Schwanz. Doch unter den urzeitlichen Verwandten dieser Reptilien gab es auch Arten, die ganz anders aussahen.

So existierten zwar auch im Jurazeitalter an Bauch und Rücken gepanzerte Krokodile mit Gliedmaßen, die sich sowohl für die Fortbewegung an Land als auch im Wasser eigneten. Eine andere Gruppe von Urzeitkrokodilen war dagegen stark an ein Leben im Meer angepasst: Einige Arten dieser sogenannten Thalattosuchia sahen heutigen Delfinen wohl ähnlicher als heutigen Krokodilen. Sie hatten Schwanz- und Schwimmflossen und keinen verknöcherten Panzer.

Panzer und Flosse

Wissenschaftler um Attila Ősi von der Eötvös Universität in Budapest haben nun ein Fossil entdeckt, das die typischen Merkmale dieser beiden Gruppen vereint. Die in Ungarn gefundenen, 180 Millionen Jahre alten Knochen gehören demnach zu einem Krokodil, das zu Lebzeiten einen Panzer und kräftige Füße besaß – gleichzeitig jedoch über eine rudimentäre Schwanzflosse verfügte.

„Dieses Fossil liefert einen einzigartigen Einblick in die Zeit, als sich vor mehr als 180 Millionen Jahren Delfin- und Killerwal-ähnliche Formen von Krokodilen zu entwickeln begannen“, sagt Mitautor Mark Young von der University of Edinburgh. „Die Anwesenheit von Panzer und Flosse zeigt, wie vielfältig die Krokodile der Jura-Ära waren.“

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Mit ihrem Mosaik-gleichen Aussehen stellt die Magyarosuchus fitosi getaufte Art ein zuvor fehlendes Bindeglied im Stammbaum der Krokodile dar – das Missing Link zwischen Land- und Meereskrokodilen. Doch nicht nur das: Mit ihren 4.70 bis 4.80 Metern Körperlänge war die Urzeitechse wohl auch einer der größten Räuber der Küstenregionen der damaligen Zeit, wie die Forscher berichten. (PeerJ, 2018; doi: 10.7717/peerj.4668)

(University of Edinburgh, 14.05.2018 – DAL)

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