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Biologie

Menschenvirus tötet Berggorillas

Übertragung von Krankheitserregern vom Menschen auf Gorillas

Gorillas © Mountain Gorilla Veterinary Project

Menschenviren können auch auf Menschenaffen übergehen und sind vermutlich der Grund für eine zunehmende Häufigkeit schwerer Infekte bei den Tieren. Das belegt jetzt eine im Journal „Emerging Infectious Diseases” veröffentlichte Untersuchung an den akut vom Aussterben bedrohten Berggorillas in Afrika. In den Geweben von zwei 2009 gestorbenen Gorillas wiesen Tierärzte ein Virus nach, das normalerweise Atemwegserkrankungen beim Menschen auslöst, für die Tiere aber letztlich tödlich war.

Mensch und Gorilla teilen rund 98 Prozent ihrer DNA. Diese enge genetische Verwandtschaft lässt beide Primatengruppen viele Eigenschaften teilen, aber auch viele Anfälligkeiten für Krankheiten. Der Sprung eines Erregers über die Artgrenze seines Ursprungswirts hinweg wird umso leichter, je enger verwandt eine andere Art ist. Besonders für den Berggorilla (Gorilla beringei beringei) könnte sich dies fatal auswirken.

Denn diese in einem begrenzten Verbreitungsgebiet in Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo lebende Gorillaart ist nicht nur akut vom Aussterben bedroht, ihr Schutzgebiet ist auch von einem der am dichtesten besiedelten Ballungsräume Afrikas eingeschlossen. Zusätzlich besuchen auch Tausende von Touristen und Einheimischen jedes Jahr den Nationalpark

Ein zunehmender Kontakt mit Menschen ist daher kaum zu vermeiden – und damit auch nicht die potenzielle Übertragung von Krankheitserregern.

Zunahme der Atemwegsinfekte bei Berggorillas

In den letzten Jahren stellten die Tierärzte des Mountain Gorilla Veterinary Project bereits eine Zunahme der Häufigkeit und Schwere von Atemwegserkrankungen bei den Gorillas fest, deren Ursache jedoch zunächst rätselhaft blieb. „Die Infektionen, die wir hier am häufigsten sehen, betreffen die Atemwege. Das Spektrum reicht dabei von einer leichten Erkältung bis hin zu einer schweren Lungenentzündung“, erklärt Gorilla-Ärztin Linda Lowenstine von der Universität von Kalifornien. In einem Krankheitsausbruch im Jahr 2009 erkrankten Tiere der in Ruanda lebenden zwölfköpfigen Hirwa-Gruppe. Zwei Tiere, ein erwachsenes Weibchen und ein neugeborenes Junges starben.

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Menschen-Virus tötet zwei Tiere

Welcher Erreger diese Todesfälle verursachte, hat ein ruandisch-amerikanisches Forscherteam jetzt herausgefunden. Die Analyse von Geweben der toten Tiere ergab, dass beide Gorillas von einem RNA-Virus befallen waren, dass normalerweise beim Menschen vorkommt. Das so genannte humane Metapneumovirus (HMPV) löst vor allem bei Kindern Atemwegserkrankungen aus und ist in der menschlichen Bevölkerung nahezu flächendeckend verbreitet.

Offenbar starb das Gorillaweibchen zwar an einer sekundären bakteriellen Lungenentzündung, die vorherige Erkrankung an dem humanen Virus ebnete dieser jedoch höchstwahrscheinlich den Weg. In den Geweben des Gorillajungen wurden ebenfalls Virenspuren nachgewiesen.

„Weil es nur noch weniger als 800 lebende Berggorillas gibt, ist jedes einzelne Individuum entscheidend wichtig für das Überleben der Spezies”, erklärt Mike Cranfield, Exekutivdirektor des Mountain Gorilla Veterinary Project. „Aber auch Berggorillas sind von Menschen umgeben und diese Entdeckung macht klar, dass auch das Leben in einem geschützten Nationalpark keine Barriere für menschliche Krankheiten darstellt.“

(UC Davis, 31.03.2011 – NPO)

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