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Biologie

Menschenaffen erstmals beim Schwimmen gefilmt

Schimpanse und Orang-Utan bewegen sich im Wasser ähnlich wie wir Menschen

Schimpanse Cooper beim Schwimmen im Pool © Renato Bender

Zum ersten Mal haben Forscher Menschenaffen beim Schwimmen beobachtet und gefilmt. Die Aufnahmen zeigen, dass die Affen dabei ihre Arme und Beine nicht wie die meisten anderen Säugetiere bewegen, sondern eher wie wir Menschen beim Brustschwimmen. Zudem müssen auch sie das Schwimmen erst lernen – wie wir Menschen auch. Das könnte dafür sprechen, dass schon die Vorfahren von Menschenaffe und Mensch sich im Wasser anders verhielten als andere Säuger, so die Forscher im Fachmagazin „American Journal of Physical Anthropology“.

Bisher galten Schimpansen, Gorillas oder Orang-Utans als wasserscheu und als nicht dazu fähig, das Schwimmen zu lernen. Unter anderem deshalb sind noch heute viele Affengehege in Zoos und Tierparks von Wassergräben umgeben. Tatsächlich ertrinken Affen oft, wenn sie in tiefes Wasser geraten. Daher ging man lange Zeit davon aus, dass dies eine der vielen Unterschiede zwischen Mensch und Menschenaffe ist: Wir mögen das Wasser und lernen zu schwimmen, die Affen meiden es.

Tauchender Schimpanse und schwimmender Orang-Utan

Doch zwei vom Menschen aufgezogenen Affen, ein Schimpanse und ein Orang-Utan haben nun Primatenforscher der Universität von Witwatersrand in Südafrika und der Universität Bern eines Besseren belehrt: „Wir waren extrem überrascht, als der Schimpanse Cooper mehrfach in einem Swimming-Pool untertauchte und sich dabei augenscheinlich sehr wohl fühlte“, berichtet Renato Bender von der Witwatersrand University. Die Forscher spannten zwei Seile durch das Becken, um zu verhindern, dass der Schimpanse Cooper im tiefen Wasser geriet. Doch das Tier tauchte stattdessen nach Objekten, die am Grunde des zwei Meter tiefen Beckens lagen. „Das war ein erstaunliches Verhalten für ein Tier, das vermeintlich Angst vor dem Wasser hat“, so Bender.

Orang-Utan Surija beim Schwimmen gefilmt© Wiley / American Journal of Physical Anthropology

Wenig später beobachteten die Wissenschaftler Cooper auch dabei, wie er an der Oberfläche des Pools umherschwamm. Ein ähnliches Verhalten zeigte auch der Orang-Utan Suriya, der in einem privaten Zoo in South Carolina aufgewachsen war: Er kann bis zu zwölf Meter weit schwimmen und tut dies auch durchaus häufig. Das Auffällige an beiden schwimmenden Menschenaffen: Keines der beiden Tiere zeigte das sogenannte Hundepaddeln, das andere Säugetiere instinktiv nutzen, um vorwärts zu kommen. Stattdessen bewegte der Schimpanse seine Hinterbeine vorwiegend synchron, der Orang-Utan seine abwechselnd. Beide aber schaufelten mit ihren Armen das Wasser zur Seite weg – nicht nach unten wie beim Hundepaddeln.

Mensch und Affe haben das instinktive Hundepaddeln verlernt

Inzwischen haben die Forscher auch von anderen Menschenaffen erfahren, die sowohl schwimmen als auch tauchen können. „Aber Cooper und Suriya sind die einzigen, die wir dabei filmen konnten“, so Nicole Bender von der Universität Bern. Das Verhalten der Menschenaffen in Wasser sei bisher von der Anthropologie weitgehend vernachlässigt worden. „Das ist einer der Gründe, warum das Schwimmen von Menschenaffen noch nie zuvor wissenschaftlich beschrieben worden ist“, so Renato Bender.

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Nach Ansicht beider Forscher deutet die Schwimmbewegung der Menschenaffen auf eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen und dem Menschen hin: Die Vorfahren beider könnten die instinktive Fähigkeit mittels Hundepaddeln zu schwimmen im Laufe der Entwicklung verloren haben. Stattdessen nutzten sie ihre Fähigkeit, sich aufzurichten, um beispielsweise flache Flussläufe watend zu überqueren. Ist das Wasser zu tief um zu waten, beginnen die Menschenaffen offenbar nicht instinktiv zu schwimmen, sondern müssen die Technik dazu erst lernen – so wie wir Menschen.

„Wir wissen noch nicht, wann die Vorfahren des Menschen damit begannen, häufiger zu schwimmen und zu tauchen“, sagt Nicole Bender. An diesem Punkt sei noch vieles unklar und müsse erst erforscht werden. (American Journal of Physical Anthropology, 2013; doi: 10.1002/ajpa.22338)

(Wits University, 15.08.2013 – NPO)

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