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Zoologie

Mausmakis: Ältere Männchen sind die Halbstarken

Verhalten wird mit höherem Lebensalter mutiger und riskanter

Grauer Mausmaki im Kirindy-Wald in Madagaskar © Melanie Dammhahn / Deutsches Primatenzentrum GmbH, Leibniz-Institut für Primatenforschung

Bei den grauen Mausmakis auf Madagaskar gilt das Motto: Je oller, je doller. Die jungen Männchen verhalten sich vorsichtig wie Greise, ihre älteren Geschlechtsgenossen sind dagegen vorwitzig wie Halbstarke. Den Grund für dieses seltsame Verhalten hat eine deutsche Forscherin herausgefunden. Prägend für die individuelle Persönlichkeit der nur rattengroßen Primaten sei das Verhältnis von Überlebenschance und Fortpflanzungserfolg, berichtet sie im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B“. Für jüngere Mausmaki-Männchen ist es demnach zunächst wichtiger, überhaupt zu überleben, für die älteren sei der Paarungserfolg dagegen entscheidender als die noch verbleibende Lebenszeit.

Ältere Mausmakis hätten nur wenig zu verlieren, da ihre beste Zeit um Nachwuchs zu zeugen schon erreicht sei, erklärt Melanie Dammhahn vom Leibniz Institut für Primatenforschung in Göttingen. Daher lohne es sich für sie, durch mutigeres, aggressiveres Auftreten noch möglichst viele Weibchen zur Paarung zu bewegen – auch wenn sie dadurch leichter von Feinden entdeckt und getötet werden können. Tatsächlich sinke die Überlebenschance der älteren Männchen durch dieses Verhalten um etwa ein Viertel, verglichen mit den generell vorsichtigeren Weibchen, sagt die Forscherin.

Überlebenschancen für Mausmaki-Männchen sind gering

„Die einjährigen Männchen haben dagegen viel zu verlieren, denn ihre größten Chancen, Nachwuchs zu zeugen, liegen erst in der Zukunft“, sagt Dammhahn. Im ersten Jahr sei der Erfolg dieser jungen Männchen bei den Weibchen gering. Erst wenn sie es schafften, bis zur nächsten Paarungssaison zu überleben, wüchsen auch ihre Chancen. Denn dann seien sie größer und damit für die Weibchen attraktiver.

Doch die Überlebenschancen für Mausmaki-Männchen sind gering: Viele sterben schon im ersten Jahr, die meisten werden nur zwei bis drei Jahre alt. Nach Ansicht der Forscherin könnte dies erklären, warum die jungen Männchen deutlich scheuer und vorsichtiger sind als die älteren: Sie investieren in ihre zukünftigen Fortpflanzungschancen, während die älteren Männchen sich nur noch auf ihre aktuellen Chancen konzentrieren.

Mausmakis sind rattengroße Primaten, die nachtaktiv sind und daher besonders große Augen besitzen. © Melanie Dammhahn / Deutsches Primatenzentrum GmbH, Leibniz-Institut für Primatenforschung

Maki-Verhalten in ungewohnter Umgebung beobachtet

Dammhahn hatte ihre Studie im Wald von Kirindy durchgeführt, einem geschützten Waldgebiet im Westen Zentral-Madagaskars. Dort hatte sie 117 Mausmakis verschiedenen Alters und beider Geschlechter vorübergehend eingefangen, ihr Verhalten in einer Experimentierbox getestet und sie dann wieder freigelassen.

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Zunächst beobachtete und filmte die Forscherin das Verhalten der Primaten in der ungewohnten Umgebung der etwa Umzugskarton-großen Box. Anschließend legte sie ein Plastikauto und dann eine Gummiente in die Box. Auch hier beobachtete die Forscherin wieder, wie die Mausmakis auf diese ihnen unbekannten Objekte reagierten.

Weibchen und junge Männchen reagierten dabei sehr vorsichtig und eher scheu, wie die Forscherin berichtet. Sie begannen nur sehr langsam damit, die neuen Objekte und ihre Umgebung zu erkunden. Mehr als drei Jahre alte Männchen seien dagegen sowohl mutiger als auch erkundungsfreudiger gewesen. (Proceedings of the Royal Society B, 2012; doi:10.1098/rspb.2012.0212)

(Proceedings of the Royal Society B / dapd, 07.03.2012 – NPO)

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